08.06.90

Der Eindruck des Konfusen ist in der assoziativen Methode D.’s begründet. Man ist immer wieder überrascht über wirklich eingreifende Einsichten, die dann aber wieder völlig unverbunden neben Formulierungen stehen, die sich dazu wie ein Dementi verhalten. Hinzu kommt der Eindruck, daß er offensichtlich zu qualitativen Unterscheidungen nicht fähig ist (Affinität zum Kitsch).

„Das ‚Raffinement‘ der Sintflutmythe“ (II, S. 396) läge nach der Darstellung D.’s darin, daß durch ein gigantisches Projektions-und Schuldverschubsystem die ganze alte Menschheit geopfert wird, um von der Schuld des „Helden“ abzulenken, die Kastrationsdrohung abzuwenden, den Vater zu überlisten, die Vereinigung mit der Mutter zu ermöglichen und dem Helden das gute Gewissen zu verschaffen, in einem neuen Bund mit Gott eine neue Menschheit, fast eine neue Schöpfung zu begründen. Nach D. (ebd.) „(wurde) die Vernichtung der Menschheit gehemmt durch das Erbarmen Gottes; das Gericht sei zugleich die Rettung, … der Aufstand des Sohnes gegen den Vater (wird) in eine Versöhnung mit dem Vater umgewandelt“ (nur eben auf Kosten des Untergangs der übrigen Menschheit, die ja hiernach an dem „Aufstand des Sohnes“ unbeteiligt, deren „Schuld“ nur noch als Produkt einer Projektion zu verstehen, und deren Vernichtung der Preis für die Rettung wäre). – Diese Interpretation verwirrt mehr als sie klärt.


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