April 1989

  • 30.04.89

    Politische Reden geben das (negative) Maß dafür ab, was noch gesagt werden kann und was nicht. Sie sind im wörtlichen Sinne unsäglich. Die eingeschliffene „Logik“, die nur noch die eigenen Anhänger überzeugt, ist imgrunde terroristisch; sie braucht Sündenböcke; sie gehört zu den Ritualen der kollektiven Exkulpierung; sie erzeugt den kollektiven blinden Fleck, indem sie von Reflexion apriori dispensiert; sie gibt zu erkennen, daß sie zuschlagen wird, wenn einer nicht zustimmt. Philosophie ist der Versuch der Wiederaneignung der durch die Politik geraubten Sprache.

    Das einfachste Mittel der Abwehr ist seit jeher die Personalisierung in Verbindung mit der Kriminalisierung einer Wahrheit (X ist ein Irrer, Terrorist, Mörder; er ist unbelehrbar, nicht ansprechbar, mit ihm kann man nicht reden; wer mit ihm redet, ihn zu begreifen versucht, ist selbst ein Terrorist, zumindest ein Sympathisant …). Wenn es dann noch notwendig wird, diesen Abwehrmechanismus mit strafrechtlichen Mitteln abzusichern, so ist das fast schon der Wahrheitsbeweis für das Abgewehrte. – Der Terrorismus verweist im übrigen seit je auf den sehr viel härteren gleichen Sachverhalt auf der Seite dessen, der die Macht hat, das Verdikt des Terrorismus gegen seinen Gegner durchzusetzen.

    In der bisherigen Geschichte der Naturbeherrschung war Konkurrenz ein Merkmal gleichzeitiger (gleichsam räumlicher) Beziehungen (und insoweit auch ein Motor der Aufklärung); läßt die „Postmoderne“, der Bruch mit der Aufklärung, der im übrigen schon im Begriff der „Nichtidentität“ bei Adorno anklingt, sich dadurch definieren und begreifen, daß dieses Konkurrenzprinzip auch auf die zeitlichen Beziehungen übergreift: Nicht mehr nur Aufklärung als Sieg über die Vergangenheit (ein Sieg, der ohnehin schon problematisch genug war, und zu dem Walter Benjamin in den „Geschichtsphilosophischen Thesen“ erstmals das Nötige gesagt hat), sondern eine Aufklärung, die in Konkurrenz zur Zukunft tritt, Naturbeherrschung selbstzerstörerisch auf die Zukunft auszudehnen versucht, damit ihr eigenes Lebensprinzip angreift. Hier tritt – entgegen der letzten Hoffnung Walter Benjamins – erstmals auch eine Art Neid auf die Nachkommen auf.

    (01.05.89) Aber kann es sein, daß diese Absperrung, Ausblendung der Zukunft die Voraussetzung dafür ist, daß sie, „ins Angesicht geleugnet“, ihr Antlitz zeigt? („Deus fortior me“.)

  • 28.04.89

    Die Geschichte der Naturbeherrschung ist der Beweis für die Wahrheit des Satzes: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“. Die Menschheit wird ereilt von dem Gericht, dem sie die Welt (die Natur) unterworfen hat. (Wie heißt die Stelle: …, der ist schon gerichtet? – Hier wird deutlich, was mit der Sünde wider den Heiligen Geist gemeint ist: der Zustand der Welt heute ist diese Sünde.)

  • 27.04.89

    „Die Welt ist alles, was der Fall ist“: Heideggers Geworfenheit unterstellt dem Wittgensteinschen „Fall“ ein „werfendes“ Subjekt. Was ist „der Fall“, welche Funktion, welche Bedeutung hat dieser Begriff? (Repräsentant des Weltgerichts? Ursprung des richtenden Urteils – das ebenfalls „gefällt“ wird? Ist das geworfene Dasein eigentlich das verworfene?)

