Namen:
Wer sind die Zebedäussöhne, wer ist Alphäus (Jakobus, Levi?), Thaddäus (Judas?)? Was bedeuten die griechischen Namen (Andreas, Philippus)? Wer ist Nathanael (aus Kana), hat er etwas mit Simon Kananäus zu tun? Wer ist die Mutter der Zebedäussöhne (wer war Salome?), wer war die Schwiegermutter des Simon Petrus? Was bedeuten die Namen Petrus/Kephas (Simon Barjonas), Paulus (Saulus)? Was heißt Iskarioth (Judas, der ihn verraten hat)?
Die Apostel in den Evangelien:
Mt Mk Lk Joh Apg
Simon (Pt) Simon (Pt) Simon (Pt) Simon (Keph) Petrus
Johannes Johannes Johannes Zeb.söhne Johannes
Jakobus Jakobus Jakobus Zeb.söhne Jakobus
Andreas Andreas Andreas Andreas Andreas
Philippus Philippus Philippus Philippus Philippus
Thomas Thomas Thomas Thomas (Zw) Thomas
Bartholom. Bartholom. Bartholom. ) Bartholom.
Matthäus Matthäus Matthäus ) ?? Matthäus*
Jak. (Alph) Jak. (Alph) Jak. (Alph) ) Jak. (Alph)
Simon (Kan) Simon (Kan) Simon (Eif) ) Simon (Eif)
Thaddäus Thaddäus Judas (Jak) Judas (n.I.) Judas (Jak)
Jud.Isk. Jud.Isk. Jud.Isk. Jud.Isk. — (Matthias)
Nathanael (aus Kana)
* Matthäus, der Zöllner, bei Mk und Lk auch Levi.
Wer sind die Cherubim:
– der Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert vorm Eingang des Paradieses,
– die Cherubim im Allerheiligsten des Tempels (die Träger des Gottesnamens und der Herrlichkeit Gottes)
– in der Merkaba-Vision des Ezechiel (mit den vier Gesichtern – Stier, Löwe, Adler und Mensch -, den Flügeln und Rädern, den Augen), sie tragen den Thron Gottes („der Himmel ist sein Thron“).
– Erscheint mit den Cherubim zum erstenmal der Name des Menschensohns (bei Ezechiel)?
– Sind die Cherubim die ersten Objekte der Sprachvision?
– Was bedeuten die vier Gesichter, die Flügel, die Räder, die Augen, in welcher Beziehung stehen sie zum Flammenschwert?
– Sind die Cherubim die Instrumente des Aufspannens („Er hat die Erde gegründet und den Himmel aufgespannt“)?
– Sind die Cherubim, die „überall Augen“ haben, Verkörperungen des Gegenblicks, die andere Seite des Gesehenwerdens: die kosmischen Entsprechungen der Scham nach dem Sündenfall, der Inbegriff dessen, wovon der Raum als „Form der Anschauung“ abstrahiert (in welcher Beziehung stehen sie zu den „sieben unreinen Geistern“)?
Der Raum ist einäugig wie der Polyphem. Was bedeutet der Name Polyphem (hängt das -phem mit phemi, ich sage, zusammen: ist die Einäugigkeit ein Konstituens der Sprachverwirrung)?
Oculi omnium in te sperant, Domine: Hat das etwas mit den Augen der Cherubim zu tun; sind die Augen der Cherubim die Augen aller?
Der Mythos verhält sich zur Wahrheit wie die Häresie zur Orthodoxie, und das auch in dem Sinne, daß auch in ihm, im Mythos wie in den Häresien, der Schlüssel zur Wahrheit liegt, auch wenn er sie nicht „enthält“. Der Mythos enthält – wie auch die Häresien – die entstellten Gestalten des Vergessens.
Der Mythos ist die durchs Prinzip der Anschauung stillgestellte Kosmogonie. Hinter der mythischen Anschauung bildete sich die Schicksalsidee (als Abspaltung des projektiven Elements im Mythos). Deren Erbe ist der die begriffliche Erkenntnis und mit ihr die Objektivierung und Instrumentalisierung der Dinge legitimierende Weltbegriff. Diese Beziehung von Begriff und Objektivierung (der Begriff als die subjektive Form des Stands der Objektivierung) im Weltbegriff begründet die Selbstlegitimation des Bestehenden im Prozeß der Aufklärung. Der Weltbegriff bezeichnet den jeweils aktuellen Stand des Säkularisationsprozesses und begründet dessen Selbstlegitimation. Darin, in dieser Selbstlegitimation (in ihrem kollektiven Exkulpationseffekt), liegt das Wesen der Aufklärung.
