Farbe bekennen: „denn die Fahne ist mehr als der Tod“, Reklame und Bekenntnis („die Reklame verschweigt den Tod“).
Die Person ist vergangenheits- und erinnerungslos: Ihre Existenz beginnt mit dem Namen, der von Anfang an abtrennbar war, deshalb dem Träger bloß äußerlich ist, dem herrschenden Bewußtsein zufolge „Schall und Rauch“ (bloße Konvention). So ist die Person das prädestinierte Objekt der Verwaltung. Wer einen Menschen als Person bezeichnet (vgl. Buber) nimmt ihm seinen Namen, auch wenn er ihn dann beim Namen nennt: hierbei wird der Name imgrunde akkusativisch gebraucht, Inbegriff der Anklage; nicht zufällig liegt das Namensrecht beim Staat, der die Menschen als Teil des Volkes schuldig macht und sie der Würde des Namens beraubt. -Ist die Trinitätslehre nicht verstaatlichte Theologie (erkennbar am Gebrauch des Personbegriffs, der den Namen Jesu neutralisiert (und Christus zum Familiennamen macht), ihn für den „Bekenntnis“-Gebrauch unbrauchbar macht)? – Wie tief reicht die Staatsmetaphysik in unser Bewußtsein?
Was drückt das Adjektiv „persönlich“ außer dem tode ti, der vergegenständlichten deiktischen Funktion, aus? Genau dieses tode ti ist der Bezugspunkt des begrifflichen Denkens, des abstraktiven Verfahrens, dem die Menschen (und in der Theologie Gott) durch den Personbegriff unterworfen werden. Der Personbegriff macht Gott und Menschen subsumtionsfähig: zu Objekten. Das tode ti (das dieses hier) macht das Resultat, Produkt der Verdinglichung, zum Anfang, zur „voraussetzungslose“ Grundlage. Es ist der Vorläufer des Inertialsystems, in dem es sich dann als durch die ganze Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur vermittelt erweist.
Die Frage: Gibt es einen persönlichen Gott? ist ebenso blasphemisch wie im wörtlichen Sinne gegenstandslos: Gott zum Gegenstand machen ist der Grund jeglicher Blasphemie.
11.02.91
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