08.01.94

Die Physik gehört (als Theorie der Außenwelt) zu den Konstituentien der Privatsphäre.
Ist nicht die Welt zur Hölle geworden, und jede Religion heute ein Versuch, sich erträglich darin einzurichten? Aber: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; d.h. die Natur wird nicht siegen. Dieser Satz ist die Antwort Jesu auf Jeremias‘ Wort vom Grauen um und um.
Ist nicht das Buch Jeremias, so wie es überliefert ist, entsetzlich: Im Anfang die Zusage, daß Gott ihn schützen wird, und dann das Ende?
Der versteinerte Himmel, der Himmel, wie er unter der Herrschaft des Inertialsystems erscheint (Lev 2619, Deut 2823), ist der Himmel als Objekt, von dem der Name des Himmels (Sein Thron) sich abgelöst und wie eine Buchrolle aufgerollt hat (Korrelat des steinernen Herzens).
Das Gleichnamigmachen ist die Folge der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit: Hinweis auf die Beziehung des Namens zur Zeit (Ausdruck der Asymmetrie von Vergangenheit und Zukunft)?
Die Naturwissenschaften gehören zu den Konstituentien der dritten Leugnung.
Heute sind alle in die Position des ohnmächtigen Zuschauers gebannt; deshalb müssen sie sich ablenken: so verstärken sie selber den Bann, unter dem sie stehen.
Sind nicht die Hooligans angesichts der Unmenschlichkeit der Erfolgsreligion des Fußballsports fast schon wieder human, wenn sie sich an der Gemeinheit der anderen rächen?
Faschismus ist explodierender Selbsthaß, dem der Zugang zur Selbsterkenntnis versperrt ist. Nur: dieser Selbsthaß ist nicht psychologisch, sondern „kosmologisch“, in der Konvergenz von realem und theoretischem Zustand der Welt, begründet. Er ist die reflexive Form des Hasses der Welt: die in der Anpassung an die Welt die Angepaßten selbst ergreift. Drückt seine Logik nicht im Begriff der Selbstverfluchung (im Zusammenhang der dritten Leugnung) sich aus: Wir selbst sind das Subjekt-Objekt (Teil und nach der Vergesellschaftung von Herrschaft auch Urheber) der Welt, die uns haßt. Die Selbstverfluchung liegt in der logischen Konsequenz des Weltbegriffs (nach der Verwerfung des Ecksteins Joh 129).
Das Selbstmitleid oder die Sünde wider den Heiligen Geist wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben.


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