„Alle Menschen streben nach dem Wissen“, weil sie die Ungewißheit des Nichtwißbaren (und der potentiellen Schuld), der Zukunft, nicht ertragen können. Das deutsche Versicherungswesen ist gerade keine „Solidarhaftung“, sondern einerseits ein Netz, durch das zu viele hindurchfallen, und anderseits ein Abwälzen der Last auf die Nachfahren, die Zukunft, die gleichsam apriori in Schuldhaft genommen wird: ein Exkulpationssystem.
Wer Wahrheit an die Kommunikation bindet, bindet sie an die Beweislogik, mit all den Folgen, die sich daraus ergeben (Freispruch der Gemeinheit).
Im Zusammenhang der Hegelschen Beziehung von Volksgeist und Weltgeist müssen die Volksgeister (die Nationen) sterblich sein: deshalb ist der Idealismus antisemitisch.
Das „die Erde bringe hervor“ bedeutet, daß die Pflanzen und die Tiere nicht unmittelbar von Gott geschaffen wurden (ausgenommen die großen Seetiere).
Ist der Ort der erschaffenen „großen Seetiere“ das Wasser über oder das unter dem Firmament?
Das Schicksal ist das gesichtslose Anlitz der Natur.
Grundlage des liberum arbitrium (der Wahlfreiheit) sind das Geld und der Raum (und ihre „Freiheitsgrade“), wobei das Geld die Beschränkung auf drei Dimensionen aufhebt (das Geld korrespondiert dem „Wert“, dem Gewicht der Einzeldinge; Zusammenhang des Wertgesetzes mit dem Gravitationsgesetz: was ist hier die Sonne?).
Die Entstehung der Schrift (Säkularisation des Bildes), der Ursprung des Geldes (des Wertgesetzes) und die Entstehung des Weltbegriffs (der Raumvorstellung) sind Teile eines Prozesses.
Derrida: Grammatologie, S. 173: Rousseau, der Christologe des modernen Naturbegriffs. Oder: Rousseau, die Krise der Schrift und der Rückfall in die Barbarei. (In Derrida explodiert die Rousseausche Revolte der Natur – vgl. hierzu Horkheimer.)
Die Stimme bewegt nicht die Natur, wohl aber die Ökonomie.
Seit dem Ende des letzten Krieges herrscht in Deutschland ein geradezu wütender Rechtfertigungszwang.
Zum Begriff der Offenbarung: Der brennende Dornbusch ist der Inbegriff (das Außenbild) der Apokalypse. Im Prozeß der Weltbildung wird die Offenbarung apokalyptisch.
Liegt die Schuldknechtschaft (der Ursprung der hpr) vor dem Ursprung der Kriege (dem Ursprung des Handels und der Schrift)? Wann und wo ist erstmals von Kriegen die Rede? (Alle Kriege zielen auf Eroberungen: gibt es auch Erunterungen?)
Ist die nordafrikanische Vätertheologie (der Ursprung der lateinischen Theologie in Nordafrika) punisch, hängt sie mit der Geschichte der Phönizier, mit der Erfindung der alphabetischen Schrift zusammen?
Dezember 1991
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31.12.91
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30.12.91
Beim Turmbau zu Babel wurde die Sprache durchs Urteil, der Name durchs Prädikat ersetzt. Begriffliches Denken ist prädikatives Denken; in der Mathematik wird nicht nur der Name, sondern auch das Urteilssubjekt durchs Prädikat ersetzt: Grundlage der Mathematik ist die Substitution der Identität von Subjekt und Prädikat, die orthogonale Beziehung der Dimensionen im Raum, die dann auch die Materie und die Zeit in eine gleichsam orthogonale Beziehung zum Raum rückt (durch Trennung konstituiert und aufeinander bezieht: erst in diesem systemischen Kontext wird der Raum zeitlos und leer). Diese Einheit von Subjekt und Prädikat, genauer ihr Schein, ist vermittelt durch die Substantivierung des Prädikats (Konstituierung des „Seins“, der Ontologie), die selber der vollständigen Ausbildung der Konjugationen, insbesondere den Futurbildungen sich verdankt. Zusammenhang mit der Konstituierung der Welt, dem Objektivations- und Säkularisationsprozeß (geschichtsphilosophische Konnotationen einer historischen Grammatik; Abhängigkeit der Substantivierung von den Temporalbildungen: ohne Futur keine Hypostasierung und Personalisierung: kein Dogma und keine Sexualmoral)?
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28.12.91
Hauke Brunkhorst (FR von heute):
– „alle gesellschaftlichen Probleme sind Kommunikationsprobleme“;
– die „kryptotheologischen“ Spekulationen Benjamins (bucklicht Männlein; Theologie heute bekanntlich klein und häßlich);
– Adorno und Max Weber nicht auf einer Ebene (Minima Moralia);
– theologische Halbbildung (Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand; Antinomien der reinen Vernunft; Hegels Reflexionsbegriffe und die List der Vernunft; der Sündenfall des Jürgen Habermas: Verzicht auf Kritik der naturwissenschaftlichen Aufklärung).
Grammatologie: Differenz zwischen hebräischer und griechischer (lateinischer) Schrift. Judentum und Kirche: hebräische Schrift auf anderer Ebene als griechische und lateinische (Welt-) Schrift. Schrift und Sprache: objektive Erinnerung (Lesen/ Studium als Trauer- und Erinnerungsarbeit). Phonetische (alphabetische) Schrift = Körper (Kleid) der Sprache. Schrift und Mathematik (M. als Verdrängungsapparat: erinnerungslos und gegenstandserzeugend: falsche Gegenwart; Problem des Raumes) -
26.12.91
„Persönliche Rachsucht hält die Gefolgschaft und ihren Meister besser zusammen, als reinere Menschen durch ihre Leidenschaft jemals verbunden werden.“ (Heinrich Mann, S. 57f) Rachsucht bleibt immer straffrei, wenn sie auf Macht gründet und sich als Rechtstaat kostümiert. Sie ist der unsichbar gemachte Teil der Bekenntnislogik, der sich seit je am Abtrünnigen, am Verräter, an dem, der anders ist, ohne Skrupel ausleben darf. Die letzten Skrupel waren im Kampf gegen den inneren Schweinehund zu überwinden.
Das „renovabis faciem terrae“: schließt es nicht auch die Erneuerung des Antlitzes der Menschheit mit ein, die ein Teil der Erde ist.
Alle Theorien über den Ursprung der Schrift kranken daran, daß sie eine gleichsam technologische Lösung des Problems suchen; sie gehen vom Komplizierten zum Einfachen, vom Bild über die Silbe zum Buchstaben, aus dem die Wörter sich bilden lassen. Sie stehen unter dem Bann des kindlichen Lesenlernens. Dagegen käme es darauf an, die Schrift aus praktischen Konstellationen der frühgeschichtlichen Lebenswelt in den ersten politischen Gemeinwesen, aus gesellschaftlich-praktischen Lebensbezügen abzuleiten, ähnlich wie Gunnar Heinsohn das Geld aus dem Zusammenhang der Schuldknechtschaft abgeleitet hat. Voraussetzung wäre die Rekonstruktion eines vorödipalen Sprachverständnisses, eines Sprachverständnisses, das vor der Konstituierung der Ichidentität liegt.
Die Schrift und das Geld sind Herrschaftsmittel; beide haben ihren Ursprung in religiös-politischen Zusammenhängen. So wie im Mittelalter der Gebrauch des Geldes durch das Zinsverbot eingeschränkt war, so begründeten Schriftkenntnisse, die Tatsache, daß einer lesen konnte, den Verdacht, er sei ein Katharer, ein Ketzer. Auch über der Schrift lag ein Tabu, das in der Frühgeschichte der modernen Weltreligionen in der Kanonbildung (zusammen mit der Bildung der Ichidentität, für die sie das theologische Schema lieferte) und dann in der frühen scholastischen Wissenschaftsgeschichte u.a. im autoritären Schriftgebrauch, in der Form, in der Autoritäten zitiert wurden, sich zeigte. Die Schrift war ein Instrument in den Händen der Herrschaft und zugleich das Medium ihrer Vergesellschaftung. Die Gründung der Universitäten war ein Instrument der Herrschaftssicherung, ihr Ziel waren Einrichtungen zur Ausbildung des Herrschafts- und Verwaltungspersonals: die wichtigsten Fakultäten waren die theologischen und die juristischen.
Im Altertum gehörte die Schrift zum Geheim- und Spezialwissen im Bereich von Religion und Herrschaft. Schreiber und Einrichtungen zur Ausbildung von Schreibern gab es an Tempeln und Königshöfen. Was war das Besondere, das Abweichende, das dann bei den Phönikern, den Syrern, den Hebräern zur Ausbildung der alphabetischen Schrift geführt hat, deren Rezeption in Europa (bei den Griechen und Lateinern) dann die Entstehung einer bürgerlichen Literatur ermöglichte?
Hat die Gematria etwas mit der Geometrie zu tun, und hat die Schrift ihren Ursprung vor der Geometrie?
Was hat es zu bedeuten, wenn in der Kindheitsgeschichte Jesu (nach Matthäus; Lukas hat nur die Hirten- und Engelgeschichte) zuerst die Weisen aus dem Morgenlande kommen, dadurch aber die Flucht nach Ägypten ausgelöst wird, die dann die Exodusgeschichte zitiert. -
25.12.91
Was bedeutet der Name Lazarus?
Daß das Bekenntnis endlich in eingreifende Erkenntnis sich umkehren möge. Der Anfang davon wäre die Gottesfurcht.
Zu der Vorstellung, daß wir in Gottes Hand sind, gehört die andere, daß wir in den Abgrund fielen, wenn er uns nicht mehr halten würde. Ist dieser Abgrund der des Selbstmitleids? Und definiert eine Welt, die „alles ist, was der Fall ist“, nicht die Randbedingungen dieses Selbstmitleids?
(Ich glaube, ich verstehe jetzt, weshalb Skinheads sich eine Glatze schneiden.)
Steckt in dem Verhältnis von Verschiebung und Projektion das Relativitätsprinzip?
Spuren des Selbstmitleids: „In Gottes Hand“ (von der Macht getragen und nicht fallen gelassen werden) und deutsche Weihnachten (alle möchten so geliebt werden wie das Jesuskind: durch Maria und Josef, die Hirten, die Engel und schließlich die Könige (mit den Weisen aus dem Morgenland würde das nicht gehen).
Weihnachten als Katalysator der Wolfswelt: hier werden die Menschen scharf gemacht.
Ist nicht die Art, wie heute in Deutschland Weihnachten gefeiert wird, die zwangshafte Wiederholung des Bethlehemischen Kindermords?
