12.09.93

Ursprung der Nerven: Im Kontext der Verinnerlichung des Opfers? Nerven bezeichnen die Stellen, an denen es schmerzt, Koinzidenzpunkte von Wahrnehmung und Schmerz (Lokalisierung der Empfindungen). Sind die Nerven nicht erst mit der Entdeckung der Elektrizität (der elektrischen Leitungen) endgültig materialisiert und objektiviert worden? Die Nerven sind ein Reflex und ein Produkt des historischen Objektivationsprozesses.
Hat nicht das Inertialsystem die Welt in ein System von Logik und Empfindungen verwandelt, liegt hier nicht der Ursprung der Nerven? Sind die Nerven nicht der Inbegriff der Natur (des subjektlosen Subjekts) im Subjekt: Inbegriff des Verdrängten? Die Identifikation mit dem Aggressor, mit der Welt, generiert die Natur im Subjekt: ein Produkt der Geschichte der Veranderung.
Ist nicht die Sünde der Welt die Sünde der (projektiven) Veranderung, die in der Philosophie an den Begriffen der Barbaren, der Natur und der Materie sich festmachen läßt.
Projektion und Erkenntnis: Das Modell ihres Zusammenhangs ist der Film (der einen Projektor braucht und eine Projektionsfläche), das ihrer gesellschaftlichen Organisation und Beherrschung das Fernsehen (Kulturindustrie). Ist es eigentlich ein zufälliger Zusammenhang, daß, wenn die Eltern sich das Sehen durchs Fernsehen abnehmen lassen, die Kinder das Hören durchs Dröhnen dessen, was sie für Musik halten, verlernen?
Liegt Schopenhauers Konzept der „Welt als Wille und Vorstellung“ nicht in der Nähe der christologischen „Sünde der Welt“?
Ist die Simson-Geschichte nicht eine Kosmogonie mit abschließender Apokalypse?
Merkwürdig die Astralmythen, zu denen neben der Simson-Geschichte u.a. auch die Gestalt des Henoch (der nach 365 Jahren zu Gott entrückt wurde) und die Esther-Geschichte gehört. Gehört auch die Debora (die „Biene“: die Richterin, die unter Mithilfe der Sterne den Sisera besiegt, auch die Amme Rebekkas und die Ahnfrau des Tobit und des Tobias) dazu?
Tierkreis und Planetensystem: 12 = 3 * 4, 7 = 3 + 4. Wo taucht die Kombination 12/7 (Jahr/Woche) sonst noch auf? Bei der Brotvermehrung, beim Verhältnis der Apostel zu den Diakonen (der „Hebräer“ zu den „Hellenen“). Wie steht es mit den sieben unreinen Geistern, den sieben Siegeln der Apokalypse u.ä.?
Den Tierkreis noch einmal genauer ansehen: Welche Zeichen (Waage, Widder, Löwe, Zwillinge, Fische, Jungfrau etc.) und in welcher Reihenfolge, welche Beziehung zu den „Sternbildern“ (z.B. Orion und Plejaden).
Stehen die Sterne am Himmel und der Sand am Meer nur als Bilder einer nicht mehr zählbaren Menge in Wechselbeziehung? (Und gibt es eine Beziehung dieser Unzählbarkeit zum griechisch-deutschen „eu“?)
Haben nicht die räumlichen Umkehrmetaphern (wie die Richtungsbeziehungen im Raum generell) etwas mit der Beziehung von Vergangenheit und Zukunft zu tun: im Angesicht und hinter dem Rücken, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Herrschaft und Knechtschaft (der Himmel und die Unterwelt)?
Zur „erhöhten Schlange“: Im Fluch über die Schlange heißt es, sie solle „auf dem Bauche kriechen“ und „Staub fressen“. Die Schlange ist das Gegenteil zum aufrechten Gang. Und wird man nicht durch Staubfressen zur Schlange?
Im Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde. Dann wird die Erde näher bestimmt (tohu wa bohu), während anschließend zwei Objekte genannt werden (der Abgrund, über ihm die Finsternis, und das Wasser, darüber der Geist), deren Ursprung offen bleibt.
– Ist der Abgrund die unbestimmte, das Wasser die bestimmbare Vergangenheit?
– Der Himmel, den Gott im Anfang erschuf, wird dann als Name (der Feste, die die oberen von den unteren Wassern trennt) genutzt, während
– die Erde die Pflanzen und dann die Tiere (außer den Fischen und den Vögeln des Himmels, die von Gott geschaffen werden) hervorbringt.
– Unmittelbar sprachlichen Wesens ist nur das Licht (Er sprach und es ward), während jeweils im Kontext einer Trennung Licht und Finsternis (als Tag und Nacht), die Feste (als Himmel) und dann das Trockene und die sich sammelnden Wasser (als Land und Meer) benannt werden.
– Die Finsternis, die nach ihrer Scheidung vom Licht Nacht genannt wird, war vorher die Finsternis über dem Abgrund (und wird nicht dieser Abgrund in der vom Mond und den Sternen erhellten Nacht sichtbar?).
Ist nicht der Abgrund das Grundlose, das in die Vorstellung der homogenen Zeit (und des Inertialsystems) hineinreicht, der Ausschluß der begründenden Kraft der Sprache und der Grund jeglicher Form von Gewalt? Sind nicht Zeit und Raum, die kantischen subjektiven Formen der Anschauung (und ihr orthogonales Beziehungssystem: der Turm und der Phallus), Grund und Generator der Subjektivität insgesamt, Quellpunkte der Begriffe Natur und Welt? Sind nicht beide, Natur und Welt, Emanationen des Abgrunds (die apokalyptischen Tiere aus dem Abgrund: das Tier aus dem Meer und das vom Land)?
Der Turm (die Verwirrung der Sprache), die Hure (die Unzucht) und der Drache (die Trunkenheit der Herrschaft) sind die Symbole Babels.
Müßten nicht die Theologen wieder zu Himmelsforschern werden? Wie verhalten sich das Himmelreich und das Gottesreich, die basileia tou ouranou und die basileia tou theou zueinander (vgl. hierzu den divergierenden Sprachgebrauch der Evangelien)? Ist das Himmelreich nicht Besonderheit des Matthäus und das Gottesreich ein Teil der Täufertheologie beim Johannes? Gibt es zum Himmelreich oder zum Gottesreich (abgesehen vom messianischen Reich, von der zukünftigen Welt, vom Tag JHWHs) Belege im AT? Es gibt wohl die Bilder
– von der Gotteserkenntnis, die die Erde bedecken wird wie die Wasser den Meeresboden,
– vom Frieden, der die Umwandlung der Waffen (der Schwerter) und den Tierfrieden mit einschließt,
und vor allem die Negativbilder
– von Nimrod und der großen Stadt,
– vom Turm von Babel,
– vom Sklavenhaus Ägypten,
– von Amalek (dem ewigen Widersacher JHWHs, zu dem auch der Agagiter Haman gehört).
Der Turm, das Herabsteigen Gottes und die Verwirrung der Sprache: Hat das etwas mit der Jakobsleiter, mit Jakobs Kampf mit dem Engel und mit dem Namen Israel zu tun?


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