Zur den Krankheiten, von denen vor allem kirchliche Autoren befallen sind, gehört der von der Bekenntnislogik nicht abzulösende apologetische Ton (aber warum und wodurch unterscheiden sich Karl Thieme und Kornelis H. Miskotte, die doch beide auf Rosenzweig sich beziehen? Liegt der Grund dafür, daß Thieme gänzlich unapologetisch schreibt, darin, daß er Laientheologe war?). Bei der Verkündigung der Geburt des Johannes ist der Adressat der Vater, Zacharias, nicht Elisabeth, und der Ort ist der Tempel (Lk 15ff); bei der Verkündigung der Geburt Jesu ist Maria die Adressatin, nicht Josef (dem dann die Engel im Traum erscheinen); der Ort dieser Verkündigung ist „eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazareth“ (Lk 126ff). Die einzige Stelle, an der der Name Josefs im Kontext des öffentlichen Wirkens Jesu erscheint, ist die bei dem öffentlichen Auftritt Jesu in Nazareth, wo die Leute fragen: Ist das nicht der Sohn des Josef (Mt: der Sohn des Zimmermanns; Mk: der Zimmermann, der Sohn der Maria). Bei Lk sind es dann die gleichen Leute, die ihn steinigen wollten (Lk 416ff). Greuel der Verwüstung: Wenn Heinsohn/Steiger den Begriff des Privateigentums durch den des Eigentums ersetzt sehen möchten, müßte das nicht Konsequenzen haben im Hinblick auf ihre Stellung zur Politik der Privatisierung von Unternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand? Oder drückt sich darin nur die Einsicht aus, daß diese „Privatisierung“ in Wirklichkeit keine ist, sondern eine Form der Vergesellschaftung, bei der die Verantwortung ins Funktionale gerückt, und d.h. aufgehoben wird? Seit es in den entscheidenden Bereichen der Wirtschaft keine „Unternehmer“ mehr gibt, deren Tätigkeit durch die „Unternehmensführung“, durch ein Verwaltungsmanagement, ersetzt wurde, handelt nur noch das Wertgesetz als Vollstrecker der Imperative des Marktes. „Verantwortlich“ ist die Geschäftsführung allein den „Eigentümern“, die weder zur Produktion noch zu den Produzenten noch eine Beziehung haben, statt dessen nur noch das eine Interesse, daß die Rechnung stimmt. Das Eigentum, dessen Verwaltung ans Management delegiert wird, ist in der Tat kein Privateigentum mehr, sondern nur noch das Eigentum anderer (die Verschmelzung des Eigentumsbegriffs mit dem Weltbegriff). Die „Privatisierung“ von Betrieben der öffentlichen Hand ist nur ein weiterer Beleg dafür, daß die Politik in wachsendem Maße sich aus der Verantwortung stiehlt, nicht nur immer mehr Aufgaben an die Zwillinge der Multis, die transnationalen Verwaltungen delegiert, sondern zugleich selber zur bloßen Verwaltung der in diesen Formen des Eigentums verkörperten „objektiven“ Interessen (der Imperative des Marktes) degeneriert. Mit der heute sich durchsetzenden Form des Eigentums wird der kantischen Bemerkung, daß die Achtung vor dem Gelde aus der Vorstellung herrührt, was man damit alles machen könne, die Grundlage entzogen: Mit dem Eigentum anderer, einem gleichsam ontologisierten, „harten“ Eigentum, kann man nichts mehr machen: hier wird das Possessivpronomen der männlichen dritten Person singular zum Ausdruck der Universalität des Eigentums der Anderen, zum Äquivalent des Infinitivs „Sein“. Das ist der wirkliche Grund der gegenwärtigen „Sparpolitik“, die ihre apriorischen Objekte am „weichen“ Eigentum derer findet, die ihr Eigentum nur fürs Überleben, nicht aber mehr für seine würdigeren Aufgaben nutzen: als verpfändbares und belastbares Eigentum Grund der Geldschöpfung (oder müßte es „Gelderzeugung“ heißen?) zu sein. Wenn das Weltgericht das Jüngste Gericht ist, dann sind die Eigentümer die Richtenden und die Geretteten zugleich, während die bloß Besitzenden im Fegefeuer sich befinden und die Armen in der Hölle. Gibt es in der Schrift Hinweise auf die Trennung von Besitz und Eigentum, oder ist diese Trennung das Werk der Moderne, Grund der Trennung von Ding und Sache? Gehören zu den Gefühlen der Lust, die Kant zur Grundlage seiner ästhetischen Theorie, seiner Theorie des Schönen, macht, nicht auch die Sexuallust, die Urteilslust und die Mordlust? Bezog sich die Vorstellung, daß zur richtigen Gesellschaft vielleicht auch ein paar Unternehmer als Haustiere gehören könnten, nicht eigentlich auf den Staat, dessen Domestikation immer noch aussteht? Die Welt ist der Inbegriff jener Äußerlichkeit, die im Eigentumsprinzip gründet. Verweist das Wort Einsteins: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit; aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher“, nicht auf einen realen Zusammenhang? Hat die Vorstellung des unendlichen Raumes nicht in der Tat den Grund für eine Dummheit gelegt, von der das Attribut der Unendlichkeit nicht mehr zu trennen ist? Läßt sich das Verhältnis des einen zu den sieben anderen Geistern an dem Verhältnis des Eigentums zu seinen Denominationen demonstrieren? Zur Logik von Kants „Gefühl der Lust“: Die Lustgrenze ist die Feuergrenze (vgl. 1 Joh 216: das Wort von der Fleischeslust, Augenlust und Hoffahrt des Lebens, die nicht vom Vater, sondern von der Welt stammen; außer der Sexuallust gibt es die Urteilslust und die Mordlust, außerdem den Machttrieb). Sind die Planeten Verkörperungen der Lust? Zu den Denominationen der Hegelschen Logik gehören: die Geschichte, die Kunst, die Religion, die Philosophie, das Recht, die Natur, der Geist. Jede Verurteilung gründet in und partizipiert an der Eigentumslogik. Begriffe sind die Duftmarken des Hundes, der Eigentum heißt. Ist es nicht ein tiefer logischer Instinkt, der Hunden die Namen der Caesaren gibt (insbesondere Caesar und Nero)? Paul Celan hat Ende April 1970 in Paris, Jean Amery am 17. Okt. 1978 in Salzburg, Primo Levi am 11. April 1987 in Turin Selbstmord begangen.
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