Ist die Venus (Ischtar, Astarte, die Himmelskönigin, wie auch Ischscha im Gegensatz zu Chawwa) die aus seiner Seite erschaffene Frau als Projektion des Mannes (als Objekt der Begierde, nach ihrer Subsumtion unters Tauschprinzip, nach Hermes, Merkur)? Liegt hier der Grund fürs Verständnis der gesamten Astrologie, der antiken Planetentheorie (und für die Benennung der Wochentage)?
In der Venus-Geschichte, in ihrer Beziehung zum Ursprung des Staates, des Weltbegriffs, der Zivilisation, (die in der katholischen Marien-Verehrung ihre Fortsetzung gefunden hat) liegt der Ursprung der christlichen Sexualmoral.
Die Substanz des Materiebegriffs ist polymorph-pervers (Grund und Inbegriff des prophetischen Begriffs der Unzucht: der allgemeinen Vermischung).
Der Gehorsam oder das Mit-den-Ohren-Denken: Ist das nicht die Vorbereitung der Erfüllung des Worts „Heute, wenn ihr seine Stimme hört“?
Zum Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Nur das Licht ist rein durchs Wort geschaffen („Gott sprach, und es ward“). Und die Blinden wieder sehend machen, heißt das nicht, die Fähigkeit entwickeln, mit den Augen hören und in den Dingen lesen zu lernen?
Was ist die genaue Übersetzung (die etymologische Bedeutung) von Teschuba (Umkehr)? – Wende, Rückkehr, Kreislauf, Antwort (nach der Hebr. Gramm.). Merkwürdige Ähnlichkeit mit den hebräischen Bezeichnungen für Hilfe, Verlangen/Begierde und für die Zahl neun (tschw-bh, tschw-ah, tschw-ph, tschw-jaj).
Weshalb ist in der Verheißung an Abraham vom Sand am Meer, und nicht vom Sand in der Wüste, die Rede? Den Sternen am Himmel entspricht der Sand am Meer (ähnlich wie die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres zusammengehören).
Bei Markus heißt es: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (1430) und „Gleich darauf krähte der Hahn zum zweitenmal“ (1472). Wann krähte er zum erstenmal?
„Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“, dieses in den Evangelien erneuerte Prophetenwort trifft den Weltbegriff im Kern: Opfer („Sündenböcke“, wie im nationalsozialistischen Antisemitismus und Judenmord, jetzt wieder in der Ausländerfeindschaft) sind notwendig, wo ein Projektionsbedarf besteht; die Grüße der Opfer ist abhängig von der Intensität dieses Bedarfs, des darin latent vorhandenen Gewaltpotentials; sie sind Mittel der Schuldbearbeitung zu Lasten eben der „Opfer“. Der Weltbegriff (zusammen mit dem Natur- und Materiebegriff) ist ein Mittel der projektiven Schuldbearbeitung, des Schuldverschubsystems (Exkulpierung durch Schuldentlastung, Projektion auf andere). Unter seiner Herrschaft verschwindet die Differenz von Tabu (Schutz des „Intimbereichs“ der Herrschenden: des Schuldzentrums von Herrschaft) und Moral (Schutz des Lebens der Schwachen): Moral als Richtschnur des Handelns ist nur noch theologisch begründbar, im Kontext des Selbsterhaltungsprinzips wird sie auf die Urteilsebene verschoben: durch Tabus (durch Tratsch und die Herrschaft des Geschwätzes) ersetzt, die dann wieder Opfer fordern.
11.04.93
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