    Verteidigen kann man eine gute Handlung nur bei anderen, niemals die eigenen. Jede eigene Verteidigung ist Rechtfertigung und damit Ideologie. Es genügt das Bewußtsein, daß Schuld (die potentiell schon durch den Zustand der Welt gegeben ist) sich aktualisiert durchs „Beschuldigen“ (durch Projektion), während Entlastung allein aus dem Vergeben folgt.

  • 23.04.89

    Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Vorstellung des „schwarzen Lochs“ und der der Hohlraumstrahlung (Plancksche Strahlungsformel)?

    Nachmittags Spaziergang mit Gespräch über Gott, Paradies, Sündenfall; Erkennen was gut und böse ist, dagegen: „Richtet nicht …“; Fortschritt als unaufhaltsamer Sündenfall; Wissen. Empörung, Luzifer. Keine Errettung, die nicht auch in die Vergangenheit eingreift („ist angesichts der Leichenberge, auf denen wir stehen, anders eine Errettung denkbar“); Schlüsselgewalt Petri, der Kirche: Was Du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein: sie hat bis heute keinen Gebrauch davon gemacht; Voraussetzung wäre die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit (Antisemitismus, Konstantin, Bekehrung Europas und der Welt durch Gewalt, Ketzer- und Hexenverfolgung); Ohnmacht Gottes, leidender Gott.

  • 22.04.89

    Unsterblichkeit, Philosophie (Ontologie) und Nationalismus: In der Heldenverehrung „verehrt“ (d.h. verachtet) das Volk sich selbst (das Objekt, für das der Held auf dem Felde der Ehre sein Leben hingegeben hat). Vermittelt wird dieser Begründungszusammenhang durch die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, letztlich durch den parmenideischen Satz: Das Denken und das Sein sind dasselbe. (Vgl. Lyotard, S. 44ff)

    Hegels Weltgericht ist nicht das Jüngste Gericht, sondern das Gericht der Welt über die Geschichte, reflektierter Ausdruck der heute allgemeinen Überzeugung, daß am Ende die „Welt“, die menschenleere Natur sich durchsetzt; das ist die Grundlage für Heideggers Welt-Begriff, für den Begriff des In-der-Welt-Seins. Nur in diesem Zusammenhang ist das Heideggersche „Dasein“ zu begreifen. Die Welt (als gerichtete) ist das richtende Urteil über die Menschen, die selber die Urteilenden sind, ein Urteil, das jeden Anklang an Barmherzigkeit, jede Vorstellung einer Errettung ausschließt; daher die zentrale Bedeutung der (objektlosen) Angst; hier wird auch der Zusammenhang der Analyse des Man und des Geredes (Objekt/Subjekt des Weltgerichts) verständlich. Die Eigentlichkeit ist nur ein dezisionistischer (intentionaler) Akt, sachlich von der Uneigentlichkeit nicht zu unterscheiden; beide Begriffe bezeichnen nur zwei Seiten eines identischen Sachverhalts. Heideggers Philosophie ist das präziseste Selbstverständnis von Geschwätz.

    Kritik des „intentionalen Aktes“: die Gegenständlichkeit, die er voraussetzt, ist die durch Herrschaft vermittelte. Aber auf diesen „Akt“ ist Herrschaft für den, der keinen realen Anteil mehr an ihr hat, reduziert.

    Philosophie ist nur ein (vergebliches?) Ankämpfen gegen das Grauen (das mich seit Ende des Krieges nicht mehr verlassen hat; – daher die Last des nicht mehr aufzuhebenden Schweigens, die Angst, daß andere das, was ich sagen müßte, nicht ertragen könnten).

  • 19.04.89

    Das „Wachstum“ der Wirtschaft ist eigentlich der zwanghafte und nicht immer gelingende Versuch, mit dem Wachstum des „Schwarzen Lochs“ der Bedürfnisse Schritt zu halten; es ist zugleich Ursache der Beschleunigung des Anwachsens des Schwarzen Lochs, der Beschleunigung der Vergängnis. Im schlechten Sinne utopisch ist (jedenfalls bis heute) die Vorstellung einer Organisation des Produktionsprozesses, der Bedürfnisbefriedigung der Menschheit, die einhergeht mit einer Befriedung der Welt (Menschheit und Natur).

