17.03.90

Wenn Heidegger den Geburtsfehler der Philosophie (die Ontologie) zu ihrem einzigen Inhalt gemacht hat, dann Luther den Geburtsfehler der Theologie (die „Rechtfertigung“) zur deren einziger Grundlage. – Genesis der Fundamentalontologie und des Fundamentalismus (Fundamentalismus und Antichrist: das Mittelalter, die Heiden und die Juden; Geschichte der Beziehung von Islam und Christentum).

Rechtfertigung und Bekenntnis.

Die Frage „was ist Wahrheit“ ist obsolet geworden als Frage des Pilatus, der dann übrigens die Hände in Unschuld gewaschen hat (wie in den katholischen Kirchen die Priester während der Messe: „lavabo inter innocentes“ – Ursprung des pathologisch guten Gewissens und des kirchlichen Antisemitismus: Verschiebung der Schuld von Pilatus auf die Juden; Grundlage des Ursprungs der Orthodoxie, der Vorstellung von einer exkulpierenden Kraft der rechten Lehre; Ursprung des Bekenntnisbegriffs).

Im Gegensatz zum Begriff der Unschuld (einer Kategorie des Seins oder des Mythos), ist der der Gerechtigkeit (einer Kategorie des Handelns) ein theologischer Begriff. Nicht zufällig erinnert der Begriff der Unschuld an den Bereich der Sexualmoral, während seine Anwendung im Bereich der politischen Moral (im Gegensatz zur Anwendung des Begriffs der Gerechtigkeit) unmöglich ist (es sei denn als Anwendung auf einen marginalen Objektbereich der Politik wie den der Armen, der Außenseiter, derer, die nur noch herausfallen wie z.B. die Asozialen, die Penner). Unschuldig ist nur der, dem das Handeln unmöglich geworden ist, während der Handelnde der Gefahr, schuldig zu werden, nicht entgehen kann, und die Gerechtigkeit nicht auf Unschuld (einen Bereich vor der Schuld), sondern auf Befreiung (einen Bereich jenseits der Schuld: auf die Auflösung des Schuldzusammenhangs) abzielt. Auf diesen Zusammenhang bezieht sich die Lehre von der Sünde wider den Heiligen Geist: parakletisches (verteidigendes) Denken.


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