Das Problem der kontrafaktischen Urteile stellt sich in der Geschichte ebenso wie in der individuellen Biographie: Kontrafaktische Urteile drücken im Verhältnis zur eigenen Vergangenheit zwar eine Kritik der Gegenwart aus, lenken aber zugleich ab vom Prinzip Verantwortung, von der an sich notwendigen Erforschung der Änderungsmöglichkeiten hic et nunc; sie bleiben in die Haltung des Zuschauers gebannt, dessen Unschuld sie erhalten sollen durch Verschiebung der Schuld in die Vergangenheit, die jedoch eben dadurch unaufhebbar wird; sie sind Funktionen der eingebildeten Ohnmacht, des Selbstmitleids (Heideggers „Seinsvergessenheit“ ist ein kontrafaktisches Urteil, dem er sich nur zum Schein selbst unterwirft; die „Seinsfrage“ ist das endgültige Verdammungsurteil). Kontrafaktische Urteile werden bösartig und gemein, wenn sie (im allgemeinen im Interesse der Selbstrechtfertigung, der Entlastung von Schuldgefühlen: im Kontext des pathologisch guten Gewissens) auf andere bezogen, auf die Vergangenheit anderer angewandt werden.
Der Begriff des dreidimensionalen Raums ist eine Funktion der Verräumlichung der Zeit (der Subsumtion der Zeit unter die Vergangenheitsform). Rätsel der Lichtgeschwindigkeit. Ist der Blick zum „Sternenhimmel“ ein Blick in die Vergangenheit? Ist alles Gesehene ein Vergangenes, nicht mehr Erreichbares? Ist die Physik insgesamt ein kontrafaktisches Urteil (Zusammenhang mit Projektion und Paranoia?), und dessen kritische Auflösung die heute notwendige Gestalt einer parakletischen Naturphilosophie?
Was bedeutet es, wenn (auch christliche) Politiker Ereignisse und Taten dem „Urteil der Geschichte“ anstatt dem göttlichen Urteil unterstellen? – Der faschistische Schicksalsglaube ist noch lebendig.
Spenglers Begriff der Sorge (Madonna als Muttersorge; der Staat die Sorge des Mannes, UdA, S. 178): Hat Heidegger Spengler gekannt?
Weltanschauung als Droge.
Wie begründet Heidegger seine Behauptung über die besondere Affinität der deutschen (wie früher der griechischen) Sprache zur Philosophie, und welche Schlüsse lassen sich aus dieser Begründung ziehen (Vgl. Ulrich Sonnemanns Hinweis hierzu)?
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