IKvu in Gernsheim (14.-16.06.):
– Wie tief steckt doch die Droge Kirche auch in denen, die eine Alternative suchen, weil sie in der Kirche nicht mehr leben können. Nach Verinnerlichung der Opfertheologie suchen sie immer noch Geborgenheit, Heimat, Harmonie, die sie in der Kirche nicht mehr finden, und verdrängen lustig weiter.
– Könnte (und müßte) das „von unten“ nicht auch heißen: Aufarbeitung der verdrängten Vergangenheit? Gibt es, wenn man die Katastrophe des kirchlichen Traums von der Religion noch vermeiden will, zum Aufwachen überhaupt eine Alternative?
– Die befreiende Kraft der Nachfolge, oder Entmündigung durch die Opfertheologie (Opfertheologie als kirchliche Droge; Zerstörung der göttlichen Barmherzigkeit durch Instrumentalisierung; was bindet die Gläubigen an diese gnadenlose Kirche?).
– Jedes „Bekenntnis zu …“ ist ein entfremdetes Schuldbekenntnis: Sein Objekt ist das Gravitationszentrum eines Schuldzusammenhangs. Insofern gehört zum Bekenntnis zwangsläufig, aus Gründen der Systemlogik, das Opfer. Ohne die Opfertheologie wäre das christliche Dogma nicht möglich gewesen.
– Origenes, Tertullian und Augustinus: über den Zusammenhang der Confessio mit dem Sexismus (welche Bedeutung hatten Alexandria und Nordafrika für die Geschichte der christlichen Theologie?).
– Schließt der Glaube an die Eucharistie eine vegetarische Lebensweise aus (no pity for the animals and the trees)?
– Schwerter in Pflugscharen: Nachdem das Bekenntnis, das Dogma und in seinem Zentrum die Opfertheologie, zu lange schon als Waffe mißbraucht wurden, an der das Blut von Millionen klebt, kommt es endlich darauf an, die Ursachen zu begreifen und den Schuldzusammenhang durch Reflexion aufzulösen.
– Die Wahrheit, daß Jesus die Schuld der Welt auf sich genommen hat, ist nicht generalisierbar; sie gilt so nur für ihn (für den „Gottesknecht“). Der Schluß, den wir (die Kirche: in der Opfertheologie, in der Lehre vom Sühneleiden) daraus ziehen, daß er unsere Schuld auf sich genommen hat und wir den Profit der Erlösung aus seiner einmaligen Leidens-Investition ziehen, ist falsch, mehr noch: er ist der Grund der christlichen Heuchelei, der Lüge, er ist schlicht blasphemisch. Wahr ist der Satz nur im Kontext des Nachfolgegebots (Konsequenzen für eine theologische Erkenntnistheorie).
16.06.91
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