Was hat die Spinne mit dem Inertialsystem zu tun, und wen repräsentiert das Inertialsystem?
Wenn die Spinne etwas mit der Sexualität zu tun hat, dann als Instrument und Produkt ihrer Verdrängung (merkwürdige symbiotische Beziehung der Insekten zur Sexualität: Spinnenweibchen, die nach der Begattung die Männchen töten, Symbiose von Blumen und Insekten <Beziehung zum Licht, zur „Fortpflanzung“>, staatsähnliche Organisation der <materiellen und sexuellen> Reproduktion bei Ameisen, Bienen u.ä.).
Verdrängung ist nicht nur ein psychologischer Sachverhalt, sondern ein Moment im Begriff der Objektivität selber. Mit dem Konstrukt der „sekundären Sinnesqualitäten“, mit der Subjektivierung der Empfindungen, ist der Sensibilität der Boden entzogen, die Wahrnehmung des Leidens, des Schmerzes verdrängt worden.
Ist nicht die Mikrophysik der vollendetste Ausdruck von Verdrängung, und läßt sich nicht der Punkt, an dem diese Verdrängung sich vollendet, ihre objektivitätsbegründende Kraft beweist, benennen: im Planckschen Wirkungsquantum, der Verkörperung der Redundanz (die nicht zufällig zum Schlüssel der ganzen Mirkophysik geworden ist)?
Spinnen: Während Fische, Vögel und Säugetiere als Verkörperungen von Instrumenten sich begreifen lassen, als Objekte im Inertialsystem, verkörpern Insekten das symbiotische Prinzip der Instrumentalisierung, das Inertialsystem.
Wer ist Beelzebul (Baal Sebub, „Herr der Fliegen“, der Gott von Ekron, 2 Kön 12,3,6,16)? Nach den Evangelien war er der „Oberste der Dämonen“ (Mt 1025, 1224ff, Mk 322, Lk 1115ff)?
Während die Zürcher Bibel Baal Sebub (den „Fliegengott“) für das Original hält und den Beelzebul (mit der unmöglichen Begründung: „weil man sich scheute, den Namen dieses heidnischen Gottes auszusprechen“!) als eine veränderte Fassung ansieht, ist nach Reclams Bibellexikon (S. 67, ähnlich Ton Veerkamp, Die Vernichtung des Baal, S. 144ff) der Baal Sebub (der Fliegenmeister) eine ironisierende Entstellung des Baal Zebul („Baal, der Erhabene“, des Gottes von Ekron), der so korrekt in den Evangelien zitiert wird (als „Oberster der Dämonen“). Liegt nicht die größte Gefahr der christlichen Theologie darin, den Indikativ für die grammatische Grundform der Theologie zu halten; so ist sie unfähig geworden, ironische Stellen in der Schrift überhaupt noch wahrzunehmen (vgl. auch das Buch der Richter und die Arbeit von Lillian Klein dazu: The Triumph of Irony in the Book of Judges).
Wenn der Baal Sebul eigentlich der Baal Zebub ist, wer ist dann Sebul (der Statthalter Abimelechs in Sichem, Ri 928ff)?
Bei Mt (1231) und Mk (329) schließen sich die Stellen über die Sünde wider den Heiligen Geist an, bei Lk (1124ff) die Stelle über die sieben unreinen Geister (vgl. auch Mt 1243 und 2 Pt 220).
Der Herr der Fliegen und der Oberste der Dämonen: Ist nicht die Spinne der Herr der Fliegen? Was haben die Dämonen mit dem Inertialsystem zu tun (die Elektrodynamik ist die Physik des Inertialsystems, die Mechanik die der Objekte im Inertialsystem)?
Sind Säugetiere mechanische, Insekten hingegen elektrodynamische Tiere (sind nicht Insekten resistent gegen radioaktive und atomare Strahlung)? Hängt die Fähigkeit der Insekten zur Staatenbildung, zur „organischen“ Funktionsverteilung in einer durchorganisierten Gemeinschaft, ihre gleichsam planetarische Gemeinschaftstruktur, damit zusammen? Gibt es einen Zusammenhang des Baal Sebub mit der Astrologie? War nicht die Baals-Religion, der Prototyp des „Götzendiensts“, als Herren-Religion eine Sternen-Religion?
Genitiv (und der zugehörige Akkusativ) ist die dem Indikativ zugehörige Deklinationsform, der Dativ (und der Nominativ) korrespondiert dem Konjunktiv und dem Imperativ. Das Inertialsystem vollendet das Neutrum (es bringt Dativ und Nominativ als Repräsentanten des Adressaten in der Sprache zum Verschwinden). Der Indikativ verabsolutiert die Herrschafts- und Eigentumsordnung, in der Philosophie die Ontologie (und begründet so die dämonische Ordnung und ihr Korrelat: die Besessenheit), er destruiert die Idee des Heiligen (die Idee eines der Herrschafts- und Eigentumsordnung, der Objektwelt und dem Gesetz der Instrumentalisierung enthobenen Bereichs).
Wird der Genitiv (der Sprachgrund der Herrschaft und des Eigentums) nicht vom Rachetrieb beherrscht?
10.9.1995
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