12.06.88

Es gibt zwei Arten des Atheismus: Die eine geht davon aus, daß Religion ihrem eigenen moralischen Anspruch nicht genügt (wer kann nach Auschwitz noch an einen barmherzigen und gerechten Gott glauben?); die andere wehrt mit der Religion den moralischen Anspruch, den sie vertritt, ab, denunziert ihn als Heuchelei: Dieser moralische Anspruch, so die Prämisse, hat in einer Welt, die von anderen Gesetzen beherrscht wird, keine Grundlage mehr.

Aber beide vergessen, daß mit der Religion nicht nur der einzige Moralbegriff, der ernst zu nehmen ist, sondern auch der allein darin gründende Glücksanspruch, das Glücksversprechen, aus der Welt verschwindet.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie