– Welt und Natur als Totalitätsbegriffe (Produkte der verandernden Kraft des Seins),
– das Inertialsystem, das Geld und das Bekenntnis,
– oder die transzendentale Logik und ihr Objekt
sind (als Stabilisatoren des Ich) Grund und Folge der Vernichtung der Gegenwart (oder des Antisemitismus als Grund und Inbegriff jedes Vorurteils: der Antisemitismus ist keine Folge der Xenophobie, sondern die Xenophobie Folge des Antisemitismus; Antisemitismus ist die Furcht vor dem Antlitz Gottes, Xenophobie die vor dem eigenen Gesicht), die Schrift das einzige Medium ihrer Wiederherstellung (durch Erinnerungsarbeit). Das Inertialsystem durch die Schrift ersetzen!
Falsch ist die Vorstellung, daß die Richtungen im Raum einander äquivalent sind (Differenz von unten und oben, leuchtenden und beleuchteten Gegenständen).
Blochs „Dunkel des gelebten Augenblicks“: Das Ich (oder auch das Sein oder der Begriff) bringt die Gegenwart zum Verschwinden (es steht sich selbst im blinden Fleck). Das Absolute Hegels, in dem kein Glied nicht trunken ist, ist der Inbegriff des Verschwindens der Gegenwart (als Totalitätsbegriff: die Trunkenheit des Begriffs die präzise Beschreibung dieser Bewegung des Verschwindens).
Zur mathematischen Struktur der Bekenntnislogik: der Freund meines Feindes ist mein Feind, und der Feind meines Feindes ist mein Freund (das Ich gründet im Nein).
„… ist die Intentionalität genau diejenige Modalität des Denkens, die das Mögliche dem Sein unterordnet und somit als Mögliches aufopfert. Das Denken des Seins wird zum Sein des Denkens. Der Genitiv der Intentionalität kehrt sich um.“ (Levinas: Außer sich, München 1991, S. 50f) Erläuterung des Rosenzweigschen Hinweises auf die „verandernde Kraft des Seins“, Zusammenhang mit dem Gesetz der Umkehrung, dessen gegenständliches Korrelat das Inertialsystem und seine seine Reflexionsformen (Geld, Bekenntnis) sind.
Begriff und Ursprung der Gemeinheit: Gemeinheit ist strafrechtlich nicht zu fassen, weil sie beweislogisch nicht zu fassen ist. Gemeinheit verdankt sich der Verführungskraft der Reflexionsbegriffe: das Nicht-Beweisbare ist nicht; und das Eine ist das Andere des Anderen (also nicht das Eine). Sie unterdrückt und verdrängt Erfahrung, erfahrene Wahrheit, indem sie „nachweist“, daß das Andere der Erfahrung wahr, die reale Erfahrung dagegen (wie die Thesen und Antithesen der Kantischen Antinomien der reinen Vernunft) nicht nachweisbar und, da einem anderen vorrangigen Beweisinteresse (im Bereich des Staatsschutzes: dem des Staates) widersprechend, irreal ist. Das Gewaltmonopol des Staates ist der beste Schutz der Gemeinheit, seit die Gemeinheit im Rahmen des herrschenden Begriffs der Objektivität (in Naturwissenschaft und Kapitalismus, und in Verwaltung und Staat: letztlich in den Totalitätsbegriffen Natur und Welt) selber objektive Realität und Gewalt gewonnen hat. Gemein ist jede Instrumentalisierung; und gegen Instrumentalisierung ist keine Wahrheit (auch nicht der kritische Begriff der Instrumentalisierung selber) mehr gefeit.
Der Personbegriff trennt den Namen von seinem „Träger“, macht ihn zu einer Eigenschaft, einem Prädikat: Produkt der Anpassung ans begriffliche Denken. Die Person ist das apriorische Objekt des Rechts, gleichsam deren materia prima, sie bezeichnet das Rechtssubjekt, das sich in seiner Beziehung zum Eigentum konstituiert, in dieser Beziehung schuldfähig ist, deshalb die Zurechenbarkeit von Schuld begründet: Personen sind berechenbar. Durch den Personbegriff werden umgekehrt Prädikate zu Namen (wird, wer gemordet hat, zum Mörder), werden Namen zum Ausdruck von Schuld. Im Bannkreis des Personbegriffs wird Freiheit zur Wahlfreiheit, zum liberum arbitrium, während der der Idee des Glücks zugrunde liegende Freiheitsbegriff die Befreiung von Schuld, das Heraustreten aus dem Bannkreis der Herrschaft, die Erlösung bezeichnet: das Sich-geliebt-Wissen, das die Fähigkeit zu lieben zur Grundlage hat, das Ende des Selbstmitleids.
09.10.91
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