Ist das Vergleichen (Grundlage des Tauschprinzips wie der wissenschaftlichen Erkenntnis) ein Gleichmachen durch Vernichten?
Schwerter zu Pflugscharen: ist das nicht auch auf das Schwert des Cherubs zu beziehen, der den Eingang des Paradieses bewacht?
Wie schreibt man 666 in hebräischen Buchstaben, und welcher Name kommt dabei heraus?
Wie heißt das „et in terra pax hominibus bonae voluntatis“ auf griechisch? (kai epi gäs eiränä en anthropois eudokia/s)
Waren die Hirten auf dem Felde „Zigeuner“? -
22.12.91
Natur und Welt sind durch die Urteilsform an einander gebunden und von einander getrennt: Natur ist der Inbegriff aller Objekte von Urteilen, Welt der Inbegriff aller Urteile über Objekte. Der unreflektierte Gebrauch dieser Begriffe (ihr Gebrauch im Kontext der Selbsterhaltung, dem Grund der Urteilsform) verfällt ihrem Bann: er macht die Gemeinheit des Urteils unsichtbar. Naturphilosophie, die ihren Zusammenhang mit dem Weltbegriff, dem Prinzip der Selbsterhaltung, nicht reflektiert, verfehlt ihr Objekt.
Raum und der Ursprung des Scheins (der Gemeinheit): Der Raum ist durch die Neutralisierung des Richtungsmoments (durch die Mathematisierung der Winkelfunktionen oder durch die Neutralisierung der Teleologie und Instrumentalisierung des Zweckbegriffs: durch die selbstverschuldete Unfähigkeit, rechts und links: Zweck/ Grund und Ursache, zu unterscheiden) zur Basis und zum Medium der Instrumentalisierung geworden: Grund der
– Verdinglichung des Objekts,
– der Neutralisierung des Namens sowie
– der Zerstörung der argumentativen Kraft der Sprache;
Herrschaft des Gravitationsgesetzes.
Traum, Symbolbildung, Verschiebung und Projektion: So hängen der Traum und die Vorurteilsmechanismen mit dem Raum zusammen. In dem Verhältnis von Verschiebung und Projektion steckt das Relativitätsprinzip. Und die transzendentale Logik ist eine Logik des Vorurteils (der synthetischen Urteile a priori); sie schließt u.a. die Verteidigung des anderen aus (Konstruktion des Selbstmitleids; Zusammenhang mit dem autoritären Charakter: Ausschluß der Verteidigung in Terroristenprozessen; Verteidiger „Organ der Rechtspflege“). Die Bekenntnislogik beschreibt den gesellschaftlichen Kontext des Vorurteils.
Raum und Umkehr: Die Vertauschung von vorn und hinten und von rechts und links zieht die Vertauschung von oben und unten nach sich. Das „hinter dem Rücken“ (Verwechslung von vorn und hinten) und der Verzicht auf Barmherzigkeit (Verwechslung von rechts und links), mit einem Wort die wölfische Welt und ihr Grund, das Selbstmitleid, unterwerfen die obere Welt der unteren: begründen die Niedertracht und die Gemeinheit, mit einem Wort: den autoritären Charakter. Projektion und Verschiebung gehören zusammen wie die Unfähigkeit zur Verteidigung des anderen mit dem autoritären Charakter (beide wurzeln im Selbstmitleid, in der Erfahrung des „Schreckens um und um“). – Konstruktion der Materie (Ursprung des Inertialsystems) und Rekonstruktion der Sprache (Zusammenhang der Konjugationen mit den Deklinationen) – Der Logos und die Übernahme der Schuld der Welt?
Wer einen Menschen tötet, zerstört nicht eine Welt, er zerstört seine eigene Welt (die sprachlichen Wurzeln seiner eigenen Welt). Kain wurde „unstet und flüchtig“ (wie der Dornstrauch in der Jotam-Fabel).
Ist das Opfer Abels das Opfer des Wortes, mit dem Adam die Tiere benannt hat? (Vgl. den „Duft des Wortes“ im Sohar, S. 33) -
20.12.91
Die kirchliche Sexualmoral, die Verlagerung der Erbschuld in die sexuelle Lust, ist Produkt und Ursache der Zurückweisung des Nachfolgegebots: Wer nicht bereit ist, die Schuld der Welt auf sich zu nehmen, muß die Schuld (das wölfische Gesetz: die Gewalt und die Herrschaft von Menschen über Menschen) in der Welt belassen und kann sich nur an deren Reflex im Subjekt: an die Sexualität halten. Zusammenhang mit Trinitätslehre und Opfertheologie. Heute zur Selbstverfluchung zugespitzt: Da man den theologiebegründenden kritischen Weltbegriff selbst nicht mehr begründen kann, verfällt die Sexualmoral endgültig dem Gesetz der Heuchelei, der Doppelmoral, der Moral für andere: Man darf alles, sich nur nicht erwischen lassen. Metaphysik ist heute (nach Faschismus und Heidegger) nur noch als Zynismus möglich. Darin ist auch die säkularisierte Welt noch mit christlichem Erbe belastet.
Wer sich heute weigert, im Begriff der Objektivität die Herrschaftsstrukturen zu reflektieren, nimmt Gemeinheit in Kauf.
