J. Goody, Die Logik der Schrift, S. 283: „… findet sich während der gesamten Menschheitsgeschichte ein Zusammenhang zwischen Geldverleih, Bankwesen und Literalität.“ Die Kanonisierung heiliger Schriften ist Ausdruck einer präzise zu bestimmende Phase in der Geschichte der Beziehung der Schrift zur Ursprungsgeschichte des Staates. Das Schreiben sowohl Homers als auch der Autoren der Bibel war kein bloß technischer Vorgang (die Vorstellung, daß nur niedergeschrieben wurde, was zuvor in mündlicher Tradition hervorgebracht worden ist und herangereift war, ist naiv). Das Schreiben selbst war Quelle und Organisationsprinzip einer neuen Sprache und eines neuen Inhalts. So ist der Staat ein Produkt der Schrift und selber wiederum ein Agent ihrer Weiterbildung und Entfaltung (war nicht Cicero ein Augur?). Das Wort vom Binden und Lösen: „Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“, hat auch kosmologische Bedeutung. Die Wendung, die die christliche Tradition dem Motiv der Sündenvergebung gegeben hat, ist heute in die Automatik des Weltbegriffs mit eingegangen: So wurde das Christentum überflüssig, aber die Welt zugleich zu einem Feld der Barbarei (zum Greuel der Verwüstung).
10.5.1994
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