01.08.92

Kirche, Glaube und Theologie nach Auschwitz: die Probe aufs Exempel der Lehre von der Auferstehung (vgl. Paulus: den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit – 1 Kor 123).
„Experiment Auschwitz“: Während unmittelbar nach dem Kriege in katholischen Kreisen noch Ängste geäußert wurde: „das wird sich einmal rächen!“, scheint heute Auschwitz nur noch als Widerlegung der Lehre von der Auferstehung der Toten nachzuwirken. Diese „Widerlegung“ scheint sich aus zwei Motiven zu speisen:
– aus einem gleichsam naturwissenschaftlichen Kontext: das Experiment hatte ein negatives Ergebnis; die Erschlagenen und Vergasten sind nicht auferstanden und die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen worden; und zudem:
– wie würden es die Täter (zu denen auch, bis in die Kirchen hinein, die gehören, die es wahrgenommen und gewußt, aber nicht eingegriffen haben, und die, die in dieser unaufgearbeiteten Tradition stehen) aushalten, wenn sie die Lehre von der Auferstehung ernst nähmen (wenn sie an die Auferstehung glaubten); welche Konsequenzen müßten sie dann ziehen?
Mizraim, der hebräische Name Ägyptens, ist nach Wilhelm von Humboldt ein Dualis.
Die „Unschuld“ in der Heiligengestalt der Virgo bezeichnet keine natürliche Qualität (Beginn der Islamisierung des Christentums und christlicher Ursprung des Islam), sondern den Zustand nach der Befreiung von den sieben unreinen Geistern (zur Kritik der kirchlichen Sexualmoral: Sexualmoral, Verzicht auf Kritik des Herrendenkens und Ursprung der modernen Naturwissenschaften). Vorgeschichte dieser „Unschuld“: das Martyrium (die Blutzeugenschaft, die durch Teilhabe am Kreuzestod von der Schuld befreit) und dann seine verinnerlichte, vergeistigte und vermännlichte Gestalt in der confessio, die als weibliches Korrelat die virginitas nach sich zieht. Gehören diese confessio und die virginitas – als Nährboden des Sexismus – zu den Ursprüngen der sieben unreinen Geister?
Das Dogma als Instrument der Enttheologisierung der Theologie: Dogmatiker kann man nur werden, wenn man nicht mehr glaubt.
Der jüdische Kampf gegen die Idololatrie war der Kampf gegen die Mechanismen, die die realen Opfer durch Reduplikation (durch Identifikation mit den Tätern) zu verdrängen und erträglich zu machen suchten: um den Preis, den Gott durch Ernennung zum Gott zu entmächtigen. Diese gesamte Konstellation ist dann (im Kontext und auf der Grundlage der sich entfaltenden und ausbreitenden Geldwirtschaft) in den Begriff der Welt eingewandert. Problem seit der antiken Schuldknechtschaft: Verschuldung der Armen als die den gesellschaftlichen Lebensprozeß tragenden Schicht (Latifundienwirtschaft, Verschuldung der Dritten Welt).
Die Installation des Weltbegriffs bezeichnet genau die Wasserscheide, die die Zivilisation von ihrer Vorgeschichte trennt.
Der Fundamentalismus ist die vom Feind unterwanderte Wahrheit.
Zum Buch Judith: wer ist Holofernes („fortis dux“)?


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