Ding und Sache: Die Sache ist der Inbegriff aller Ziele, während das Ding die ins Bestehende zurückgestaute Teleologie repräsentiert. Das Ding ist die privatisierte res, die die res publica zum Geschwätz gemacht hat. Das Ding ist die gegenständliche Verkörperung der Subjektivierung der Zwecke (der Träger von Eigenschaften).
Die Ware ist das Ding im Geldraum.
Die Mechanik (das Inertialsystem, die subjektiven Formen der Anschauung) hat mit der Verdrängung des Lichts die Sphäre zerstört, in der Theologie allein sich entfalten kann. Aber es geht nicht um die Rettung und Erhaltung des Kulturguts Theologie, sondern um die Erhaltung dessen, wofür Theologie steht. Auch an der Kirche und an der Theologie läßt sich die Selbstzerstörung der Zwecke durch Hypostasierung der Mittel, mit denen man sie zu verwirklichen trachtet, demonstrieren, die Selbstzerstürung der Theologie durch Apologetik.
Der Kurzschluß des Dings ist durchs Gericht vermittelt: durch die kopernikanische Wende.
Gehören Jupiter und Merkur, Venus und Mars jeweils auf ähnliche Weise zusammen wie Sonne und Mond (Sonne und Mond umkreisen die Erde, die anderen Planeten die Sonne)?
Die Verurteilung zerstört die Sensibilität, die Barmherzigkeit hebt die Empfindlichkeit auf. Darin gründet der Satz, daß die Verurteilung den Schrecken nicht auflöst: sie macht ihn nur unsichtbar.
Ist die Physik der Traum des Nebukadnezar, den Daniel erst finden muß, ehe er ihn deuten kann?
Gezählt, gewogen und zu leicht befunden: Ist das nicht das Urteil über Kopernikus und die Folgen?
Das Inertialsystem destruiert (durch die konstitutive Rolle des Seitenblicks) die Unterscheidung von Vorn und Hinten, das Geld die Unterscheidung von Rechts und Links, die Bekenntnislogik die von Oben und Unten (sie neutralisiert die Schwere, den Fall). Der Dingbegriff ist der Kristallisationskern der Bekenntnislogik.
Der Herrscher, der seiner nicht spotten läßt (die Empfindlichkeit des Herrendenkens), verkörpert die Macht, sich zu rächen. Diese Macht macht ihn verletzlich (pathologisch). Das „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ ist der Anfang der Transsubstantiation der Rache in eine befreiende Kraft, in die Kraft der Reflexion.
Mit der transzendentalen Ästhetik, mit den subjektiven Formen der Anschauung (dem subjektiven Reflex der kopernikanischen Wende), ist die logische Vorentscheidung zugunsten des Herrendenkens (der Empfindlichkeit und des Rachetriebs) getroffen.
Inertialsystem als Referenzsystem; Bedeutung des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: logischer Grund des Korpuskel-Welle-Dualismus; Modell der Beziehung von Unmittelbarkeit und Vermittlung.
Der Versuch, den Rechtfertigungs- und Exkulpationstrieb zu befriedigen, zieht den Zwang zur Befriedigung des Rachetriebs nach sich: Keine Schuldverschiebung ohne Eskalierung des Feindbilddenkens, ohne negative Totalitätsbegriffe (Barbaren, Juden, Heiden, Ausländer), ohne Ausgrenzung und Vernichtung des „Sündenbocks“.
Die Empfindlichkeit ist ein Maß der Intensität des Rechtfertigungstriebs.
14.3.1997
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar