Empörung verstellt den Blick, wenn es um den Begriff von Vergangenem geht. Sie ist in der Regel ein Hinweis auf Nachwirkungen dessen, worauf Empörung reagiert, auf Widerstand gegen Einblick in Verdrängtes. Hierbei handelt es sich um Verdrängungen, die weniger in individuellen als vielmehr in kollektiven, historischen traumatischen Prozessen begründet sind. Die Neigung, hier empört zu reagieren, verweist auf den naturgeschichtlichen Prozeß, auf Nebenwirkungen der historischen Auseinandersetzung mit der Natur. Als „veraltet“ wird empfunden, was auf vergangene Phasen der Auseinandersetzung mit der Natur verweist; verdrängt wird, daß diese Phasen zu den Voraussetzungen und Bedingungen auch des gegenwärtigen Daseins noch gehören. Verhaltensweisen, die heute nur noch irrational sind, können durchaus einmal (unter anderen Bedingungen) ein angemessener Ausdruck rationalen Verhaltens gewesen sein. Mehr noch: ob sie wirklich irrational sind, könnte unter Umständen vielleicht erst dann entschieden werden, wenn der Bann, unter dem Natur im Zeitalter der vollendeten Naturbeherrschung steht, einmal gelöst ist. (zu Uta Ranke-Heinemanns „Eunuchen für das Himmelreich“)
08.09.88
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