Ist der Himmel die andere Todesgrenze, die Grenze zur Auferstehung? Und ist es nicht genau diese Grenze, die Kopernikus gegenstandslos gemacht hat?
Das Christentum hat aus der platonischen Höhle, deren Bewohner die Dinge an den Schatten erkannten, die auf ein Licht hinwies, dessen Quelle unsichtbar war, weil sie hinter dem Rücken der Bewohner und der Dinge lag sie, die Hölle gemacht, in der alle, die Bewohner wie die Dinge, dem subjektlosen Blick ausgesetzt sind, der von allen Seiten auf sie fällt. Dieser subjektlose Blick (der mitleidlose Blick der Anschauung) ist der Grund des horror vacui. In einer von Gott verlassenen Welt kann keiner mehr allein sein. Im Begriff der Erscheinungen, der als Inbegriff der Objekte der Anschauung sich definieren läßt, gewinnen die platonischen Schatten ihre allein ästhetisch begründbare Realität.
Reicht die Wahrnehmung Edgar Morins, daß es die Musik ist, die die Schattenwelt des Films dreidimensional (und damit substantiell) macht, die den horror vacui vertreibt und der Schattenwelt, indem sie die Erinnerung an ihre Fundierung im horror vacui unterdrückt, den Schein des Realen verleiht, nicht weit über den Film hinaus; erklärt sie nicht die gegenwärtige Funktion und Bedeutung der Musik insgesamt, insbesondere auch den Bruch in der Musikerfahrung der Nachkriegsgeneration (und korrespondiert dieser Erfahrungsbruch nicht mit der bis heute unaufgearbeiteten Faschismuserfahrung dieser Generation)? Ist die Musik der Ersatz und das Surrogat des Geistes, der in dieser Welt keinen Grund mehr findet?
In welcher Beziehung steht die Musik zum Namen des Himmels (und zur Idee der Erfüllung des Worts), welche Bedeutung haben die Vorstellungen von den Engelschören und den Sphärenharmonien?
Wer die Bedeutung und die Funktion des Begriffs des Scheins bei Hegel begreift, hat das Rätsel der Hegel’schen Logik gelöst.
12.12.1996
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