19.03.94

Läßt sich die Unterscheidung von Rechts und Links an der Bekenntnislogik demonstrieren? Sucht die Kirche unterm Bann der Bekenntnislogik nicht Jesus zur Linken, während er doch zur Rechten des Vaters sitzt. Darauf bezieht sich das Bekenntnis des Namens, der verdrängte Wahrheitsgrund des Glaubensbekenntnisses.
Zum Problem des Ebenbilds: Gründet nicht die Unterscheidung zwischen Seinem Bild und dem Bilde Gottes im Schöpfungsbericht in der zwischen Gericht und Barmherzigkeit: zwischen Rechts und Links)?
Das Absolute ist der Rücken Gottes: der apriorische Gegenstand einer Theologie hinter dem Rücken Gottes.
Zur Beziehung der Bekenntnislogik zur Scham: War nicht die Islamisierung des Bekenntnisses mit der Durchsetzung des Zölibats verbunden (sowie mit dem Ursprung der Eucharistie-Verehrung, der Konsolidierung der Lehre vom Fegfeuer, mit der Einführung der Ohrenbeichte, insgesamt mit der Übernahme der caesarischen Tradition in Theologie und Kirche und ihrer gesellschaftlichen Entsprechung in der devotio moderna)?
Die Geschichte der drei Leugnungen ist die Geschichte der Verinnerlichung der Scham (und somit ein Teil der Geschichte der kirchlichen Sexualmoral).
Die Konsistenz der Welt geht heute zu Bruch. Es gibt keinen Begriff der Welt mehr, der noch haltbar wäre ohne Reflexion des projektiven Moments in ihm (eines realprojektiven Anteils, dem auf der Erkenntnisseite der Begriff eines objektiven realsymbolischen Anteils entspricht).
Es sind die Wasser des Thales, die am Ende als Feuer sich erweisen: Das Feuer ist das Ansich des Wassers, nicht der Luft (Typos der Beziehung der Wassertaufe zur Geisttaufe).
Zur Genesis des Neutrum (Ursprung des Weltbegriffs): Bis zur Kritik des Anthropomorphismus reicht das Streben, die Dinge von jeder Beziehung zum Subjekt zu reinigen, einen Begriff der Objektivität zu etablieren, zu dem das Subjekt nur äußerlich, ohne jede Schuldbeziehung, sich verhalten kann. Aber das im Ursprung Hinauskomplimentierte kehrt am Ende wieder: Hinter den Dingen sind keine Geheimnisse mehr, nur das Subjekt selber, das Selbst, findet sich hinter allem wieder. Dieses Geheimnis der Philosophie hat Hegel ausgeplaudert; und die Vermutung erscheint nicht unbegründet, daß eben das es war, was die Hegelsche Philosophie hat obsolet werden lassen. Nichts ist anthropomorpher als das Absolute: der Schatten, den das Subjekt auf den Namen Gottes wirft, der zur Totalität sich aufspreizende blinde Fleck, das Subjekt, das sich nur noch überall selbst im Wege steht und gegen die einzige Erkenntnis, die diesen Namen tragen darf, ohne das Recht der Dinge zu verletzen: die Gotteserkenntnis, sich verstockt.


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