07.09.93

Petrus/Kephas, das ist der unveränderliche, den klimatischen und geologischen Eingriffen trotzende Fels. Aber hängt diese Felsbildung nicht mit der Geschichte der drei Leugnungen (und ihrer Beziehung zur Entstehung des steinernen Herzens der Welt) zusammen?
Zwei Beziehungen zum Wasser:
– das Brüten des Geistes über den Wassern,
– die Trennung des Trockenen vom Feuchten (der Fels).
Ist nicht die Geschichte der Kirche die Geschichte der gefesselten Schlange?
Die kurzatmige Kirche: sie hechelt dem Zeitgeist hinterher und hält den Zeitgeist von gestern für die Verkörperung der Tradition.
Walter Benjamin: Einbahnstraße:
– Die Konstruktion des Lebens liegt im Augenblick weit mehr in der Gewalt von Fakten als von Überzeugungen. (Tankstelle, S. 7)
– Überzeugen ist unfruchtbar. (Für Männer, S. 12)
– Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen. (Kurzwaren, S. 108)
Was bezeichnen und wodurch unterscheiden sich die Adjektive
– satanisch,
– teuflisch und
– dämonisch?
Sind sie nicht unterschiedene Kristallisationskerne eines Bedeutungszusammenhangs, konkret der Schatten der Trinitätslehre:
– teuflisch: die Rückseite oder der Schatten des Vaters (Wut als Schatten des Zorns),
– satanisch: die Rückseite oder der Schatten des Sohnes (Haß als Schatten der Liebe) und
– dämonisch: die Rückseite oder der Schatten des Geistes (das Schuldverschubsystem, die Natur)?
Teuflische Wut und satanischer Haß haben Subjektqualität, während dämonische (verschuldete) Natur als Produkt der Instrumentalisierung beider subjektlos ist. Kommen nicht im NT, das sich vom AT u.a. durch die Dämonenaustreibungen unterscheidet, alle drei vor (von der Versuchung durch den Teufel über das „Weiche von mir Satan“ bis zu den Besessenen)?
Sind der Weltbegriff und die Bekenntnislogik der Transformator?
– Teufel: der Verwirrer als Versucher; aber der Versuchung kann man entgehen;
– Satan: der Ankläger (und der Richter im kurzen Prozeß); Rechtfertigung und Problem der Selbstverteidigung;
– Dämon: die List, der Zuschauer, die Verblendung (Schuldzusammenhang).
Dämonisch (Verschuldung durch Instrumentalisierung) ist der Anfang, satanisch (der explodierende Haß) ist die Endstufe des Bösen.
Instrumentalisierung (Schuld), Wut und Haß: Natur (als Keim und Endprodukt der „säkularisierten“ Theologie), Mensch und Welt („Wenn die Welt euch haßt“). – Der Haß vermehrt sich mit seiner Ausbeutung, und die Schuld vermindert sich mit ihrer Übernahme.
Zur dämonischen Natur: Gehört dazu nicht das Wort „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, und das Zeichen des Jona (die 120 000, die rechts und links nicht unterscheiden können)?
Die Hegelsche Philosophie, die sich als ihre Zeit in Gedanken gefaßt versteht, unterscheidet sich von der Prophetie allein durch das Dazwischentreten des Naturbegriffs (die Ablenkung von der Gegenwart). Darin steht sie in der Tradition der Philosophie seit ihrem griechischen Ursprung.
Noch heute erfüllt die Naturwissenschaft das Legitimationsbedürfnis jeder Wissenschaft.
Die verschuldete Welt ist das Produkt der „Entsühnung der Welt“: des Mißbrauchs des Kreuzestodes in der christlichen Tradition.
Der Weltbegriff legitimiert die Instrumentalisierung der Dinge und der christologische Naturbegriff liefert die Verblendung dazu.


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