Im Hegelschen Sein, dem absoluten Anfang der Philosophie stecken aufgrund seiner Beziehung zum tode ti (zum Hier und Jetzt) Raum und Zeit, und damit die subjektiven Formen der Anschauung, schon drin. Das Sein ist nicht „voraussetzungslos“, nach Hegel ist es das „reine, leere Anschauuen“ (und das Nichts das „leere Anschauen und Denken“). – Das tode ti ist der Staub, aus dem Adam geworden ist und zu dem er wieder werden wird, der gleiche Staub, von dem die Schlange sich nährt. Hegels Logik, als die konsequenteste Entfaltung dieses Zusammenhangs, abstrahiert wie die gesamte kirchliche Tradition, aus der sie hervorgeht, davon, was der biblische Text über Eva schreibt: von der Feindschaft zur Schlange und von den messianischen Wehen; ins Grammatische gewendet: Hegels Logik kennt nur Maskulinum und Neutrum, aber kein Femininum. Wie die kirchliche Tradition hat Hegel den Staub sozialisiert und die messianischen Wehen privatisiert.
Das Sein ist das „reine, leere Anschauen“, das Nichts das „leere Anschauen und Denken“: Ist nicht die Beziehung von Sein und Nichts eine dreifache (und nur das Nichts ein einfaches)?
Wenn das Sein das reine, leere Anschauen ist, bezeichnet es dann nicht
– einerseits den blinden Fleck in der Anschauung, die Abstraktion vom Licht, und
– verweist es nicht andererseits auf die innere Beziehung der Formen der Anschauung zur Kopula, zur Urteilsform?
Bezieht sich nicht der prophetische (und apokalyptische) Begriff der Unzucht auf diese Kopula: auf die falsche Vereinigung des Getrennten (durch die Natur- und Weltbegriff sich wechselseitig begründen und stabilisieren)? Und ist nicht das Produkt dieser „Unzucht“, ihr Bastard gleichsam, das Neutrum (und am Ende der Hegelschen Logik, die die Logik des Neutrum ist, das Absolute)?
Ist die Hegelsche Logik (und in ihr die Idee des Absoluten) die Außenseite des Dornbuschs, dessen brennende Innenseite die Selbstoffenbarung Gottes wäre?
Der Weltbegriff ist der blinde Fleck im historischen Objektivierungsprozeß (Hegels „Sein“, als das „reine, leere Anschauen“ gehört hierher, auch das „Fürsichsein“, eigentlich jede Gestalt der Unmittelbarkeit in der Logik bis hin zu ihrer „Erfüllung“ in der Idee des Absoluten).
7.6.1994
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