03.01.90

Ursprung und Modell der Reflexionsbegriffe beschreibt Hegel in der Phänomenologie des Geistes anhand der deiktischen Begriffe „hier“ und „jetzt“. „Das Eine ist das Andere des Anderen“: Dieser Satz ist nach dem Modell gebildet: „Das Übermorgen von gestern ist das Morgen von Heute“; entfaltet wird dieser Zusammenhang in der Mathematik; seine Grundlage hat er im futurum perfectum, in der zukünftigen Vergangenheit.

Das Klima in deutschen Straßenbahnen, das von Unansprechbarkeit bis Aggressivität reicht, mit einer signifikanten Tendenz zu faschistischen Sprüchen, rührt her von der Verfassung der Menschen in den Straßenbahnen, von ihrer Zukunftslosigkeit und – als subjektiver Reflex davon – von ihren Sorgen (Verhältnis zum Selbstmitleid?). Hier kommen subjektive und objektive Gründe zusammen: Straßenbahnfahrer nutzen ein Verkehrsmittel, auf dessen Ziel und Geschwindigkeit sie keinen Einfluß haben; sie haben kein Gaspedal, das ihnen das Gefühl der Eigentätigkeit und Selbstbestimmung vermittelt. Die Straßenbahn verhält sich zum Auto wie die Mietwohnung zum Eigenheim. Straßenbahnfahrer sind Berufstätige, Frauen und Kinder, d.h. im allgemeinen Abhängige, Fremdbestimmte. Für sie ist die Zukunft eine Zukunft für andere, nicht für sie; was sie vor Augen sehen, allem voran die Reklame, ist der Lobpreis einer Welt, von der sie ausgeschlossen sind; ihr „In-der-Welt-Sein“ ist reines Objektsein, entbehrt jeglicher Spontaneität, die sie sich nicht leisten können. Heideggers Fundamentalontologie sperrt die Menschen in diesen Zustand ein und betrügt sie zugleich um das Recht des Bewußtseins davon.


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