    „Umgekehrt bestünde das ‚perfekte Verbrechen‘ nicht in der Beseitigung des Opfers oder der Zeugen (das hieße weitere Verbrechen hinzufügen und die Schwierigkeit erhöhen, alle Spuren zu tilgen), sondern darin, die Zeugen zum Schweigen zu bringen, die Richter taub zu machen und die Zeugenaussage für unhaltbar (unsinnig) erklären zu lassen.“ (Lyotard: Der Widerstreit, S. 25) Lyotard beschreibt hier genau den Punkt, an dem die positivistische Rechtsauffassung umschlägt in postmoderne Justiz. Wie überhaupt der (kritische) Begriff der Postmoderne erst angesichts der Verfahren gegen Naziverbrecher (im Vergleich z.B. mit sogenannten Terroristenverfahren) durchsichtig und deutlich wird. – Ist in diesem Zusammenhang, der aufs engste mit der Unfähigkeit, sich ernsthaft in Deutschland mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, das vollständige Unverständnis der Habermas und anderer (vgl. Christa Bürger) gegenüber Lyotard begründet? – Wurde die Todesstrafe (Lyotard, S. 26) etwa abgeschafft, als sie (für den Staat) nutzlos, ja hinderlich wurde, als sie den Zwecken der Selbsterhaltung des Staates nicht mehr entsprach?

    „(Der Arbeiter) befindet sich in der Lage eines Beschuldigten mit der Beweislast hinsichtlich eines Nicht-Seienden oder wenigstens eines Nicht-Attributs.“ (S. 28)

  • 15.04.89

    Frau Berghofer-Weichner im Spiegel: „Der Dümmere gibt nach“. Zugleich äußert sie Ängste, daß der Staat seine „Glaubwürdigkeit“ verliere, wenn er in der Frage der RAF-Gefangenen nachgebe. Der Staat dürfe nicht erpreßbar werden.

    1. Was bedeutet es für den Begriff des „Glaubens“, wenn er in dieser Form an das Identitätsprinzip gebunden wird?

    2. Wer erpreßt hier wen?

    3. Sind das nicht ausgesprochen durch die katholische Tradition geprägte Reaktionen, durch den deutschen Katholizismus vorgegebene Denk- und Verhaltenszwänge?

    Insbesondere: Wäre es nicht an der Zeit, endlich einen gleichsam experimentellen Glaubensbegriff zu erproben? Einen Glaubensbegriff, der die Möglichkeit einschließt, als Anwalt der Kleinen, Bedrängten, Verfolgten, Ausgebeuteten und Armen gleichsam tastend sein Objektgebiet zu erkunden und zu erforschen; einen Glaubensbegriff, der an der Idee des Gottsuchens sich orientiert.

  • 12.04.89

    Destruktive Aggressionen, das Vernichtungspotential, das jeglicher Folterpraxis zugrundeliegt, sind die Folge massiver Verletzungen des Selbstwertgefühls. Sie sind eigentlich nach außen gewendete Selbstverachtungsgefühle: Diese Projektion funktioniert nur bei pathologisch „gutem Gewissen“, bei der Unfähigkeit, das Schuldmoment hieran überhaupt wahrzunehmen. Der Schmerz, den der Folterer anderen antut, ist für ihn selbst (stellvertretende) Strafe und Sühne zugleich (Christentum und Folter); die absolute Schuld ist zugleich die absolute Entsühnung (von einer anderen, irrationalen Schuld, für die der Folterer sich verachtet). Die Folter „reinigt“ den, der sie ausübt; allerdings nur in der Erwartung, als Vorlust gleichsam, die dann zwangsläufig süchtig macht, dem Wiederholungszwang unterliegt; das „omne animal post coitum triste“ bezieht sich genau auf diesen Sachverhalt. Der Wiederholungszwang rührt her von der zwangsläufig enttäuschten Erwartung.