Die Selbstverfluchung (bei der dritten Leugnung) beginnt dort, wo die Kirche Unkraut und Weizen (rechts und links) zu unterscheiden verlernt hat (hängt der Ursprung der Gen-Forschung mit den vielfältigen Versuchen, das Unkraut zum Weizen zu machen, zusammen?).
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit relativiert Raum und Zeit als subjektive Formen der Anschauung. Es relativiert damit die Herrschaft von Subjektivität.
Nicht über die sexuelle Lust, sondern über die unreflektierte Herrschaft des transzendentalen Apparats pflanzt sich die Erbschuld fort.
Mathematik, das Kontinuum (die Ausdehnung) und das Diskrete (die Zahl): wie hängen beide mit einander zusammen? Auch die Kontinuen sind als Dimensionen gegeneinander diskret (vermittelt über die Orthogonalität). Die Spiegelung des dreidimensionalen Raumes schließt die Umkehr einer Richtung im Raum mit ein, d.h. verändert die Beziehung einer Richtung im Raum zu den beiden anderen. Ist dies der Gordische Knoten, den Alexander durchschlagen, aber nicht gelöst hat? Und hat die dreifache Leugnung etwas mit der Dreidimensionalität, mit der dreifachen Verkehrung zu tun?
Die Materie ist der gegenständliche Inbegriff des Schreckens um und um, der Raum der Inbegriff des allseitigen Lachens.
Es ist der Unterschied ums Ganze, ob ich selbst den Tod auf mich nehme oder einen anderen in den Tod schicke, das Menschenopfer vollziehe.
Das ist die letzte Versuchung, der die Kirche zu erliegen droht: die Selbstexkulpation durch das moralische Überlegenheitsbewußtsein, das sie glaubt, durch die Abtreibungskampagne noch für sich selbst retten zu können.
Hat Hegel von der falschen Zärtlichkeit für die Dinge, oder von der falschen Zärtlichkeit für die Welt gesprochen?
Ist der Inhalt der Verleugnungen nicht präzise zu bezeichnen, wenn die Kirche sich in der Opfertheologie (dem Grund der Dogmatik) auf die Seite der Täter stellt?
Die kantische Unterscheidung zwischen dem mathematischen und dem dynamischen Ganzen (zwischen dem Welt- und Naturbegriff): betrifft sie nicht den Unterschied zwischen dem Resultat der mathematischen Erkenntnis und ihrer Genese?
Ist die Kirche nicht längst zu einem U-Boot geworden, mit einer fatalen Nähe zu den Seeungeheuern? Was bedeutet es, wenn Kirchen heute die Außenseite ihrer Wände nach innen kehren, die Innenwelt zur Außenwelt der Außenwelt machen?
Mitscherlich hat das Denken als Probehandeln bezeichnet; Franz Rosenzweig hat die erkenntnistheoretische Bedeutung der Umkehr, ihren Zusammenhang mit dem Wahrheitsbegriff entdeckt: Ich glaube, in dieser Richtung wird man die Bedeutung und die Realität des Gebetes suchen müssen. Die Unfähigkeit zur Reflexion, der die kirchliche Sexualmoral und das Dogma sich verdanken, und die die Menschen für autoritäre Strukturen verfügbar macht, zerstört die Fähigkeit zu beten an der Wurzel. -
18.12.91
Ist das Relativitätsprinzip, die Bewegung des Raumes in sich selber, ein letztes, domestiziertes Echo des Pneuma?
Das Pneuma hängt mit Wind, Wolken und Gewitter (Blitz und Donner) zusammen, auch damit, daß der Menschensohn „auf den Wolken“ wiederkommen wird, ebenso mit der Wolken- und Feuersäule. Demnach wäre denn das Inertialsystem auch real die Verkörperung der Sünde wider den Heiligen Geist.
Kann es sein, daß die Bedeutung der Buchstaben (Aleph, Beth, Gimel, Daleth, He) auch für ihre Ursprungsgeschichte nicht ganz unerheblich ist? Ist in der Bibel eine Erinnerung an den Ursprung der Schrift enthalten? Der Dekalog wurde auf Steintafeln eingegraben, also wohl in Keilschrift? Welches sind die technischen Voraussetzungen der Buchstabenschrift, und wer hat dann das Buch erfunden? Wie heißt der einzelne Buchstabe auf hebräisch (die Bezeichnung für das Buch ist sefer)?
Ist nicht der Regenbogen ein gegenständliches Äquivalent des durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit berichtigten Relativitätsprinzips?
Ist die schechina die Herrlichkeit Gottes, oder wie hängt sie damit zusammen?
Empörung und Fall, Materialisierung und Ursprung des moralischen Urteils, sind korrelative Begriffe.
Nur Gott darf sagen: Seid barmherzig, wie ich barmherzig bin. Wenn der Täter vom Opfer Barmherzigkeit (Vergebung) fordert (oder die Kirche in einer blasphemischen Anwendung des Bußsakraments den Tätern ohne Befragung der Opfer deren Barmherzigkeit zuspricht), so heißt das Gott versuchen.
Die Selbstverfluchung der Kirche läuft über die projektive Verurteilung der andern und die ausbeutende Selbstidentifizierung mit dem Opfer. Sie ist zwangsläufig und systembedingt mit der Geschichte der Leugnungen verbunden (sind nicht in der Geschichte der drei Leugnungen die „Umstehenden“ die Welt, und sind die beiden letzten Leugnungen – nach dem Urschisma der ersten Leugnung – nicht fortschreitende Weigerungen, die Schuld der Welt auf sich zu nehmen: Identifikationen mit dem Aggressor, Folgen des Rechtfertigungszwangs?).
