03.01.94

Welt und Natur sind die elliptischen Brennpunkte des Herrschafts-, Schuld und Verblendungszusammenhangs.
Der Rechtspositivismus macht den Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, zu einem Rechtsprinzip.
So wird auch das Dogma zum Feigenblatt, zum Alibi, das die Sünden zudeckt, wenn man es als Dogma versteht, wenn man es aus dem Kontext der Umkehr herauslöst: durch Positivismus. Im Kontext der Umkehr jedoch sind der Satz, daß Gott die Welt erschaffen hat, wie auch die Opfertheologie nicht mehr zu halten.
Wenn es von Propheten heißt, Gott habe sie vom Mutterleibe her berufen, hat das dann etwas mit der realsymbolischen Beziehung der Gebärmutter zur Barmherzigkeit zu tun? Welche Bedeutung hat dann die Radikalisierung des Symbols, wenn Jesus vom Heiligen Geistes empfangen ist?
Ist die Redensart, daß „gut gemeint“ eine Steigerung von gemein ist, christlichen Ursprungs, Produkt der Bekenntnislogik, wonach das Erwischtwerden schlimmer ist als die Tat? Bezieht sich nicht hierauf das Wort am Kreuz: Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun? Und hängt das Sakrament der Buße nicht mehr mit diesem Wort (nämlich als Einübung in diesen Satz) als mit dem Satz vom Binden und Lösen zusammen? Sündenvergebung ohne Umkehr ist keine. Das andere Wort: Denen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen, ist mehr als eine administrative Ermächtigung.
In der Vorstellung einer unendlichen Vergangenheit wird das Nichts zitiert, daß mit der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit Macht über die Zukunft gewinnt.
Hängen die drei Bücher des ersten Teils des Sterns der Erlösung (Gott, Mensch, Welt) nicht mit den drei Dimensionen des Raumes zusammen, haben sie darin nicht ihren empirischen Grund?
Der Säkularisationsprozeß und der historische Objektivationsprozeß beginnt mit der Trinitätslehre und der Opfertheologie, er endet mit den subjektiven Formen der Anschauung Kants.
Treibt Jesus nicht zusammen mit den Geldwechslern auch die Taubenhändler aus dem Tempel? Sie gilt nicht nur der Herrschaft des Tauschprinzips allgemein, sondern insbesondere der Subsumtion des Heiligen Geistes unters Tauschprinzip.
Physik: Die Identifizierung der Außenwelt mit der gemeinsamen stummen Innenwelt aller.
Kant und die Metaphysik: Ist nicht der aristotelische Gott bei Kant zum transzendentalen Subjekt, ins Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können, zusammengeschnurrt? Hegel hat versucht, ihn wieder daraus hervorzuzaubern, während Gott in der kantischen Philosophie (im Kontext von Unsterblichkeit und Freiheit) auf die jüdisch-christliche Tradition zurückweist (die Hermann Cohen dann darin auch wiedererkannte).
Bezeichnet der Turm von Babel, der bis an den Himmel reicht, nicht einen sprachlichen Sachverhalt: das Konstruktionsprinzip der indogermanischen Grammatik, in der die Vergangenheit Macht über die Zukunft gewinnt (Bedingung der Bildung des Neutrum, das in der Schrift durch die Schlange symbolisiert wird)? Verweist die Ziegelherstellung (wie später im Sklavenhaus Ägypten) auf diese Neutrumsbildung?
Israel kommt aus Ägypten. Aber zu dieser Herkunft gehört der Exodus und der Durchzug durchs Rote Meer (auch ein Sprachsymbol?).
Wird Gott die Toten erwecken, wenn es uns gelingt, ihn zu erwecken?


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