Das Volk ist der Inbegriff der kollektiven Selbstverachtung (ein reiner Objekt-, kein Subjektbegriff; ohne die Kraft der Selbstbezeichnung): Urteile werden nicht selten deshalb „im Namen des Volkes“ gesprochen, weil damit die Verantwortung für das Urteil zum Verschwinden gebracht wird (Verantwortungslosigkeit als conditio sine qua non des Richtens).
Das Volk ist eine Schicksalsgemeinschaft, deren Exponent ist der Held. Das Volk ist eine Masse von Helden.
Das Volk ist die konkrete Erscheinungsform der Masse, da es das im Begriff der Masse enthaltene und zugleich verdrängte Konstitutionselement mit benennt: das Moment der Erhebung (Empörung) über die Masse, durch das sie zur Masse erst wird; das Volk ist Masse mit dem Bewußtsein der „Eigentlichkeit“, ohne das es Masse nicht gibt (die Eigentlichkeit ist eine Kategorie des verdinglichten Daseins, und die Philosophie der Eigentlichkeit ist aus inneren Gründen „völkisch“).
Die Unterscheidung von laos und ethne, populus und gens gibt es im Deutschen nicht: Im Deutschen ist das Volk ein reiner Allgemeinbegriff, der eine davon unterschiedene Selbstbenennung nicht kennt, der sich selbst gleichsam immer schon von außen, als fremdes Volk begreift; deshalb ist im Deutschen die Wendung „Wir Deutschen“ nicht unüblich.
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