    Selbst das Opfer der Folter ist durch diesen Mechanismus vorgegeben; geeignet ist nur, wer das repräsentiert, wofür der Folterer sich selbst verachtet: Opfer kann nur werden, wer das repräsentiert, was die Nazis den „inneren Schweinehund“ nannten: das Gewissen, die Regung der Humanität, die Empathie.

  • 09.04.89

    Der Konflikt Habermas/Lyotard scheint mit den unterschiedlichen Beziehungen zur „Studentenbewegung“ zusammenzuhängen (Paris: Mai 68 / „Deutscher Herbst 77“), insbesondere mit der Unfähigkeit in Deutschland, bis heute den „Terrorismus“-Komplex aufzuarbeiten und aufzulösen. Diese Auflösung müßte politisch, nicht nur theoretisch sein. Und dazu greift halt die Idee eines „herrschaftsfreien Diskurses“ zu kurz.

    Ist das Verhältnis der Ästhetik zur Ethik (der Kritik der Urteilskraft zu der der praktischen Vernunft) dem des Mythos zur Offenbarung vergleichbar?

    Das „postmoderne Babel“ (J.-F. Lyotard: Der Enthusiasmus, S.113): Die Sprache beginnt, ihre benennende Kraft zu verlieren. Aus der materiellen Struktur der (natürlichen/gesellschaftlichen) Welt, die eigentlich ein System von durch Abgründe getrennten Welten (Objekte als Monaden) ist; Welten, die sich gegenseitig sowohl durchdringen als auch vertreten; aus dieser Struktur der Realität rühren die objektiven Widerstände gegen ihre Erkenntnis her. Die Welt ist gleichsam selbst nur noch Objekt von double-bind-Strukturen, die, wie man sie auch benennt, immer falsch sind. Diesen Zustand versucht der Begriff „Postmoderne“ beschreiben. Hier gibt es „Verteidigungs“-Einrichtungen, bei denen man nicht weiß, wer oder was wen oder was gegen wen oder was denn noch verteidigt (die Staaten ein Prinzip gegen die Welt?). Daß jegliche Verteidigung auf einen kollektiven Selbstmord der Menschheit hinausläuft.

  • 08.04.89

    Die Kriege dieses Jahrhunderts stellen sich in Europa in den Erfahrungen der anderen Nationen (Franzosen, Belgier, Polen, eigentlich aller anderen Völker) anders dar als in der der Deutschen. Trotz der Umkehrung am Ende haben die späteren Sieger den Krieg als Opfer (und ihren militärischen und anderen Widerstand als notwendig, sinnvoll und begründet) erfahren, während die Deutschen – als am Ende bestrafte Täter – entweder uneinsichtig verstockt oder reuig abschwörend ein durchaus verworfenes Kriegsbild in sich tragen, das eine Relativierung nicht mehr zuläßt. Dieses Kriegsbild aber wird zugleich „verharmlost“ (durch Verdrängung seiner Ursachen), weil anders der Schrecken unerträglich wäre. Daß die Existenzgrundlagen der Menschen in Europa, die Anhäufung des Reichtums hier, zu ihrer Erhaltung des Gewaltpotentials, das heute die Welt verdüstert, bedarf, daß andererseits eine Änderung, die die Notwendigkeit der Gewaltdrohung aufhebt, nicht mehr erkennbar ist, diese widersinnige Konstellation macht ihre Erkenntnis fast unmöglich (da sie mit einer unerträglichen und absolut lähmenden Ohnmachtserfahrung verbunden ist). Es aber ebenso unmöglich, diesen Zustand unbegriffen und verdrängt zu halten, da anders die Gefahr unabwendbar erscheint, daß in den Menschen, in der Gesellschaft ein explosives Potential (aus Verdrängung und Projektion) heranwächst, dessen Folgen Auschwitz und Vietnam zu Generalproben herabsetzen werden.