Sind die Konnotationen des Begriffs der Herrlichkeit („Herr“) auch im Begriff des kabod schon enthalten? – „Herrlichkeit“ und „Frau Welt“: Was bedeutet ist, wenn das Weibliche (in der Kabbala die linke Seite) mit dem Weltlichen in eins gesetzt wurde? -
17.12.91
Rosenzweigs Konstruktion, wonach durch den Tod, durch das „Ich mit Vor- und Zunamen“ die Einheit des All gesprengt wird, gelingt nur, weil der Weltzustand, auf den er sich bezieht, fast ausweglos mythisch geworden ist. Deshalb die Rekonstruktion der Theologie über die Konstruktion des Mythos, durch dessen Umkehr hindurch.
Ein ins Agentenmilieu transportierter jüdischer Witz (J.Ebach) verändert mit seiner Umgebung seinen Sinn: er nimmt paranoische Züge an.
Wenn Christen die Juden Hebräer nennen, dann erinnert mich das an den Prüfer der Vorprüfungsstelle des Ministeriums, der das freiwillige Bekenntnis eines Betroffenen in seinem Prüfbericht unter dem Anschein eines selbstermittelten Tatbestands in eine Anklage umformte (und damit seiner Karriere diente). Hier ist das Stück Gemeinheit, das in dem objektivierten Gebrauch der Bezeichnung Hebräer steckt, mit Händen zu greifen (Genese der Gemeinheit, Funktion und Sinn der Reflexionsbegriffe). Den gleichen Gebrauch haben die Christen seit je von der Prophetie gemacht. Hier ist einer der Belege für die Wahrheit des Satzes „Ärgernisse müssen sein …“
Ist nicht der paulinische Begriff „Stückwerk“ als Erläuterung der Bezeichnung Symbolum zu verstehen; und ist das Symbolum nicht selber in diesem Sinne Stückwerk (vgl. auch das Wort „Jetzt sehen wir wie im Spiegel, dereinst aber von Angesicht zu Angesicht“).
Hegels Philosophie, gipfelnd in der trinitarischen Struktur des Absoluten, ist als Entfaltung der Struktur des Begriffs die Selbstreflexion der Geschichte des Schicksals. Wenn es zutrifft, daß der Islam unter den gleichen Prämissen wie die Philosophie und das Christentum angetreten ist, nur gleichsam die andere Seite im Schicksalszusammenhang repräsentiert: dessen Objekt (so wie im Begriff des Islam, der Ergebung, das Schicksal als der Wille Gottes vorgestellt wird), so gewinnt der zentrale Begriff des Islam: der der Allbarmherzigkeit, eine auf ganz andere Weise exkulpierende Bedeutung. Die Allbarmherzigkeit ist die zwangsläufige Folge davon, daß Allah als Personifizierung des Fatum die Schuld der Welt auf sich nimmt und den ihm ergebenen, dem Handeln entsagenden Muslim entlastet. Auch hier bezieht sich die Allbarmherzigkeit auf das Sündenbewußtsein, das dadurch gelöscht wird, daß die Schuld auf Allah abgewälzt wird. Hier nimmt Allah die Schuld der Welt auf sich (er nimmt sie hinweg). Unterscheidet sich Gott im Islam nicht doch nur dadurch vom Teufel, daß er zugleich der Allbarmherzige ist.
Der Schwindel, den Adornos Philosophie beim ersten Lesen zu erzeugen scheint, ist in Wahrheit die Aufhebung des Schwindels. -
16.12.91
Ignaz Goldziher (Der Mythos bei den Hebräern, Leipzig 1876) weist darauf hin, „daß in den semitischen Sprachen zur Bezeichnung des Begriffs „Theil“ Wörter verwendet werden, welche „Seite“ bedeuten“ (S. 137). Das stimmt damit überein, daß hier offensichtlich die erst mit dem begrifflichen Denken (mit dem Begriff der Materie) entspringende neutralisierte Beziehung des Ganzen zu seinen (abtrennbaren) Teilen noch fehlt. „Im Angesicht“ und „hinter dem Rücken“ sind (ebenso wie die Rechte und die Linke) in der Tat nur zwei Seiten der gleichen Sache, aber nicht zwei Teile eines gegen seine Teilung neutralen Ganzen. Dieses Ganze ist das Unwahre.
Opfer, Idolatrie und Sternendienst (was entspricht dem bei den Ägyptern?) gehören einer Phase der Geschichte an, in der der Bekenntnisbegriff und der Materiebegriff sich noch nicht gebildet hatten. Anfänge im Kontext des Instituts der Schuldknechtschaft?
Der Personbegriff substituiert dem Antlitz die Maske, bringt das Antlitz zum Verschwinden, macht die Person zum (objektivier- und austauschbaren) Träger des Namens.
Lachen und Bekenntnis: Den zwei Seiten den Bekenntnisses entsprechen die zwei Seiten des Lachens. Das Bekenntnis und das Lachen sind Produkt und Ursache der Verinnerlichung des Opfers und des Exkulpierungs- und Rechtfertigungszwangs (Ursprung der Person; reicht über die Theodizee bis in die Trinitätslehre hinein).
