Der Einsturz der kommunistischen Welt (der nicht das Produkt einer Revolution, schon gar nicht einer gewaltfreien, sondern Resultat eines Wirtschaftskrieges ist) und die Ausbreitung der verwaltungs- und rechtstechnischen Stützsysteme für ein Wirtschaftssystem, das „gesiegt“ hat, während es zugleich dahinwuchert und siecht; die Phantasmagorie eines Wohlstandes, der mehr in den Schaufenstern (inclusive der Medien „zur höheren Ehre des Wohlstandes“) als real besteht (jeder wird zum Angestellten seines Besitzes, dessen Erhaltung mehr Aufwand erfordert als das einfache Leben, das es nicht mehr gibt, außer in der Dritten Welt, die nach dem Abschluß der Kopernikanischen Wende in unserem Jahrhundert in die kapitalistische Galaxie mit hereingezogen wurde: mit dem Schwarzen Loch Europa als Gravitationszentrum), diese Vorgänge haben zur Grundlage eine Armut, einen Mangel, die nicht an sich, sondern nur als Motor und Grund des Reichtums noch erscheinen und gesehen werden. Der Unterhalt des Autos oder einer Wohnung verschlingt den größten Teil der Arbeitszeit und steht in keiner angemessenen Relation mehr zum Effekt, zur Nutzung, die ohnehin immer mehr und immer deutlicher zum demonstrativen Konsum, zu einem medialen Vorgang, zur blasphemischen Bild-Religion (zur wuchernden Verdrängung der Scham) wird. Dem entspricht die völlige Verkehrung des Lebenszwecks, der dahinter systembedingt (ebenfalls wie in einem Schwarzen Loch) verschwindet. Korrespondenz der Veränderungen im öffentlichen und im privaten Bereich.
10.04.90
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