Ist nicht die besondere Eigenschaft der Exponentialfunktion die, die auch ihre statistische Anwendung begründet, daß sie selbstreferentiell ist. Diese Eigenschaft hängt zusammen mit ihrer Beziehung zu den trigonometrischen Funktionen.
Gehört zu den Begriffen Natur und Welt nicht als dritter Totalitätsbegriff der des Bekenntnisses dazu; und hat dieser nicht sogar eine (gnoseologische) Schlüssel- und Angelfunktion, die nur deshalb so schwer zu ermitteln und zu durchschauen ist, weil er genau den blinden Fleck in diesem System bezeichnet? Als Deckbegriff über das durch die Totalitätsbegriffe Natur und Welt Verdrängte begründet und sichert (exkulpiert und neutralisiert) er ihre gegenständliche Funktion und Bedeutung.
Das Lippenbekenntnis ist die Verhinderung des Zungenredens oder die Sünde wider den Heiligen Geist.
Effekt der Sexualmoral: die Verdinglichung des Menschen. Die Vergesellschaftung der Sexualmoral, die sich dem Christentum verdankt, macht alle zu Richtern über alle; durch sie halten sich die Menschen gegenseitig in Schach und werden so prinzipiell beherrschbar. Ist hierzu nicht die Abtreibungsdebatte das letzte Rückzugsgefecht?
Die „religiöse Erneuerung“ nach der pornokratischen Phase der Papstgeschichte, die u.a. zur kirchlichen Zölibatsregelung führte, hat damit diese Funktion der Sexualmoral in der Kirche verankert (Verschiebung der Zentrums vom Unrecht zum Sittenverfall). Sie hat den Grund gelegt für die wachsende Frauenfeindschaft (bis hin zu Hexenverfolgung) und für die naturwissenschaftliche Aufklärung (Ursprung des Trägheitsbegriffs und des Inertialsystems). Die Sexualmoral hat durch die Verdrängung dessen, was mit dem Angesicht und dem Namen bezeichnet wird, die Schuld unentrinnbar im Objekt verankert: Grund und Ursprung des modernen Materiebegriffs. Zusammenhang von Sexualität, Geld und Trägheitsprinzip.
Die Sexualmoral war der Grund der kollektiven Neurose, die in jedem Dorf den dorfeigenen Dorfidioten produzierte.
Die heutige Gestalt der Sexualmoral ist die neidbestimmte Empörung über Geld. Beide hängen zusammen mit einem naturbezogenen Unschuldsbegriff: Die Menschen sind von Natur unschuldig und werden schuldig erst durch Handeln (Recht, Personbegriff und Zurechenbarkeit).
Das Problem der natürlichen Unschuld, die Bekenntnisse des Augustinus (die Sünden des Säuglings), kirchliche Gnadenlehre und Ursprung der Kindertaufe (im direkten Widerspruch zum Wort Jesu über die Kinder). Auflösung durch den Begriff der Sünde der Welt (es gibt einen Zeitpunkt, an dem jeder die Verantwortung für den eigenen Charakter übernehmen muß).
Die Rechtfertigungsrhetorik „Ich habe doch niemanden umgebracht“ grassierte nicht zufällig in der Zeit des Judenmords in Deutschland.
Die Orthogonalität begründet den Zusammenhang der subjektiven Formen der Anschauung mit dem Rechtfertigungszwang.
Was bedeutet das Wort vom „erhöhten“ Christus: Steckt darin die Beziehung zur Herrschaftsgeschichte, die auch im Symbol des Kelches steckt und mit der Geschichte von Gethsemane zu tun hat?
Bezieht sich das Wort von der Ersetzung des steinernen Herzens durch ein fleischernes Herz auf Petrus? Und wie verhält sich das zu dem rätselhaften ebenfalls auf Petrus bezogenen Wort: „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du dein Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst“ (Joh 2118), das sich auf seinen Tod beziehen sollte? Was bedeutet die Geschichte mit dem Schwert und dem Knecht Malchus, und dem rechten Ohr, das Petrus abschlägt und Jesus wieder anheftet; und was heißt Malchus?
17.05.92
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