Der Rassismus (und der Sexismus) ist ein durch die Totalitätsbegriffe Welt und Natur überdeterminiertes Produkt des Zerfalls der Moral. Die Grenze zwischen „Herrenrasse“ und „Untermenschen“ ist identisch mit der durch den Staat (der institutionalisierten Absicherung der fortschreitenden Natubeherrschung) gezogenen Grenze zwischen Welt und Natur: Zur Natur gehören vor allem die Wilden (und die Frauen); der Sonderstatus des Antisemitismus rührt daher, daß hier ein Volk, das offensichtlich einen vorzivilisatorischen Geschichtsstand repräsentiert, durch Anpassung (Assimilation) den ihm von Natur aus nicht zustehenden Herrenstatus anstrebt.
Gibt es ein dem Staat korrespondierendes Moment in der Natur? (Grund des Fressens und Gefressenwerdens; Denkmal der Katastrophe, an die lt. Adorno/Horkheimer die Tierwelt erinnert: auch für die Tiere galt der Schrift zufolge im Pradies das vegetarische Nahrungsgebot; Gen. 129ff: „Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf Erden regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. … Es war sehr gut.“ – Vgl. hierzu J. Ebach: Ursprung und Ziel, S. 22ff).
Das Bekenntnis stabilisiert die Komplizenschaft; Komplizenschaft gründet im gemeinsamen Blutvergießen (Eucharistie: Ersetzung und Abgeltung des Blutopfers durchs vegetarische Mahl? Wurde beim letzten Abendmahl das Paschalamm – s. Mk. 1414, Lk. 227ff -geschlachtet und gegessen? – s. Ex. 121-136)
„Jesus schickte Petrus und Johannes in die Stadt …“. (Lk. 228) An welchen Stellen werden welche Apostel (insbesondere Petrus und Johannes, aber auch die anderen) genannt? – (vgl. 851 mit Anm. und Mk. 537 mit Anm.)
Erst durch seine Dreidimensionalität gewinnt der Raum die totalisierende Gewalt, die der Abtrennung der Zeit (Konstituiereng der Herrschaft der Zeit und Subsumtion aller Dinge unter die Vergangenheitsform) sich verdankt und in der Objektivation der Materie sich ausdrückt. Erst durch diese Konstruktion konstituiert sich das physikalische Objekt, wird es Teil eines Systems. Kein Zufall, daß das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nur als struktur- und dynamikbegründendes Systemelement im Kontext des gesamten Bereichs der elektromagnetischen und der mikrophysikalischen Erscheinungen, nicht aber selbst als „Erscheinung“ im System sich bestimmen läßt. Es ist einzig vergleichbar der Funktion der Trinitätslehre im christlichen Bekenntnis (seiner systematisierenden, „totalisierenden“ Kraft – Einheit, Trennung und gegenseitige Durchdringung von Subjekt, System, Objekt).
Der Weltbegriff ist ein Reflex der Staatsmetaphysik, der Naturbegriff ein Korrelat der Naturbeherrschung. Der affirmative Weltbegriff schließt die Staatskritik (die Kritik der Gewalt) aus, der affirmative Naturbegriff die Kritik von Herrschaft (Differenz zwischen Gewalt und Herrschaft: Gewalt ist ein Mittel der Herrschaft, gleichsam ihre Naturbasis; das Gewaltmonopol des Staates ist seine Gewalt zu töten, sein Grund die Todesdrohung; versöhnte Herrschaft wäre Herrschaft, die der Gewalt, letztlich der Todesdrohung: der Instrumentalisierung der Angst, nicht mehr bedarf).
Herrschaft und Gewalt verhalten sich wie das Inertialsystem (der Inbegriff der naturwissenschaftlichen Gesetze) zur Materie (dem Widerstand, Basis – Kristallisationskern und Äquivalenzpunkt -der Gesetzesbildung). Gewalt ist das Medium der Angleichung an Herrschaft: der Identifikation mit dem Aggressor (zur Kritik der Gewalt). Das Gewaltmonopol des Staates: der Staat ist das Gravitationsfeld, in dem sich die schwere/träge Masse der materiellen Existenzen konstitutiert und definiert.
15.02.91
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