Mai 1989

  • 07.05.89

    Die Postmoderne (in der Architektur wie in der Philosophie?) ist der Versuch, die Konsequenzen aus dem neuen Stand des Nominalismus zu ziehen. Ansatzpunkte: Adornos Begriff des Nichtidentischen („Das Ganze ist das Unwahre“); Kants Vernunftkritik (Stellung der „reinen Formen der Anschauung“ zu den Begriffen; transzendentale Logik und Kategorienlehre; Antinomien der reinen Vernunft etc.); Wittgenstein; generell: Hegelkritik (der Tod als Konstituens des Begriffs; Widersinn des „absoluten Begriffs“); Rosenzweigs Neubegründung der Theologie (der Begriff des Begriffs als proton pseudos der Philosophie von Jonien bis Jena), Heidegger (der Geburtsfehler der Philosophie; das Sein und die Selbstzerstörung des Subjekts durch Eigentlichkeit).

    Die nur noch diskriminierenden Angriffe auf die Postmoderne in der Bundesrepublik (Christa Bürger, Burkhard Schmidt, Habermas?) verweisen auf einen blinden Fleck, auf eine Erkenntnis- und Wahrnehmungsunfähigkeit, die nur durch Verdrängung zu erklären sind. Vgl. Lyotards Bemerkungen zu „Kläger und Opfer“ im „Widerstreit“, S. 25ff, oder zur „Abschaffung der Todesstrafe aus Nihilismus“, S. 26.

    Frage: Gibt es den „herrschaftsfreien Diskurs“; gibt es eine Sprache jenseits der Herrschafts-, der Subjekt-Objekt-Beziehung; reicht die Herrschaftsstruktur nicht ebenso wie in das Sein der Dinge in jedes Urteil, in den apodiktischen Satz mit herein? – Ist die Vorstellung eines „herrschaftsfreien Diskurses“ etwa eine Ersatzbildung für die fehlende (theologische) Idee des Heiligen Geistes? (Der „herrschaftsfreie Diskurs“ schließt nur aus, daß zweie, die sich streiten, sich auch noch die Köpfe einschlagen, er hat aber den Streit zur Voraussetzung – Empathie fällt nicht in den Bereich des „herrschaftsfreien Diskurses“; er hat zur Grundlage das Rechtsinstitut des staatlichen Gewaltmonopols; er scheitert an der fehlenden Kritik des Rechts: Recht bekommen – auch mit legitimen Mitteln – ist nicht identisch mit der Gerechtigkeit des Ergebnisses; er scheitert m.a.W. an der Illusion über die Realität von Gewalt, die heute – zusammen mit der Krise des Nominalismus – zum eigentlichen Gegenstand der Philosophie zu werden scheint.)

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