18.1.1995

Die Opfertheologie ist ein Teil der Geschichte der Aufklärung: Sie liefert die Begründung für den exkulpierenden Effekt des Säkularisationsprozesses.
Die dem Säkularisationsprozeß eingebaute Exkulpationsautomatik ist der Grund, aus dem die Selbstrechtfertigung des Bestehenden sich herleitet.
In welchem Zusammenhang kommen der „Sand am Meer“ und die „Sterne des Himmels“ außer im Hinblick auf die Nachkommenschaft Abrahams sonst noch vor? Und kann es sein, daß der Sand am Meer und die Sterne des Himmels auf eine doppelte Nachkommenschaft Abrahams hinweist, auf die Möglichkeit, daß Gott auch aus den Steinen dem Abraham Nachkommen erwecken kann?
Wenn die Schlange auch einen sprachlichen Sachverhalt, und nur durch den sprachlichen hindurch einen realsymbolischen Sachverhalt bezeichnet, enthält dann nicht auch die Tierutopie (das Kind mit der Natter) eine Sprachutopie? Erinnert nicht das Bild vom Kind mit der Natter auf das „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“?
Israeliten und Hebräer: Das Subjekt der Offenbarungsreligion ist nicht das empirische, private Subjekt, sondern Israel; und ein zentrales Indiz für den Stellenwert der Schriften des Flavius Josephus ist es, daß er die Israeliten Hebräer nennt. Und wenn Moses zum Pharao sagt: „Der Gott der Hebräer schickt mich“, provoziert er dann nicht die Verstocktheit und den Starrsinn des Pharao (und gilt das nicht für den Gebrauch des Namens der Hebräer generell)? Der Gott der Hebräer ist der Nationalgott.
Liegt nicht in der Abfolge Sodom, Jericho, Gibea auch eine Art „Fortschritt“?
Der ontologische Gottesbeweis begründet die Staatsmetaphysik und nicht die Theologie.
Die Frauen unterm Kreuz und die Jünger, die davongerannt sind: Waren diese Jünger nicht seit je die Repräsentanten der Kirche?
Der Begriff des Absoluten ist ein Tabu-Generator: Als Newton den absoluten Raum erfand, hat er ihn gegen die Reflexion immunisiert. Der Begriff des Absoluten benennt das dezisionistische Moment in jedem Dogma.


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