Nach der rhetorischen Frage „Bin ich der Hüter meines Bruders“ geht Kain hin und gründet die erste Stadt. Zur Vorgeschichte der ersten Stadtgründung gehören
– der Brudermord,
– das vom Ackerboden zu Gott schreiende Blut,
– die Rast- und Ruhelosigkeit Kains auf der Erde,
– seine Erkenntnis, daß seine Schuld zu schwer sei, als daß er sie tragen könnte, und seine Furcht, daß, wer ihn findet, ihn erschlagen werde,
– und dazu das Zeichen Gottes, daß ihn keiner erschlage, und seine Zusage, daß jeder, der Kain erschlägt, siebenfacher Rache verfallen wird.
Götzendienst als Grund der Trägheit (Anmerkung zur Theologie der deutschen Sprache): Das ungelebte Leben „ergötzt“ sich am Nichtleben der andern (an ihrem Unglück, ihrer Dummheit, ihrer Bosheit). Ist diese Ergötzung nicht das Nichts, der Abgrund, aus dem der Weltbegriff hervorgeht und an den er gefesselt bleibt?
Die Lehre von der creatio mundi ex nihilo ist in zweifacher Hinsicht falsch:
– sie sieht die Welt, wie sie ist, als erschaffen an und leugnet den Sündenfall, und
– sie verschweigt die Erschaffung des Himmels mit der Folge, das die Zukunft subjektiviert, zur Utopie depotenziert wird.
01.04.93
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