Habermas‘ Begriff eines gewaltfreien Diskurses verkennt, daß der gewaltfreie Diskurs gegen Gemeinheit unwirksam ist, daß Gemeinheit sich nicht rational auflösen, widerlegen läßt. Gleichwohl ist der Rückgriff auf Gewalt falsch, vielmehr ist in die Diskussion des Zusammenhangs von Gewalt und Vernunft die Erinnerung an Theologie, auch an die Idee einer Änderung der Natur, mit aufzunehmen. Es gibt einen Naturgrund der Gewalt (auch der gesellschaftlichen Gewalt), der nur im Kontext der Reflexion eines die Natur mit einschließenden Schuldzusammenhangs sich begreifen läßt. Nur so ist Adornos Idee eines Eingedenkens der Natur im Subjekt zu begründen, nur so läßt sie sich in Richtung Wahrheit entfalten.
Gemeinheit bleibt unangreifbar (gleichsam erkenntnistheoretisch abgesichert), solange die Geltung des naturwissenschaftlichen Erkenntnismodell unreflektiert hingenommen wird, solange es nicht gelingt, die Legitimation des Hinter-dem Rücken-Denkens durch die Naturwissenschaft durch Reflexion aufzulösen: Nur so ist der Bann zu brechen.
Das Studium der Zeitgeschichte (des Faschismus, aber auch des Stalinismus und seiner sozialistischen Varianten), insbesondere der Auschwitz-Zeugen, des Antisemitismus, der stalinistischen Schauprozesse und des „Archipel Gulag“, aber auch des „Terrorismus“-Problems, ist das Studium der Gemeinheit: des Schattens des vergesellschafteten Herrendenkens.
16.05.91
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