Der Witz und das Bekenntnis: Beide haben ein Objekt (Feindbild) und einen Adressaten (den Komplizen); und Frauen sind nicht bekenntnisfähig und können deshalb keine Witze erzählen. Ist das Bekenntnis ein Witz über die Juden? Bekenntnis als Medium der Selbstverfluchung.
Die Reversibilität der Richtungen des Raumes ist zusammen mit der Irreversibilität der Zeit und der Indifferenz gegen das Objekt (bei gleichzeitiger Determination seiner Struktur) nur im dreidimensionalen Raum konstruierbar (Beziehung zum Bekenntnis: dessen Indifferenz gegen seinen Inhalt, der zugleich absolut determiniert ist durch Trinitätslehre und Opfertheologie).
Das materielle Objekt wird im Raum durch den bloßen Punkt repräsentiert; seine Ausdehnung, seine Masse, sein Widerstand erzeugen den Schein, als kämen die Dinge „von außen“ in den Raum hinein. Dieses Außen (auf das dann die Schöpfungsvorstellung sich bezieht) aber gibt es im Verhältnis zum Raum nicht; es ist vielmehr die Vorstellung des Außersichseins der Dinge selbst, die erzeugt wird durch ihre Subsumtion unters Raum-Zeit-System. So sind sie per definitionem tot, gegenständlich, verfügbar. Genetischer Zusammenhang mit der Geschichte der Idolatrie, des Sternendienstes und des Opfers, real mit dem Mord: Am Anfang der Geschichte steht der Brudermord, der den Kain zeichnet und „unstet und flüchtig“ werden läßt, ebenso wie dann in der Jotam-Fabel den Dornstrauch.
Mit dem letzten Satz des Buches Jona beginnen (und das Buch Tobit einbeziehen). – Welche Organe werden dem Fisch im Buch Tobit entnommen und zu welchen Zwecken? Jona wird von dem Fisch verschlungen, der im Buche Tobit erlegt wird (und durch den die Sara von dem Dämon Asmodai befreit und der Tobit von seiner Blindheit geheilt wird); Ninive wird im Buche Jona verschont, im Buche Tobit unter Berufung auf den Prophetenspruch des Jona zerstört. Gibt es im Buche Tobit eine Entsprechung zum letzten Satz des Buches Jona (rechts und links unterscheiden)? Welche Bedeutung hat das Symbolum (der Aufbewahrungsvertrag) beim Tobit? Handelt es sich nicht um zwei postapokalyptische Varianten?
In der Schrift bewirkt die Beschämung entweder ein Erröten oder ein Erblassen. Worin liegt der Unterschied? – Im Adressaten: Ich erröte vor anderen und erblasse vor mir selbst. -
15.12.91
War der König das überlebende Opfer (ein Nachfahre und Erbe des Helden)? Welche Bedeutung hatte dann die Salbung (Zusammenhang mit dem ägyptischen Totenkult)?
Das kann man wieder ganz wörtlich verstehen: die Theologie aus den Verstrickungen der Welt lösen.
Sind die Menschensöhne die „Söhne Adams“ und ist der „Menschensohn“ der Sohn Adams (während die Menschentöchter die Töchter Adams sind) (Gen 6 u. 11)?
Zu den Geheimnissen der Schrift: Gehören die Hieroglyphen zum Totenkult (und den Pyramiden) und gehört die Keilschrift zur Verbindung von Sternendienst, Opferkult und hieros gamos (und zum Turmbau zu Babel)?
Babylon und Ägypten: Aber wer waren dann die Perser, wer war Kyros, der den Juden die Rückkehr nach Israel ermöglicht hat?
3 + 4 + 5 = 12: Ein Dreieck mit den Seitenlängen 3, 4 und 5 bildet einen rechten Winkel.
Das Bekenntnis wird gewöhnlich im Hinblick auf das Verhältnis von Innen und Außen verstanden. Die Bindung nach innen rückt den Feind, den Verräter und die Frauen nach draußen. Eine völlig andere Bedeutung gewinnt das Bekenntnis, wenn es auf das Verhältnis Im Angesicht / Hinter dem Rücken bezogen wird (Bekenntnis als Heiligung des Namens). Das Verhältnis Innen / Außen ist das der Menschen in Ninive, die Rechts und Links nicht unterscheiden können.
In dem noch nicht durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit berichtigten Inertialsystem würde es die Möglichkeit der Richtungsumkehr im Raume nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch geben müssen; dagegen steht jetzt das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit.
Der Unterschied zwischen der Umkehr und dem Wenden (das Innere nach außen kehren, wobei gleichzeitig eine Dimension umgekehrt wird).
Was ist der Unterschied zwischen schwachen und starken Verben (unregelmäßiger und regelmäßiger Konjugation): „geschnien“ (wie ich als Kind einmal gesagt habe) und „geschneit“.
