08.01.93

Futur II (Vorstellung der homogenen Zeit) und Materie: Ist die indoeuropäische Sprachstruktur nicht doch durch das kräftig überwiegende patriarchalische Element bestimmt? Die Zeiten Gliedern sich zunächst nach Generationen (Tagen), dann nach Stämmen (Monaten) und Sprachen (Jahren); erst der Staat schafft die unendliche, homogene Zeit.
Gilt Besoffenheit im deutschen Rechtswesen deshalb als Strafmilderungsgrund, weil sie an den mystischen Grund des Gewaltmonopols des Staates erinnert?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den „vier Kreisen der gesellschaftlichen Zugehörigkeit“ (Benveniste, S. 230ff) und den biblischen „Stämmen, Völkern, Sprachen und Nationen“?
Die Rechtfertigung führt über den Schein der Befreiung in den Wiederholungszwang (Grund der Vorstellung einer homogenen Zeit und des Naturbegriffs).
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ macht die Begriffe Natur und Welt für die Erkenntnis der Wahrheit (außer im Kontext der Umkehr) unbrauchbar.
Daß die Berufung Heideggers auf die Vorsokratiker nur erschlichen ist, läßt sich leicht daran erkennen, daß es den Naturbegriff bei ihm nicht gibt, sondern nur den Weltbegriff als einen selbstreferentiellen Herrschaftsbegriff. Und Heideggers Satz „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“ ist Ausdruck der Furcht des Herrn (der objektlosen Angst), sein Objekt zu verlieren: Der Begriff des Nichts ist Ausdruck der philosophischen Hybris und der Verworfenheit zugleich.
Das erkenntniskritische Moment im ontos on, im Seienden des Seienden wird durch die Übersetzung als „Sein des Seienden“ storniert und positivistisch verfälscht.
Man muß sein Denken den sanften Erschütterungen des Gehens aussetzen: Nur so gelingt ist, die Begriffe in neuen Konstellationen neu sich begründen zu lassen. Insbesondere gilt es, endlich einen Begriff der Kritik zu gewinnen, der nicht auf Widerlegung abzielt (nicht unter dem Gesetz der Erkenntnis des Guten und Bösen: dem Gesetz der Urteilslogik steht), sondern auf Reinigung, Befreiung.


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