15.08.93

Eine Theologie, die die Schöpfung der Welt zusammen mit der Entsühnung der Welt enthält, lastet apriori die Politik Gott an und exkulpiert sie zugleich.
„Die deuteronomistische Geschichtsschreibung … entstellt für unsere Begriffe den Gang der Geschehnisse, indem sie die politischen oder militärischen Fähigkeiten und Erfolge der einzelnen Herrscher verschweigt oder ungebührlich in den Hintergrund treten läßt. … Über solchen zeitbedingten Einseitigkeiten sollte man aber das Verdienst dieses Werkes nicht übersehen.“ (Klaus Koch, S. 72f) Ich glaube, deutlicher kann man das (tendentiell antisemitische) Mißverständnis der Schrift nicht beschreiben.
Philosophie, Naturwissenschaft und Gedankenflucht: Drückt nicht der Thalessche Satz: Alles ist Wasser, schon eine erste Angstfigur als Ursprung der Gedankenflucht aus, die dann erst (über die Astronomie) an der Mathematik, am Begriff und an der Logik (schließlich am Denken des Denkens) als Philosophie einen ersten Halt gefunden hat. Mit dem Weltbegriff hat diese Gedankenflucht dann Eingang in die Theologie gefunden. Im Kern der Naturwissenschaften: im Inertialsystem, ist die Gedankenflucht, deren Geschichte die der Philosophie ist, auf ihren Ursprung gestoßen: auf den neutralisierten Inbegriff des Schreckens, der seitdem die ganze Welt überzieht (ist nicht die Vorstellung des leeren Raumes und die einer unendlichen Zeit das unmittelbare Resultat dieser Gedankenflucht?). Sind nicht alle Gedanken Produkt von Gedankenflucht, deren Ursache erst behoben sein wird, wenn „die Schrift erfüllt ist“: wenn Gotteserkenntnis die Erde bedeckt wie das Wasser den Meeresboden. Nur die Umkehr begründet die Geistesgegenwart: nur sie vermag der Gedankenflucht, die wir Denken nennen, Einhalt zu gebieten, aber diese Umkehr wäre eine siebenfache.


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