Die „feministische Kritik … hat auch gezeigt, daß Neutralität an sich ein Merkmal von Maskulinität ist, ein Zeichen ihres Bündnisses mit Rationalität und Objektivität“. (Jessica Benjamin, S. 182) Die indoeuropäische Sprachlogik ist die Sprachlogik des Patriarchats (und das Symbol der Schlange – das Symbol des Neutrums – sein Symbol). Die subjektiven Formen der Anschauung (die Abstraktion vom Gegenblick, vom Angesicht) sind die Verkörperung der neutralisierenden Gewalt.
Das „Leuchten seines Angesichts“ lebt von der Erinnerung an das Gesicht der Mutter. Im Gesicht der Mutter erblickt das Kind das Licht der Welt. – „Ihr seid das Licht der Welt“. Lebt davon nicht die Erinnerung ans Paradies, und ist dann der Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert nicht das Patriarchat?
Kai ho logos sarx egeneto/et verbum caro factum est – und das Wort ist Fleisch geworden: So wurde im Kern der Theologie die Geburt ins Machen und das Machen ins Werden übersetzt: die Frau durch den Vater und der Vater duchs subjektlose Werden ersetzt.
Im Schöpfungsbericht ist das Werden das Tun des Worts: Gott sprach „es werde Licht“, und es ward Licht. Die subjektiven Formen der Anschauung trennen das Licht vom Wort (den Blick vom Gegenblick).
„Laßt die Toten ihre Toten begraben“: Joseph von Arimathia hat den toten Jesus begraben.
Der Salbung des Toten durch Maria Magdalena ist der Engel, der den Stein vom Grab gewälzt und den Toten erweckt hat, zuvorgekommen.
Im Johannes-Evangelium kommt der Name des Apostels Johannes nicht vor (nur der „Jünger, den der Herr liebhatte“), auch nicht in den Briefen des Johannes. Der Autor des zweiten und dritten Briefes nennt sich den Ältesten, er benutzt den gleichen Namen, der in der Johannes-Offenbarung den immer gemeinsam mit den vier Wesen genannten 24 Ältesten vorbehalten ist. Hier, in der Johannes-Offenbarung, nennt sich der Autor, der sich mit „ich“ einführt, „ich, Johannes“.
Gibt es nicht ein Problem des Namens im Neuen Testament, zeugt nicht die Notwendigkeit zusätzlicher Attribute (Beinamen wie Alphäus, Thaddäus, vielleicht auch Matthäus und Markus, Simon Kananäus; Name des Vaters <Barjona, Bartholomäus, Zebedäussöhne, Sohn des Zimmermanns, Sohn Davids, Sohn Gottes>; Name der Herkunft, des Ortes <Joseph von Arimathia, Simon von Kyrene, auch Jesus von Nazareth, der Nazoräer, Nathanael aus Kana>; griechische Namen <Andreas, Philippus, Stephanus>; Namenswechsel: Simon -> Petrus, Saulus -> Paulus) vom Zerfall des Namens, der dann im Begriff des Bekenntnisses sich ausdrückt (homologein, confiteri: in dieser Übersetzung steckt die ganze Differenz zwischen griechischem und lateinischem Christentum)? Was bedeutet Iskarioth (eine feminine Pluralbildung wie Sabaoth)? Sh. auch den Hinweis auf den Ursprung des Namens „Christen“ in der Apostelgeschichte.
12.1.1997
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