Zernichten:
– „Ich fühlte mich wie zernichtet unter dem gräßlichen Fatalismus der Geschichte.“ (Georg Büchner an seine Braut im November 1833)
– „Zeit ists zu handeln für den Herrn – sie zernichten deine Lehre.“ (Ps 119126, so übersetzt und zitiert bei Franz Rosenzweig)
Desiderate materialistischer Geschichtsforschung:
– die Geschichte der Banken und des Geldwesens;
– die Ursprungsgeschichte der gegenwärtigen Situation in Deutschland:
. die Funktion der Treuarbeit bei der Arisierung des jüdischen Vermögens und bei der Umstellung und Reorganisierung der Wirtschaft in den fünf neuen Bundesländern;
. die Bedeutung von Auschwitz, der Ausbeutung der Häftlinge, der Zwangs- und Fremdarbeiter sowie
. deren Ersatz durch den Einsatz der „Gastarbeiter“ und die Ausbeutung der Dritten Welt (durch die ihr auferlegten Handelsmechanismen) nach dem Krieg
für den Modernisierungsschub, die Anpassung an die veränderten Reproduktionsbedingungen, die Grundlagen und die Stabilität der Wirtschaft nach dem „Wirtschaftswunder“ und schließlich für den Reichtum im Westen insgesamt. -
13.12.91
Man muß den Satz Wittgensteins „Die Welt ist alles, was der Fall ist“, wenn man ihn verstehen will, umkehren: Alles, was der Fall ist, ist die Welt. Das „alles, was der Fall ist“ ist Subjekt und „die Welt“ Prädikat.
Beim Turmbau zu Babel wurde der Name durchs Prädikat ersetzt. Begriffliches Denken ist prädikatives Denken; in der Mathematik wird nicht nur der Name, sondern auch das Urteilssubjekt durchs Prädikat ersetzt: Grundlage der Mathematik ist die Substitution der Einheit von Subjekt und Prädikat, die orthogonale Beziehung der Dimensionen im Raum, die dann auch die Materie und die Zeit in eine gleichsam orthogonale Beziehung zum Raum rückt. Diese Einheit von Subjekt und Prädikat, genauer ihr Schein, ist vermittelt durch die Substantivierung des Prädikats (des „Seins“), die selber der vollständigen Ausbildung der Konjugationen, insbesondere den Futurbildungen sich verdankt. Zusammenhang mit der Konstituierung der Welt, dem Objektivations- und Säkularisationsprozeß (geschichtsphilosophische Konnotationen einer historischen Grammatik)?
(Ist es denkbar, daß es eine reale Beziehung der Toten zur toten Natur gibt: daß das Opfer zu den Konstituentien des Inertialsystems gehört – einschließlich der realen Opfer der Hexenverfolgung?)
Hegels Geschichtsphilosophie ist eine Philosophie der Weltgeschichte, d.h. Hegel macht das Prädikat zur Totalität und als Totalität zum Subjekt der Geschichte. Aber was Hegel hier zum Subjekt der Geschichte macht, ist das entfremdete Prinzip der Subjektivität („der Geist, der draußen ist“ – Sohar, S. 179). Die Welt wird zum Subjekt der Geschichte als Inbegriff des anklagenden und richtenden Prinzips, der scheidenden und verdrängenden (verschiebenden und projektiven) Kraft.
Was bedeutet der Satz (Mt 63): „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte Hand tut“: Es soll nicht in der Öffentlichkeit geschehen („laß es also nicht vor dir herposaunen“), sondern im Verborgenen („dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“): Die linke Hand repräsentiert die Öffentlichkeit („alle Welt“)!
„Alle Welt“: das sind die nicht widerlegbaren Urteile aller (Bekenntnis- und Beweislogik).
Gibt es Berührungspunkte zwischen dem haggadischen Teil der Kabbala und dem Märchen (Zusammenhang der Motive: König, Prinz, Prinzessin, Hexe, Zauberer)?
Zur Kritik der Fundamentalontologie: „Nur nicht mehr an das denken,/ was meine Seele so betrübt,/ doch auf den Sinn des Seins/ Gedanken und Gefühle lenken,/ auf das, was einst ich so geliebt.“ SS-Sturmbannführer Viktor Arajs, 1979 wegen gemeinschaftlichen Mordes an 13 000 Menschen zu lebenslänglicher Haft verurteilt, in einem im „Rundbrief für den Freundeskreis“ (Nr. 2/1986) veröffentlichten Gedicht (zitiert nach Ernst Klee: Persilschein und falsche Pässe, Frankfurt 1991, S. 117).
Ist die kopernikanische Theorie ein Pendant des Hexenhammers?
Den Himmel aufspannen: erinnert das nicht an den Spannungsbogen in der Musik (an Glenn Goulds Einspielung des Wohltemperierten Klaviers oder an Bredels Schubert) und an die Spannung im Roman?
Das Gewaltmonopol des Staates zerstört die argumentative Kraft der Sprache.
Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen Mizrajim (Ägypten) und den Mizwot (den Geboten)?
Sind in der Geschichte der raf Ulrike Meinhof und Holger Meins nicht doch von Gudrun Ensslin und Andreas Baader zu unterscheiden?
Der Begriff des Nichts ist durch das Geld (das den Dingen von außen, durch ihre Beziehung zum Tausch, Realität verleiht) und durch die Vorstellung des Raumes vermittelt (durch die Vorstellung des „leeren Raumes“, in den die Dinge von außen, aus dem „Nichts“ hereinkommen). Aber dieses Nichts ist Statthalter der verdrängten Wahrheit.
Der Sündenfall ist ein Vorgang in der Sprache („Die Welt ist alles, was der Fall ist“) und erst danach ein Vorgang in der Geschichte. Darin gründet die Bedeutung des Gebets.
Der Atheismus ist eine notwendige Folge aus dem Schein der Unkritisierbarkeit der Bekenntnislogik. Atheismus unausweichliches Produkt des Herrendenkens; einzige Absicherung gegens Herrendenken ist die Theologie.