    „Gott offenbart sich nicht in der Welt“ (Wittgenstein „Tractatus“, zit. nach Jean-Francois Lyotard „Grabmal des Intellektuellen“, S. 71). Heideggers Philosophie ist atheistisch durch den Begriff des „In-der-Welt-Seins“ und seinen Stellenwert in der Fundamentalontologie: Der Begriff der Welt, obgleich er ein Unendliches bezeichnet, ist endlich gegen das, was „außerhalb“ ist, wobei dieses „außerhalb“ durch die logische Struktur des Kontinuums, das der Weltbegriff bezeichnet, vorgegeben ist (durch die bestimmte Form der Beziehung von Allgemeinem und Besonderem, insbesondere durch die Vorherrschaft des Allgemeinen = Vorherrschaft des Vergangenen); in jedem Falle ist aber Gott „außerhalb“ (da in keinem Sinne „vergangen“). Die Idee vom „Tod Gottes“ ist ein paradoxer Versuch der Rettung der Gottesidee.

    Empörung, Verwaltung, Herrendenken, Verblendung und Paranoia.

    Kirche und Entkonfessionalisierung der Religion. Konfession (als „Bekenntnis“ wie als Gemeinschaftsbegriff) ist das Gegenteil, die Negation von Kirche. Entkonfessionalisierung stellt den Objekt- und Wahrheitsbezug der Theologie, der Religion wieder her.

    Das Wissen konstituiert sich im Verhältnis zur Gesellschaft; Erkenntnisse haben immer auch politische/gesellschaftliche Bedeutung. Die Gründung der Universitäten im Mittelalter hatte nicht nur praktische sondern vor allem Legitimationsgründe. Und der Zerfall der Universitäten heute ist eine Folge des gesellschaftlich-politischen Paradigmenwechsels, der Verlagerung der Zentren der Macht.

    Die deutsche Reichstradition hat das Christentum in Deutschland entscheidend geprägt. Während in den übrigen europäischen Ländern (vgl. vor allem England oder Ungarn) das Christentum mit der Institution des Königtums (Erhaltung und Stabilisierung der bürgerlichen Institutionen und Verteidigung der Armen) verknüpft war, hat es diese Tradition in Deutschland nicht gegeben. Die Kaiser- und Reichsideologie hat den Imperialismus ins Christentum eingeführt (Unterschied der David- und Caesar-Tradition).

  • 02.04.89

    Heideggers „Vorlaufen in den Tod“ hängt mit der Objektlosigkeit der Angst zusammen. Es ist präzise die Identifikation mit dem letzten Aggressor, deren Grundlage und Resultat die ontologisierte Angst ist. Umgekehrt ist diese Objektlosigkeit notwendiges Moment der „aufgeklärten“ (= entfremdeten) Welt. Die physikalische Welt ist philosophisch objektlos (nur instrumental, nur System von Mitteln, kein An sich) und insoweit Quelle von Angst (und Paranoia).

  • 01.04.89

    Zur Angst gehört der Schein der Objektlosigkeit; dieser Schein begründet überhaupt erst die Angst und verstärkt sie. Eine Angst, die ihr Objekt kennt, ist keine mehr. Das heißt aber nicht, daß Angst nicht erklärbar, durchschaubar zu machen wäre, nur daß diese Erklärbarkeit an die Verarbeitung der Verdrängungen gebunden ist, d.h. die Überwindung von selber wiederum Angst auslösenden Widerständen zur Voraussetzung hat. Das Angst- und Zweifelverbot, die ebenso katholische wie aufklärerische Gewißheitsforderung (Zusammenhang des cartesischen Zweifels mit dem katholischen Glaubensbegriff) begründen jenen Angstbegriff, der im Zentrum der Heideggerschen Fundamentalontologie steht. Die Objektlosigkeit der Angst begründet zugleich die Objektlosigkeit der Heideggerschen Philosophie.

    Angst ist die affektive (theologische) Form des Nichtwissens, das affektive Pendant des Atheismus und zugleich die Quelle paranoider Ersatzobjekte. Eine Theologie, die Angst macht, ist atheistisch. Angst ist der Ausgangspunkt, nicht ein Ziel der Theologie (R’s Nichts repräsentiert diese Angst als Ausgangspunkt.)

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie