08.05.93

Die Logik der politischen Sprache, das Gleichnamigmachen des Ungleichnamigen, und die Struktur des moralischen Urteils sind mit einander und mit der Mathematik durch den Wertbegriff verbunden. Hängt das Gleichnamigmachen des Ungleichnamigen nicht mit der unentwirrbar gewordenen Beziehung von Sehen und Gesehenwerden zusammen, mit der Zerstörung des Angesichts?
Durch die Vergöttlichung Jesu haben wir uns von der Gottesfurcht entlastet. Das Auf-sich-Nehmen der Sünden der Welt ist die seit dem Ursprung des Weltbegriffs einzig mögliche Gestalt der Gottesfurcht. Ist die Befreiung von der Entlastung nicht der Anfang Seiner Wiederkunft? Und ist die Freiheit der Kinder Gottes, auf die die ganze Schöpfung wartet, nicht erst dann erreicht, wenn wir von der Vergöttlichung des Erstgeborenen absehen?
Was dem Vater vorbehalten ist:
– die Kenntnis des Tages und der Stunde,
– die Vergabe der Plätze im Gottesreich,
– die Erfüllung der Bitte.
Der kantische Begriff von der selbstverschuldeten Unmündigkeit gibt einen sehr präzisen und logischen Sinn, wenn die Übernahme der Sünden Welt als die Übernahme der Sünden Adams verstanden wird. Das setzt voraus, daß diese Übernahme der Sünden der Welt nicht mehr durch die Vergöttlichung Jesu neutralisiert wird.
Durch die Vergöttlichung Jesu haben wir der Nachfolge den Weg versperrt.


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