Das reale gegenständliche Korrelat der christlichen Theologie ist nicht der Himmel mit seinen Engeln und Heiligen, sondern -und darauf weist schon die bekannte augustinische Bemerkung hin, wonach zum Glück der Seligen im Himmel der Anblick der Leiden der Verdammten in der Hölle gehört – Auschwitz. Hierin erfüllt sich die Realitätssucht, von der die katholische Theologie nicht lassen kann. Deshalb gewinnt das Ereignis Auschwitz eine Qualität, die sonst nur der Heiligen Schrift eignet.
Drei Dinge von Rosenzweig: die Umkehr, der Name und das Angesicht. (Und drei Dinge für Adorno: daß es im Zustand der Befreigung des Ich nicht mehr bedarf, daß die Natur noch unter einem Bann steht, und daß der Ursprung der Philosophie der Verinnerlichung des Schicksals sich verdankt. Nachtrag: Ist das Recht das vergesellschaftete Schicksal, und liegt hier der Grund dafür, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand sein kann?)
Ist nicht der Dekalog erst im Christentum vergesetzlicht worden? Mit der Folge, daß insbesondere das zweite, das vierte und das achte Gebot (die Heiligung des Gottesnamens, die Ehrung der Eltern und das Verbot des falschen Zeugnisses wider den Nächsten) nie verstanden worden sind (nicht gemeint sind: „du sollst nicht fluchen“, „de mortuis nihil nisi bene“ und „du sollst nicht lügen“).
De mortuis nihil nisi bene: die Begründung der Raumvorstellung, mit der die Auseinandersetzung mit den Eltern stillgestellt worden ist.
Wo kommen (außer bei Susanna, im Jesus-Prozeß und bei Stephanus) falsche Zeugen vor?
Der Weltbegriff verhindert die sich mit dem andern identifizierende Erkenntnis, indem er den Objektivationsprozeß, die Vergegenständlichung sanktioniert und seine Folgen zugleich ausblendet.
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigiert das Inertialsystem als Referenzsystem des naturwissenschaftlichen Objektivationsprozesses, indem es zugleich das Wissen von der Erkenntnis trennt, den Schein der Konvergenz beider destruiert.
Hängt der Name des Pharao nicht mit dem des Sklavenhauses zusammen: Sklaven sind Sklaven des Hauses; in Ägypten aber ist das ganze Land das Haus. Die Josefsgeschichte beschreibt die Ursprungsgeschichte der Einheit und des ökonomisch-politischen Kontextes dieses „Hauses“.
Die Vergesellschaftung von Herrschaft hat mit der griechischen Philosophie, mit der Überwindung des Mythos durch Verinnerlichung ihres logischen Kerns, des Schicksals, begonnen: Hier haben erstmals alle von dem Kelch getrunken. Bezieht sich nicht darauf das Jesus-Wort in Gethsemane: Wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorübergehen.
Ist es nicht die Orthodoxie, die bewirkt, daß wir Rechts und Links nicht mehr unterscheiden können?
05.02.93
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