13.11.87

Die „Geschlossenheit“, die Parteispitzen immer wieder von ihren Anhängern fordern, erinnert an Komplizenschaft. Besteht etwa ein Zusammenhang mit dem überspannten Spruch, die die SS nach meiner Erinnerung auf dem sogenannten „Ehrendolch“ eingraviert hatte: „Die Treue ist das Mark der Ehre“? Abgesehen von dem grellen Widerspruch zwischen Objekt und Gravur, Dolch und Treue, ging es hier wohl in erster Linie um die Absicherung einer Bindung, deren Klebstoff die Komplizenschaft war: Wer einmal an den Dingen beteiligt gewesen ist, ohne den Skrupeln (dem „inneren Schweinehund“) Raum gegeben zu haben (wer der Versuchung, dem Gewissen zu folgen, Stand gehalten hatte), war gefangen, hatte eigentlich keine Chance mehr, herauszukommen. Eigentlich war der „Ehrendolch“ eine Drohung gegen jeden, der diesen Ehrenkodex nicht akzeptierte. – Freilich, man kann aus einer Partei austreten. Und mit der „Ehre“ nehmen es Politiker heute nicht mehr so genau, obwohl immer noch der, der den Dreck im eigenen Nest an die Öffentlichkeit bringt, Verräter gescholten wird (und anonyme Telefonanrufe mit Morddrohungen zu gewärtigen hat).


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