Stimmt es eigentlich, daß auch der Behemoth eine „lebenswidrige Chaosmacht“ ist? Immerhin ist das „weiße Nilpferd“ als Göttin u.a. Schutz für Schwangere und Gebärende, während nur das „rote Nilpferd“ verfolgt wird als Chaosmacht. Kann es nicht sein, daß auch das „rote Nilpferd“ für Ägypten nur deshalb eine Chaosmacht ist, weil es die Barmherzigkeit, die es im Sklavenhaus nicht geben darf, repräsentiert? Im Buch Hiob frißt der Behemoth „Gras wie das Rind“, wird er der „Erstling des göttlichen Schaffens“ genannt. Hingewiesen wird eigentlich nur darauf, daß er niemals Objekt der Herrschaft sein wird: „Wer dürfte ihm in die Augen greifen, mit Stricken ihm die Nase durchbohren?“ – In welcher Beziehung steht der Behemoth zum apokalyptischen Tier aus der Erde?
Hat Walter Benjamin mit dem Hinweis darauf, daß die jüngst vergangene Mode jeweils das Veraltetste ist, nicht eine Spur gelegt, der nachzugehen wäre?
Weshalb durfte der Verfasser der Johannes-Apokalypse die „Worte der sieben Donner“ (104) nicht aufschreiben?
Ist die Salome-Johannes-Geschichte die Umkehr der Judith-Holofernes-Geschichte?
Todesstrafen im NT: Johannes und das Schwert, Jesus und das Kreuz, Stephanus und die Steinigung.
Zu Hegels Naturphilosophie (in der Enzyklopädie): Steckt sie nicht voller Lichtpunkte, die an die Jenenser Ursprungsphase der Hegelschen Philosophie erinnern, die aber unterm Bann des Systems gleichsam einem Sprechverbot unterworfen werden. Wenn Hegel im Hinblick auf die „empirischen Erscheinungen der Fortpflanzung des Lichts“ von zwei Sphären spricht, bricht da nicht die dialektische Logik auseinander in eine unvermittelte Unmittelbarkeit und eine Vermittlung, deren Produkt ein An-sich ist, das mit der unvermittelten Unmittelbarkeit nicht mehr identisch ist? Die zwei Sphären rütteln am Systemgrund der Hegelschen Philosophie.
In der Idee des Absoluten benennt Hegel den Preis, der am Ende für die christliche Tradition des Begriffs der Anschauung Gottes zu zahlen ist. Wenn die Kirche mit der Opfertheologie und mit der traditionellen Interpretation von Joh 129 Jesus mit der Last allein gelassen hat, hängt das nicht auch damit zusammen, daß die Kirchen die Fluch über Adam (den Staub) generalisiert, die Frauen aber mit den Schmerzen der Geburt ebenfalls allein gelassen: aus den messianischen Wehen sich herausgestohlen haben?
Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben: Trinkt den Kelch, aber werdet nicht trunken, verfallt nicht der (trunken machenden) Paranoia, seid arglos: Sprengt das Universum. Ist die Wiedergewinnung der benennenden Kraft der Sprache heute an die Sprengung des Zeitkontinuums gebunden, an eine Umkehr, in der der Name Gottes sich restituiert?
Zur Frage der Chronologie: Kann es sein, daß die Schrift in ein Nacheinander verwandelt hat, was eigentlich im Bilde einer gleichsam orthogonalen Gleichzeitigkeit zu begreifen wäre (Abraham, Moses, David)?
Sind die Planeten (ihre Eigenschaften und Bahnen) räumliche Fixierungen von Zeitdimensionen?
Satan, Teufel und Dämonen: Repräsentieren die Dämonen in dem vom Ankläger und Verwirrer konstituierten Kontinuum den Objektbegriff? Hat die Jesaia-Stelle über den Leviathan (271: die flüchtige Schlange, … die gewundene Schlange) etwas mit der Beziehung von Teufel und Satan (und mit der Richtungs- und Achsenfunktion der Dimensionen im Raum) zu tun? War das personalistische Teufelsverständnis des katholischen Mythos dämonisch?
15.5.1994
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