„Auch das Grübeln ist nicht nicht die echte Kontemplation, wahrlich nicht! Meist ist dies ein Starren ins Nichts, er sieht ein Loch in die Wand. Aber das ist nur das dämonische Gegenspiel der Kontemplation. Diese wächst in die Fülle, sie konzentriert sich nicht auf einen Punkt, der ein Loch ist.“ (Haecker, S. 209f) Diese Bemerkung über das Grübeln wäre auf dessen realen Grund zu verweisen: Grübeln ist die Kontemplation des verdinglichten Bewußtseins. Das Loch in der Wand ist der Repräsentant des apriorischen Objekts, Folge der Unfähigkeit, den Objektbegriff, seinen projektiven Charakter selber noch zu reflektieren. Aber wird nicht auch das Grübeln noch produktiv (und die Kontemplation zur Erinnerungsarbeit), wenn mit dem Loch auch die Wand zum Gegenstand gemacht wird?
Heute, wenn ihr seine Stimme hört: Der Aktualitätsbezug der Theologie ist nur über den Aktualitätsbezug der Schrift (das Hören über das Lesen) zu gewinnen.
Zu den sieben unreinen Geistern: Ist nicht das verdinglichte Bekenntnis am Ende das leere, gereinigte und geschmückte Haus? Und ist nicht das Schmücken heute eine der Lieblingsbeschäftigungen unserer Theologen, und zwar eine zwangshafte?
Zur kantischen Definition von Natur und Welt: Wenn die Welt der Inbegriff aller Begriffe und die Natur der Inbegriff aller Objekte von Begriffen ist, dann schließt das mit ein, daß die Trennung von Natur und Welt den Sprachzusammenhang zwischen der Sache und dem Denken durchtrennt und zugleich unüberbrückbar macht. Im Kontext dieser beiden Begriffe bleibt die Sprache der Dinge unerhört, werden die Dinge durch unsere Sprache nicht mehr erreicht. Vielleicht wird in diesem Zusammenhang deutlicher, was die beiden Sätze meinen: Der Weltbegriff leugnet die Schöpfung, der Naturbegriff die Auferstehung.
Zum Begriff der Prophetie: Als die Menschen das Gehorchen lernten, haben sie das Hören verlernt.
Die Gottesfurcht ist das Ende der Furcht vor der Welt (auf die das biblische „Fürchtet euch nicht“ sich bezieht): das Ende der heideggerschen objektlosen Angst.
09.07.93
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