Walter Benjamins Bemerkung zur Theologie, daß sie heute bekanntlich klein und häßlich sei und sich nicht dürfe blicken lassen, erinnert an die Geschichte vom Sündenfall: Adam versteckte sich auch unter den Bäumen, weil er sich nicht mehr durfte blicken blicken lassen. Oder genauer: Er hatte vom Baum der Erkenntnis gegessen, erkannte, daß er nackt war, und versteckte sich unter den Bäumen. Auch die Theologie hat vom Baum der Erkenntnis gegessen, aber noch nicht erkannt, daß sie nackt ist.
Die kantischen subjektiven Formen der Anschauung sind eine direkte Konsequenz aus dem Relativitätsprinzip: Jedes Subjekt ist ein bewegtes Inertialsystem, schleppt dieses System als apriorische Raum- und Zeitanschauung mit sich herum.
Exponentialfunktion, Zusammenhang mit den trigonometrischen Funktionen (imaginärer Exponent), Bedeutung für die Statistik (Plancksches Strahlungsgesetz).
Das feministische „Bekenntnis“ ist ein Produkt der Identifikation mit dem Aggressor (der dann auch aus Gründen der projektiven Selbstentlastung als Feind im Bekenntnis erscheint).
Der Arglosigkeit entspricht die Trauer, nicht die Empörung; zur Empörung werde ich gereizt, wenn ich die Trauerarbeit vermeiden will.
Woher stammt das Trinitätssymbol: das Auge im Dreieck?
Das Ohr ist ein passives Organ, dem als aktives Organ der sprechende Mund entspricht (aber das wirkliche Hören ist ein sehr aktiver Akt).
Das Auge ist ebenfalls ein passives Organ, es nimmt auf, was von außen ans Auge herankommt; das zugehörige aktive Organ ist Teil der Außenwelt: die Sonne. der Mond, jede Lichtquelle. Aber es gibt gleichwohl den aktiven Blick.
Geruch und Geschmack sind rein passive (dingbezogene) Sinnesorgane, während das Gefühl auf merkwürdige Weise aktiv und passiv zugleich ist.
Wie kommt es zu der Doppelbedeutung des Begriffs des Fühlens, des Gefühls: Das Gefühl ist das eigentlich ästhetische Organ (das Grundorgan des Empfindens, mit einer Tendenz ins Pathologische); es ist aber zugleich das Tastorgan, das mechanischste aller Organe.
Hat es im Paradies Insekten gegeben? Hängen Insekten als in besonderer Weise „weltliche“ Lebewesen (als besonders anpassungs- und überlebensfähige Lebewesen mit der Möglichkeit des Staatenbildung: des Kollektivsubjekts, des subsistierenden Gattungswesens) mit dem Sündenfall (mit der Weltentstehung und der Weltgeschichte als Entstehung und Geschichte der Welt) zusammen? Ähnlich die Farne und alle Pflanzen, die nicht über Blüten (und Insekten) sich fortpflanzen?
Lag Schellings (und Hegels) Fehler darin, daß er die Entstehung (und die Geltung) von Raum und Zeit sozusagen mit einem Schlage erledigt wissen wollte? Raum und Zeit sind (wie der Logos) „im Anfang“, aber sind sie deshalb auch in der Zeit am Anfang? Wenn die Unendlichkeit des Raumes nicht mehr zu halten ist, dann auch nicht die der Zeit: insoweit hängt die Kosmologie mit der Schöpfungslehre (oder auch mit der Evolutionsvorstellung) zusammen. – Hat insbesondere das newtonsche Gravitationsgesetz das Ungleichnamige gleichnamig gemacht? Ist die Übertragungsmöglichkeit der physikalischen Gesetze auf räumlich und zeitlich entfernte Vorgänge wirklich so gesichert? Ist es generell auszuschließen, daß hier – unter dem Systemzwang des Inertialsystems – projektiv ergänzt wird, was möglicherweise auch ganz anders sein könnte? (Ist es die gleiche Masse Licht, die am Tag den Raum bis zum azurnen Firmament erfüllt und in der Nacht nur punktuell die entfernte Sternenwelt erscheinen läßt?)
06.05.91
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