19.01.90

Der antike Mensch kennt keine Innerlichkeit (die das Korrelat der zunächst durchs Bekenntnis, dann durch die „Formen der Anschauung“ begründeten und vermittelten Äußerlichkeit ist). Die konkrete Körperlichkeit (die Soma, der Leib, ist die Person) ist an sich charakterlos (nicht schicksallos). Deshalb waren es Philosophen, in denen der (im sokratischen Sinne) „dämonische“ Ursprung der modernen Subjektivität sich ankündigt, die als erste Gegenstand von Portraits geworden sind. Hier ist der Anfang der Verweltlichung und der Vergesellschaftung (die beide den gleichen Vorgang bezeichnen), die die Innerlichkeit (den von der gleichzeitig sich bildenden Welt, von der „Öffentlichkeit“, abgetrennten privaten Schutzraum) begründen.

Das Sein als Gegenstand der Philosophie ist der Schatten des Absoluten. Es verhext die Objektwelt, indem es die (offene) Beziehung zum Absoluten (die Idee der Versöhnung) „hinter sich“ bringt; so verstellt sie diese Beziehung: sie rückt sie in den blinden Fleck (die Philosophie hat das Absolute gleichsam im Rücken, und was sie wahrnimmt, ist der Schatten, den sie selbst auf die Dinge wirft, weil sie dem Licht des Absoluten im Wege steht). Das ist der Preis begrifflicher Erkenntnis.


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