06.02.92

Sind nicht die „Richter“ das Gegenstück zu den griechischen Heroen, damit aber zwangsläufig in jüdischem Kontext Gegenstand der Ironie? Oder ist die Ironie nicht die zwangsläufige Folge der Hypostasierung des „Richtens“, der „linken Seite“: deshalb schließt die Berufung der Richter sowohl das Richten im Sinne des Schlichtens von Streit als auch die „Befreiungstaten“, das Kriegführen gegen die umliegenden Herrschaftsmächte, mit ein.
Gegen Habermas: Hinweis auf den Ursprung und den Kontext der Gemeinheit (Zusammenhang mit dem Weltbegriff); Konsens ist nicht Versöhnung; Verzicht auf Schuldreflexion macht die Natur unerkennbar. Gibt es überhaupt eine „Diskursethik“?
Ist das „Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht“ die Erschaffung der reinen Gegenwart, die vom Raum als der Form der Gleichzeitigkeit zu unterscheiden ist, während die Finsternis die ungeschiedene Zeit als Einheit von Vergangenheit und Zukunft sich darstellt, die so auf den Raum sich bezieht? Das Licht verweist auf das Angesicht, die Finsternis auf das „Hinter dem Rücken“. Dann wäre die Sonne auf andere Weise an die Gegenwart (und an die Zeit) gebunden als der Mond, der die erste zeitliche Einheit (nach dem Tag, der kein Zeitmaß ist, sondern die vergängliche, aber wiederkehrende Gestalt der Gegenwart: Es gibt den Tag des Herrn, und Gott hat die Welt an sechs Tagen geschaffen, während er am siebten Tage ruhte) bezeichnet: den Monat. Das Jahr hingegen ist die vergängliche und wiederkehrende Gestalt der Zeiten, des Naturkreislaufs (oder des Weltenumlaufs). Aber bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag: Seine Gegenwart hat ein anderes Maß als die des Menschen. Deshalb kann niemand Gott von Angesicht zu Angesicht schauen (aber welche Bedeutung hat es dann, wenn Moses die Herrlichkeit Gottes von hinten schauen durfte?). Rosenzweigs Konstruktion des göttlichen Antlitzes im „Stern“ hat hier seinen rationalen Grund.


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