Nach uns die Sintflut: Haben wir uns nicht schon überlebt und sind selbst die Sintflut?
Bekenntnis und Öffentlichkeit: Jedes Bekenntnis hat einen Adressaten, vor dem das Bekenntnis abgelegt wird und dessen Urteil gleichsam prophylaktisch in das Bekenntnis mit hereingenommen wird. In der Geschichte des Bekenntnisses hat die Öffentlichkeit in wachsendem Maße diese Rolle des Adressaten übernommen: Die Rückwirkung auf Form und Inhalt des Bekenntnisses ist Ursache der Entwicklung zum Zwangsbekenntnis. (Zusammenhang der Geschichte der Öffentlichkeit mit der der Auseinandersetzung mit der Natur, Zusammenhang von Öffentlichkeit und Gewalt: Am Ende war das Bekenntnis die letzte und fast unabweisbare Form der Gewalt gegen das Subjekt, Instrument der Identifikation mit dem Aggressor. Hier liegt der Zusammenhang von Bekenntnis und den kantischen Formen der Anschauung – dem Inertialsystem. Bekenntnis als Instrument der Verinnerlichung des Tauschprinzips.)
Die heutigen Formen des Fundamentalismus ziehen die falschen Konsequenzen aus der richtigen Einsicht, daß die Mechanismen der Öffentlichkeit gegen Gemeinheit nichts ausrichten.
Das Dazwischentreten der Öffentlichkeit (der institutionalisierten Neutralisierung der Frontalität, des Redens über etwas, hinter dem Rücken der Sache) hat das Bekenntnis von innen zerstört: es hat die Bedeutung des Namens, von der das Bekenntnis lebt, vernichtet.
14.01.91
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