Drewermann/Metz:
– Strukturen des Bösen ohne Erwähnung von Auschwitz, ohne Kenntnis der bisherigen Analyse des Antisemitismus, offensichtlich ohne Kenntnis der Untersuchung des autoritären Charakters („no pity for the poor“: Weigerung, die Verantwortung für den Zustand der Welt zu übernehmen)
– Karl Thieme: Verwandtschaft von Antisemitismus und Antiklerikalismus (D.s Grenze gegen beide diffus, nicht eindeutig)
– Begriffe wie Forderung, Gebot lassen sich nicht streichen (irgendwann muß jeder die Verantwortung für den eigenen Charakter übernehmen, ohne sich noch auf fremde Schuld herausreden zu dürfen; Psychoanalyse nur sinnvoll, wenn sie bei Übernahme dieser Verantwortung hilft: „wo Es war, soll Ich werden“, andernfalls nur strategische Nutzung des Schuldverschubsystems zur eigenen Entlastung: zur Verdrängung von „Schuldgefühlen“ und zur Herstellung des pathologisch guten Gewissens)
– D. wehrt mit dem „moralischen Zwang“ eigentlich die Erinnerung an die Ehre und Würde des Subjekts (seiner Verantwortung) ab; die Psychologie ersetzt nicht die Moral, sie ist nur ein notwendiges Hilfsmittel gegen die Ideologisierung der Moral (gegen ihre Verwendung als Mittel der Rechtfertigung und Anklage – der Ankläger hat immer unrecht)
Psychoanalyse auch Prototyp, Paradigma des „Wissens“ im Sinne Benjamins.
„… Geld und Besitz in einen Fetisch absoluter Daseinssicherung zu verwandeln“ (S. 378): Dieser „Fetisch“ ist doch nun tatsächlich das transzendentale Apriori des Realitätsprinzips, des Ich, die Verknüpfung der Formen der Anschauung mit der transzendentalen Logik, Grund und Motor des historischen Abstraktionsprozesses, Konstitutionsgrund der Welt, Inhaber des Gewaltmonopols (auch gegen den Staat – kraft des Verfassungsprinzips des Eigentums), Subjekt der Rechtfertigung, der Anklage und des Weltgerichts. Diesem „Fetisch“ ist mit moralischen Argumenten nicht beizukommen. – Vergleichbar nur dem hilflosen kirchlichen Kampf gegen die Naturwissenschaften zu Beginn der Neuzeit. (Welche Bedeutung haben vor diesem Hintergrund das vatikanische Bankwesen und die deutsche Kirchensteuerregelung? – Vgl. Auch Le Goff: Die Geburt des Fegefeuers und Wucherzins und Höllenqualen – auch eine bis heute unaufgearbeitete Vergangenheit)
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