Magie und Verzweiflung (Sprache und Sexualität): Verknüpfung von Magie und Religion nur unter dem Vorzeichen der Sexualmoral, nicht des Sprachdenkens (Katharer und Ursprung der Kabbala); Personalismus als Konkretismus im sexualmoralisch definierten Kontinuum. Golem Deckbild der Erlösung. Grenze der Magie: der Golem kann nicht sprechen (in der Schöpfungsgeschichte bara dreimal: Himmel und Erde, die großen Seeungeheuer, der Mensch). Golem und Alchemie (Goldmachen).
Differenz zwischen Held und Messias (Jesus ein Held?).
Sintflut und Grenze zwischen Vorwelt und Welt. „…, daß es das Ich ist, welches die Flut bringt“ (Sohar, S. 119). Zusammenhang mit der Änderung des Nahrungsgebots (Erlaubnis Fleisch zu essen), dem Noachidischen Bund, dem Regenbogen (Farben in der Schrift?).
Die Barbarei beginnt, wenn die Bekenntnisse zu Zeichen der Komplizenschaft, wenn sie indifferent gegen die Welt und zugleich austauschbar werden (Hexenhammer und Bekenntnis: Hexe wird man durch den Teufel; zuerst Abschwören des Bekenntnisses, dann die Teufelsbuhlschaft; schwarze Messen; Zusammenhang mit der Vorgeschichte der Katharer? Affinität des Protestantismus? Sprachmagie und Teufelsbuhlschaft: hieros gamos und Sternendienst; Zusammenhang zwischen Hexen und dem Herrn der Tiere, dem wilden Heer).
Wir leben in einer gemeinsamen Welt, aber wir sehen sie gemeinsam nur durch die Sprache.
Hängt der exzessive Gebrauch von Prä- und Suffixen mit der Akkusativierung der Sprache, mit ihrer Instrumentalisierung und Verwandlung in eine Herrensprache zusammen?
Die Umkehr ist nicht das Ziel, sondern der Anfang.
Der Eid als Selbstverfluchung.
Zu Elias als Bote des Messias sh. Maleachi.
Nicht die Unterscheidung von Innen und Außen (Hellenen und Barbaren, Guten und Bösen; Basis der kontemplativen Beziehung zur Objektivität), sondern die von „Im Angesicht“ und „Hinter dem Rücken“ (Israeliten und Hebräer; Grundlage der praktisch-moralischen, der messianischen Beziehung zur Objektivität): die Hereinnahme der Beziehung aufs Andere ins Denken ist das Tor zur Theologie (der Satz gilt auch gegen die Verinnerlichung der gesellschaftlichen Kritik: Intersubjektivität, der Beweis durch Unwiderlegbarkeit, ist gegen Gemeinheit nicht gefeit).
Die Mechanik ist deshalb die Kerndisziplin der gesamten Physik, weil sie die Beziehungen der Dinge auf die rein äußerliche Beziehung des Stoßes reduziert. Die hier gewonnenen Begriffe und Strukturen sind Ursprung und Maß der gesamten naturwissenschaftlichen Erkenntnis (Raum: von allen Seiten von außen). Hier ist auch die Vorstellung begründet, daß nur Nahwirkungen, Wirkungen durch Berührung, als Erklärung zugelassen, Fernwirkungen hingegen vom Grundsatz her ausgeschlossen sind. Daher hatte die Physik ihre Probleme sowohl mit der Gravitationstheorie (Descartes‘ Versuch, den Fall aus den Trägheitskräften der Zentrifugalbewegung herzuleiten) als auch mit der Optik und der Elektrodynamik (Ätherhypothese).
Materie keine extensive, sondern intensive Größe, über die Begriffe der Dynamik mit dem Inertialsystem und seiner Metrik verbunden.
Die toledot sind der Zentralbegriff einer Einheit von Geschichts- und Naturphilosophie (und was heißt „von Geschlecht zu Geschlecht“?).
Wer der Gottesfurcht zu entkommen versucht, verletzt die Thora. Die Gottesfurcht ist der genaueste Begriff für die Beziehung zur hebräischen Schrift. Und die Gottesfurcht ist das Ende der Herrenfurcht: der Furcht vor der Welt, vor dem Urteil der Welt.
Ist nicht die griechische Metaphysik nur eine vergeistigte Form des Sternendienstes, und die aristotelische noesis noeseos, das Denken des Denkens, ein Abbild des sinnlosen Kreisens der Planeten? Nicht zufällig hat die Aristoteles-Tradition den intellectus agens in der Mondsphäre lokalisiert. Und die Kugel als Modell der Vollkommenheit ist einsichtig nur im Rahmen des Innen-Außen-Gegensatzes.
Gott hat auch die Welt erschaffen, aber erst am fünften Tag, als er die „großen Seeungeheuer“ schuf (erschaffen sind Himmel und Erde, die großen Seeungeheuer und die Menschen). Mir scheint, es ist kein Zufall, wenn die Geschichte der Philosophie mit Thales, mit dem Satz „Alles ist Wasser“, beginnt und mit einer Gestalt des Absoluten endet, in dem kein Glied nicht trunken ist.
Im Licht der Sprache sehen lernen!
„Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, laß mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus erwiderte: Laß die Toten ihre Toten begraben.“ (Mt 821f)
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