01.10.93

stoicheia bezichnet sowohl die Buchstaben als auch die Elemente. Kann es sein, daß die Natur zu sprechen beginnt, wenn der Bann der Natur gelöst ist? (Haben das Opfer, der Moloch und die Bindung Isaaks etwas mit dem Ursprung der Schrift zu tun? Weshalb nimmt Gott das Opfer Abels an, während er das Opfer Kains verwirft? – Was heißt Abel?)
In der Geschichte des Tempels verbinden sich
– der Ursprung der Religion (des Opfers) mit dem des Staates,
– der Ursprung der Schrift mit dem des Geldes (Tempelwirtschaft) und
– der der Astronomie mit der der Architektur.
Unser gesamter Erkenntnisapparat bleibt solange von paranoiden Strukturen durchsetzt, wie es nicht gelingt, das Rätsel der subjektiven Formen der Anschauung zu lösen.
Enthält nicht Joh 129 auch den Aktualitätsbezug der Prophetie (die Gegenwart als Grund der benennenden Kraft der Sprache); stellt dieser Aktualitätsbezug sich nicht überhaupt erst durch die Schuldreflexion her?
Zu dem Satz in der Dialektik der Aufklärung, daß die Distanz zum Objekt vermittelt sei durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt: Das aber heißt, daß in der Distanz zum Objekt die Herrschaftsgeschichte: die Geschichte der Schuldknechtschaft, der Sklaverei und der Lohnarbeit enthalten ist. Wird diese Geschichte nicht durchs Anschauen verwischt? Wer ist das Subjekt der Aufklärung?
Der Bann der Natur hängt zusammen mit dem Bann des Privaten: Wenn dieser Bann gelöst ist, werden die Geschichte von den drei Leugnungen und der Ursprung und Stellenwert der Sexualmoral in den drei „Weltreligionen“ durchsichtig und verständlich.
Wie hängen die Sexualmoral, der Begriff der Anschauung und der des Bekenntnisses zusammen?
Bezeichnet nicht das homologein etwas anderes als das, was wir heute Bekenntnis nennen, ein Begriff, der die Geschichte der Privatisierung der Religion (die Geschichte ihrer Entpolitisierung) begleitet und gegen ihre Erkenntnis abschirmt? Bezeichnet er nicht aufs genaueste die Umkehr? Das Bekenntnis des Namens ist die Nachfolge.
Der logos konstituiert sich durch die Übernahme der Sünde der Welt (hier gewinnt die Sprache ihre benennende Kraft zurück). Das aber ist im homologein mit eingeschlossen.
Die Naturwissenschaften sind undialogisch; ihr Existenzgrund sind die Köpfe der Einsamen. Sie hängen zusammen mit dem, was Levinas die Asymmetrie der dialogischen Verhältnisses genannt hat.
Wer die transzendentallogische Isolationshaft, in der wir alle gefangen sind, sprengen will, muß den Ursprung des Naturbegriffs in die kritische Reflexion mit aufnehmen.
Was haben die Engel mit der Schrift zu tun, und wie sind sie in die Astronomie hineingekommen?
Zu Crüsemann: Hat er Angst vor der kritischen Reflexion der politischen Institutionen: Es gibt in der Bibel schließlich ein Buch der Richter, dessen zentrales Thema der Ursprung des Richtens in der Geschichte der Gewalt ist? Wenn er vom Begriff des geschriebenen Rechts ausgeht, setzt er als Prämisse, was vom Ursprung her erst zu bestimmen wäre: den Zusammenhang von Recht, Gewalt und Schrift (in dem der Gesetzesbegriff sich erst bildet).


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