Wer das Resultat der Naturwissenschaften für die Wahrheit hält, ist wie einer, der die Mühle anbetet, weil sie Mehrwert produziert, aber das Mehl und das Brot nicht mehr wahrnimmt. Überzeitlich, das „Bleibende“, ist das Geld, die Gebrauchswerte hingegen sind vergänglich. Aber war nicht das Vergängliche seit je das Wesentliche?
Ich werde das steinerne Herz durch ein fleischernes ersetzen. Was daraus geworden ist, kann man dem Kirchenlied entnehmen:
„Mach unser Herz von Sünden rein,
damit wir würdig treten ein
zum Opfer Deines Sohnes.“
Was hat der (moralische) Anstand mit dem Anstand des Jägers zu tun? Bezeichnet nicht der moralische Begriff des Anstands die Reduktion der Moral auf die Sexualmoral? Anständig ist, wer sich in sexualibus nichts zuschulden kommen läßt. Deshalb konnte Himmler vor dem Mordpersonal in Auschwitz vom Anstand reden. Findet hier nicht der jagdtechnische Begriff des Anstands (hatten nicht die Wachtürme auch dieses Anstandsfunktion?) seinen Bezugspunkt? Hat nicht der Anstand etwas mit dem Anstehen und der Schlange zu tun? Oder, auf eine kurze Formel gebracht: Der Anstand verknüpft den Mord mit der verdrängten Lust zur Mordlust. – War nicht die kirchliche Sexualmoral eine der Voraussetzungen der fürchterlichen Kriege und Verfolgungen in der christlichen Ära? Sich an anderen dafür rächen, was man sich selbst versagen muß: Das Schuldverschubsystem ist die Seele des apokalyptischen Tieres.
Auschwitz, eine Folge des Wiederholungszwangs, unter den die Christen geraten sind, nachdem sie die Frage, vor die sie durch den Kreuzestod gestellt waren, falsch beantwortet hatten.
Die Staatsmetaphysik, die im anklagenden und richtenden Prinzip wurzelt, ist das Instrument der Sprachverwirrung. In der Geschichte vom Turmbau zu Babel bezeichnet das Niederfahren Gottes den Ursprung des Staates. Niedergefahren ist die Linke Gottes.
Die Anpassung an die Welt, oder das Sichverstecken im Andersein, im Nicht-Ich, ist im Konzept der „Entsühnung der Welt“ institutionalisiert worden. Dieses Entsühnungskonstrukt ist die Geschäftsgrundlage ist die Geschäftsgrundlage der kirchlichen Gnadenverwaltung (der Theologie als Verwaltungswissenschaft: als Theologie hinter dem Rücken Gottes).
Die sieben Siegel und die Auflösung des projektiven Erkenntnisbegriffs.
Die sieben Wunder im Johannes-Evangelium:
– Hochzeit zu Kana (21),
– Heilung des Sohns des königlichen Beamten in Kapernaum (446),
– Heilung eines seit 38 Jahren Kranken am Teich Bethesda in Jerusalem (53),
– die Speisung der Fünftausend am jenseitigen Ufer des Sees von Tiberias (61),
– Jesus wandelt auf dem See (616),
– Heilung eines Blindgeborenen am Sabbath (91),
– Auferweckung des Lazarus (111).
In Rosenzweigs Stern der Erlösung sind Gott Mensch Welt Grenzbegriffe der Vorwelt (der Wachs, aus dem die sieben Siegel gefertigt sind?).
Das Konzept der Entsühnung der Welt ist die theologische Legitimierung der Selbstlegitimation des Bestehenden, damit zugleich die Tabuisierung der Kritik.
Während das Armutsgebot eindeutig ist, sind die beiden anderen evangelischen Räte (Gehorsam und Keuschheit) unterm Bann des Weltbegriffs zum Gegenteil dessen geworden, was sie ursprünglich meinten.
Ist nicht das, was Drewermann und fast die ganze Theologie vor ihm den „jüdischen Rachegott“ nennt, eigentlich das Instrument gegen den Rachetrieb (indem sie die „Rache“ Gott überantwortet); und hängt das „Mißverständnis“ nicht mit der unaufgearbeiteten Vergangenheit, konkret mit Auschwitz, zusammen?
10.3.1995
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar