November 1992

  • 30.11.92

    Der Satz des Thales „Alles ist Wasser“ ist ein prophetischer Satz. Er beschreibt das Schicksal der gesamten Philosophie.
    Mit dem Satz „ens et unum convertuntur“ wurden das Neutrum und der Weltbegriff abgesichert.
    Ist der Dualis die Vorstufe des Neutrum, ist das ne utrum durch Negation aus dem Dualis hervorgegangen? Und kann es sein, daß der Dualis in einer kritischen Beziehung zum Akkusativ steht, daß er das Moment des verteidigenden (gegen die identifizierende Gewalt des Akkusativ gerichtete) Denken noch in sich enthält? Hängt das lateinische Akkusativ-m (-um, -am) mit dem hebräischen Dualis-m (-jim) zusammen? Und ist die Negation, die den Dualis in das Neutrum umgewandelt hat, durch die Futurbildungen (durchs Herrendenken) in die Sprachstruktur hereingekommen: durch das Abschneiden der Utopie, durch die Sünde wider den Heiligen Geist (die Sünden der Welt als Folge der Sünde wider den Heiligen Geist)? Und dieses Negative, diese Negation drückt sich in einer Fülle von Strukturen aus: vom Weltbegriff über den Begriff des Seins bis hin zu den subjektiven Formen der Anschauung; theologisch wird es durch die Schlange und durch die Teufelsnamen, vom Ankläger über den Verwirrer bis zum Dämon, symbolisiert. (Beziehen sich darauf nicht auch die drei Versuchungen Jesu; und sind die drei Leugnungen nicht prophetische Hinweise darauf, daß die Kirche diesen Versuchungen erliegen wird?
    Hängt der Ursprung des Neutrum mit all seinen Konnotationen mit der Geschichte der Entdeckung des Winkels in der Geometrie zusammen? Und steckt nicht in allen mit orthos zusammengesetzten Begriffen, von der Orthogonalität bis hin zur Orthodoxie, etwas von dieser neutralisierenden, verweltlichenden Gewalt (hängen etwa der Turmbau von Babel und der Name des Pharao mit dem Problem der architektonischen Beherrschung der Raumverhältnisse zusammen)?
    Kann es sein, daß der Name des Pharao mit dem Prozeß der Neutrums-Bildung zusammenhängt, so daß es kein Zufall wäre,
    – wenn die Anpassungstheologen wie Küng und Drewermann auf ägyptische Konzepte zurückfallen, und
    – daß die Unsterblichkeitstheologie in Ägypten ihren Ursprung hat.
    Gewinnen vor diesem Hintergrund nicht die Ägypten-Geschichten von Abraham und Sara über den Josefs-Roman bis zu Exodus-Geschichte einen anderen Sinn? Ägypten: das Sklavenhaus mit den Fleischtöpfen.
    Beziehen sich drei inhaltlichen Bestimmungen des Hebräer-Namens: Kleinviehnomaden, Sklaven und Söldner, nicht auf die drei Völker: Babel (Ur in Chaldäa), Ägypten und die Philister?
    Sind Idolatrie, Sternendienst und Opferdienst Hilfsmittel zur Begründung und Durchsetzung indogermanischer Sprachstrukturen, Hilfsmittel zur Durchsetzung jenes hypostasierenden und objektivierenden Denkens, das vermittelt ist über die Bildung des Futur II und des Neutrum, sowie der Kasus Genitiv und Dativ? Das Ganze im Kontext von Herrschaftsgeschichtlichen Zusammenhängen: Städtegründung, Ursprung der Institutionen des Priester- und Königtums, des Tempels (Religion und Wirtschaft), Ursprung der Schrift und des Geldes.
    Was bedeutet der Wortstamm in dem Volksnamen mizrajim, und woher kommt und was bedeutet der Name der Philister?
    Gegen Velikovsky und seine Nachfolger: Nach Auschwitz sollte es eigentlich möglich sein, auch gesellschaftliche Naturkatastrophen sich vorzustellen. Das Problem und Schwierigkeit scheint nur darin zu liegen, daß unser Bewußtsein mit einer Gewalt von Rechtfertigungszwängen beherrscht und durchdrungen ist, die durch den naiven Gebrauch des Weltbegriffs in den historischen Prozeß verflochten sind, daß es dadurch in einer Weise gehemmt und behindert ist, die es außerordentlich schwer macht, diese Hemmnisse real zu durchschauen. Da ist der Velikovskysche kosmische Konkretismus leichter zu akzeptieren.
    Steckt in dem Benjaminschen Wort, daß heute alle entscheidenden Schläge mit der linken Hand geföhrt werden, ein verstecktes Zitat aus dem Buch der Richter?
    Nochmal Jericho, Sodom und Gibea: Alle drei Städte wurden zerstört, aber auf verschiedene Weise:
    – Jericho durch die Posaunen-Prozession um die Mauern der Stadt,
    – Sodom durch Feuer und Schwefel und
    – Gibea durch die restlichen elf Stämme Israels (mit der Stadt wurden zugleich die Frauen und Kinder der Benjaminiter vernichtet).
    Ähnelt das Ergebnis der Zerstörung Gibeas nicht dem Ursprung Roms: die Bildung einer frauenlosen Männerhorde, die erst durch Frauenraub ihr Fortbestehn sichern können; außerdem ist Benjamin ein reißender Wolf, und Romulus und Remus wurden durch eine Wölfin ernährt.
    Müssen wir nicht in der Begründung des Wortes „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, in diesem Nichtwissen endlich uns selbst wiedererkennen, anstatt dieses Bewußtsein unter den Rechtfertigungszwängen, die dieses Nichtwissen selber begründen, zu verdrängen. Christ kann nur sein, wer das Erschrecken über dieses Nichtwissen erfahren hat. Und ist auf das Wort im letzten Satz des Buches Jona noch Verlaß; sollten wir nicht endlich lernen, rechts und links wieder zu unterscheiden? Wenn man dem Buch Tobias glauben darf, wird Ninive am Ende doch zerstört. Aber zuvor wird Tobias, der die Toten begrub, von der Blindheit geheilt.
    Woher kommt der Name Anatolien (die Weisen haben den Stern in Anatolien gesehen)?

  • 29.11.92

    Wie ein geiles Ross ist ein gehässiger Freund, unter jedem Reiter wiehert es. (Sir 336)
    Woher kommt und was bedeutet der Begriff Kamerad? Zusammenhang mit camera, Kammer: Gefährte, Kammergemeinschaft (Kluge). Bezieht sich die „Kameradschaft“ nicht primär auf die Situation einer physischen, durch Front und Feind bestimmten Gefahrensituation? In rechten Gruppierungen üblich, Abgrenzung gegen Feind und Verräter, Zusammenhang mit (oder durch?) Xenophobie: Xenophobie als Mittel der Selbstdefinition (Antisemitismus). Zur Kameradschaft gehört der „Kampf gegen den inneren Schweinehund“ (gegen die Versuchung zur Identifikation mit dem Fremden). Ist nicht der Kamerad der „gehässige (verräterische) Freund“? Die Kameradschaft hält so lange wie die Frontsituation (das „Fronterlebnis“), außerhalb wird sie nur zusammengehalten durch die ambivalente Führerbeziehung (die in der Gegenrichtung das Gegeneinander-Ausspielen der Kameraden mit einschließt). So hängt die Rolle des Soldaten (und die des Polizisten) zusammen mit Mord und Vergewaltigung. – Dekonstruktion des Liedes vom guten Kameraden (Kohls Besuch in Bitburg und Verdun, „Versöhnung über Gräbern“, Heldengedenken, Totenkult und „Beschwörung der Vergangenheit“, Gräberschändungen).
    Wie verhalten sich die Begriffe Kamerad, Kollege und Genosse zueinander?
    Vergleiche hierzu das mythische Bild des Pferdes (die durch den Wind trächtig werdenden Stuten), auch die Geschichte des Pferdes (seit wann Reiter, seit wann ziehen Pferde den Pflug?). Pferd und Sexualität: warum lieben 10-/12-jährige Mädchen Pferde? Pferd und Rasse (Rassepferd, Rasseweib). Nietzsches Wahnsinn wurde ausgelöst durch den Anblick einer Pferdemißhandlung.
    Die thomistische Lösung des Universalienstreits, wonach die Universalien für Gott ante rem, für die Menschen post rem zu verstehen sind, ist durch Kant, durch die transzendentale Logik, durch das Konzept der synthetischen Urteile apriori, auf den Kopf gestellt worden. Hier sind die Zeitverhältnisse umgekehrt worden: das war der Preis für die Vorstellung einer homogenen Zeit. Wer glaubt, die kantische Philosophie thomistisch rezipieren zu können, für den werden in der Tat das Transzendente und das Transzendentale ununterscheidbar: er zerstört die Grundlagen der Theologie.
    Das Evangelium ist eine Flaschenpost; und das Dogma enthält die Formel des Meeres, in dem diese Flaschenpost bis heute unentdeckt schwimmt.
    Die offizielle Theologie heute ist maskierter Atheismus.
    Bezieht sich das Neutrum (als ne utrum) nicht auf Himmel und Erde; und fällt sein Ursprung nicht zusammen mit dem des Weltbegriffs (die Welt ist keins von beiden, weder Himmel noch Erde)?
    Jericho, Sodom und Gibea: Rahab und die Frau und die Töchter Lots (über die Moabiterin Ruth) finden sich im Stammbaum Jesu wieder. Die „Nebenfrau des Leviten“, die dem Mob geopfert wird, kommt wie Jesus aus Bethlehem in Juda.
    Ist Daniel der einzige Prophet, der den Traum und seine Deutung kennt? (Dan 25,15ff)

  • 28.11.92

    Wie kommt es, daß bei Rosenzweig der Erlösungsbegriff so merkwürdig blaß bleibt, und daß insbesondere sein Begriff der Liebe an den islamischen der Schöpfung, die auch jeden Tag neu anhebt, erinnert?
    Daß die Distanz zum Objekt durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt, vermittelt sei, ist nur die eine Seite der Sache. Die andere, gleichsam die naturale Seite der Objektbeziehung (der intentio recta), die Adorno durch das Eingedenken der Natur im Subjekt zu fassen versucht, hat ihre reale Wurzel im entfremdeten Naturbegriff selber im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit.
    Wer ist der Morgenstern? Hat der phosphoros, Luzifer, etwas mit dem Christophorus zu tun? Wäre es nicht überhaupt wichtig, endlich einmal Ursprung und Funktion der Legende (ebenso wie Ursprung und Funktion von Sage und Märchen) zu untersuchen: Ist nicht die Heiligenlegende der durch den Weltbegriff und die ihn stabilisierende Christologie vermittelte und transformierte Mythos?
    Daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht „überwältigen“ werden (mit dem sprachlichen Anklang an den Gewalt- und an den Weltbegriff): muß das nicht genauer heißen, daß sie sie nicht „übertönen“ (gleichsam tumultuarisch überschreien) werden; ist nicht ein Vorgang in der Sprache gemeint, der mit der Geschichte des Nominalismus zusammenhängt? Hat nicht das Tumultuarische seinen Ursprung dort, wo Gottesfurcht und Herrenfurcht nicht mehr unterschieden, die Religion mit dem Herrendenken vermischt wurden (Grundlage des historischen Entzauberungsprozesses, der das Herrendenken vergesellschaftet und rationalisiert, es von seinem religiösen Ballast befreit hat)? Und sind nicht auch die Schlüssel des Himmelreichs sprachlicher Natur (wie der Name Petri, des Felsen)?
    Sind die Rechten, die Fremdenfeinde, nicht die Vollstrecker des Hegelschen Weltgerichts, und deshalb systemimmanent nicht widerlegbar?
    Die subjektiven Formen der Anschauung, und in ihrer Konsequenz das Inertialsystem, sind Reflexionsformend es Objektbegriffs (der intentio recta), den die christliche Dogmatik (die Orthodoxie) in die Philosophie hereingebracht hat. Abgesichert und stabilisiert wird dieser Prozeß durch den Weltbegriff.

  • 27.11.92

    Was heißt eigentlich: su ei Petros, kai epi tautä tä petra oikodomäso mou tän ekklesian, kai pylai hadou ou katischysousin autäs. kai doso soi kleis täs basileias ton ouranon, kai ho ean däsäs epi täs gäs estai dedemenon en tois ouranois, kai ho ean lyseis epi täs gäs estai lelymenon en tois ouranois. (Mt 1618f, vgl. 1818: hosa ean däsäte epi täs gäs estai dedemena en ourano kai hosa ean lysäte epi täs gäs estai lelymena en ourano.)
    – „auf diesem Felsen“: Petrus, der Fels, ist der Grund der Kirche wie die Erde der Grund des Bindens und Lösens, das auch in den Himmeln gilt, ist;
    – an Petrus: die Schlüssel des Himmelreichs, beziehen sich auf das Schließen und Öffnen: Objekt im Singular, „in den Himmeln“ im Plural;
    – an die Jünger: Binden und Lösen: Objekt im Plural, „im Himmel“ im Singular.
    Adornos Bemerkungen „Zum Ende“ in den Minima Moralia: wären sie nicht anzuwenden auf die Kirche, und wäre damit nicht das Lösen vorbezeichnet? Ist nicht die „vollendete Negativität“ die Kirche als steinernes Herz der Welt (die Greuel am heiligen Ort)? In den gleichen Kontext gehört auch das Wort von der vollständigen Säkularisation der theologischen Gehalte, insbesondere die Reflexion auf die Zweideutigkeit des Konzepts der „vollständigen Säkularisation“.
    Was ist der Unterschied zwischen Erfahren und Ergehen: Das habe ich erfahren, aber: so ist es mir ergangen.
    Die Stummheit des Helden durchdringt seit der Verinnerlichung des Schicksals fortschreitend die Sprache insgesamt. Der Nominalismus ist das wachsende Bewußtsein davon. Diese Stummheit hat sich aber im allgemeinen Gebrauch als Geschwätz unkenntlich gemacht. Die Sprachlosigkeit wird nicht mehr erfahren. Wir selbst haben die Schöpfung als Natur zum Schweigen gebracht.
    Bezeichnen das deutsche Sein und das englische to be nicht doch beide ein Possessivverhältnis: das Sein als selbstbezogenes, das to be als fremdbezogenes Possessivverhältnis. Hängt es damit zusammen, daß die englische Sprache und der englische Geist gleichsam hebräischer und alttestamentlicher sind als der deutsche? Hängt es damit zusammen, daß die englische Sprache die Intimkonkurrenz, die in Deutschland diese fürchterlichen Folgen hatte, nicht kennt? Und ist nicht die Schelersche Englandkritik (wie überhaupt die Englandfeindschaft der Deutschen) ein projektiv verschobener Antisemitismus?
    Wann hat sich das Neutrum gebildet? Das sprachliche Geschlecht, das den Akkusativ zum Nominativ, das Objekt zum Subjekt macht: Ausdruck der Erfahrung, daß auch die Sache tätig ist. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Bildung des Neutrum und dem Ursprung des Futur II? Gibt es im Hebräischen ein Neutrum, und hängt das Neutrum mit dem Auf-dem-Bauche-Kriechen und dem Staubfressen der Schlange zusammen (ist das Neutrum durch die Institution des Königtums vermittelt – vgl. die Jotam-Fabel)? Das Hegelsche Absolute ist der gefallene Gott.
    Josef war ein Zimmermann, Simon/Petrus ein Fischer, Saulus/Paulus ein Zeltmacher.
    Das Verhältnis von Bekenntnis und Tat ist genau umgekehrt, als die Bekenntnislogik uns einreden will. Nicht nur das Schuldbekenntnis, auch das „Glaubens“-Bekenntnis folgt (als Rechtfertigung) dem Handeln. Das Bekenntnis steht in der magischen Tradition, wenn es glaubt, sich der Verurteilung durch andere dadurch entziehen zu können meint, daß es gleichsam prophylaktisch in sie mit einstimmt (automatisierte Heuchelei). Das neutestamentliche homologein meint die Nachfolge, nicht das „Lippenbekenntnis“. Zur Bekenntnislogik gehört als Grundlage und als Konsequenz: Man darf alles, sich nur nicht erwischen lassen.
    Über den peer-group-Effekt, die Mutprobe und die Komplizenschaft führt das Bekenntnissyndrom direkt in den Faschismus. Aber diese Mechanismen gibt es auf beiden Seiten: Auf der staatlichen Seite (in der Verwaltung, in der Polizei, im Strafvollzug, der jede hierarchische Struktur auf ihren gemeinsamen Nenner bringt) ist der Grundsatz: Sich nur nicht erwischen lassen, durch den anderen „Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand“ handbar gemacht, instrumentalisiert worden.
    Jericho, Sodom, Gibea:
    – in Jericho: die Boten Josues werden von der Hure Rahab aufgenommen und vor dem Angriff der Einwohner Jerichos gerettet; beim Untergang Jerichos wird nur Rahab gerettet.
    – in Sodom: die Boten JHWHs werden von Lot aufgenommen und vor dem Mob in Schutz genommen; Lot bietet dem Mob seine Töchter an, die Boten JHWHs schlägt die Angreifer mit Verblendung (und retten Lot und seine Töchter).
    – in Gibea: ein Levit, der als Fremder im entlegensten Teil des Gebirges Ephraim lebt, kommt mit seiner Nebenfrau (aus Bethlehem in Juda, dem Geburtsort Davids) nach Gibea (dem Geburtsort Sauls), findet keine Herberge, sitzt auf dem Marktplatz bis ein alter Mann, der als Fremder in Gibea lebt, kommt und ihn in sein Haus aufnimmt. Als der Mob kommt und die Herausgabe des Fremden fordert, bietet der Gastgeber seine jungfräuliche Tochter und die Nebenfrau des Leviten an; der Levit greift seine Nebenfrau und bringt sie dem Mob, der bis zum Anbruch der Morgenröte seinen Mutwillen mit ihr treibt. Am Morgen findet der Levit die Frau tot vor der Schwelle. Er nimmt die tote Frau auf seinem Esel mit in seine Heimat, zerschneidet sie dort in 12 Teile und schickt je einen Teil an die Stämme in Israel (es folgt der Rachefeldzug Israels gegen Benjamin, die Zerstörung Gibeas, der Schwur von Mispa, die Neubegründung Benjamins: Raub der Frauen von Jabesch-Gilead).

  • 26.11.92

    Überschriften in der Frankfurter Rundschau von heute:
    – S. 1: „Sorge vor Kundgebung in Mölln“, nur im Untertitel: „Roma in Essen niedergestochen“ – Die Sorge vor der Demonstration gegen den Rassismus ist wichtiger als die über einen rassistischen Vorfall?
    – S. 2: „Wolf mit Hakenkreuzen erschreckt die Welt“ – Die Reaktionen im Ausland erschreckender als Taten?
    – S. 4: „Klose betont staatstragende und patriotische Haltung der SPD“ – Titel verkehrt den Sachverhalt ins Gegenteil. Klose hatte darauf hingewiesen, daß die SPD sich staatstragender und patriotischer verhalte als beispielsweise Strauß in seiner berüchtigten Sonthofener Rede. Vergleichbar der gelegentlichen Bemerkungen von Karl Kraus (die im übrigen logisch begründbar ist), daß die Deutschgesinnten in der Regel des Deutschen nicht mächtig seien. Aber welcher Titelgeber versteht schon das Wahrheitsmoment in einer satirischen Wendung. (So sind einmal die Dogmen entstanden: Verwechslung des konditionalen Satzes mit einem apodiktischen. Die Folgen sind geschichtlich nachprüfbar.)
    – S. 5: Weitere Meldungen zum Thema Xenophobie:
    . „Wende im Fall Silvio Meier“ (Klärung, daß der Mord politisch motiviert war)
    . „Jüdisches Ehrenmal geschändet“ (Täter wurden nach Feststellung der Personalien auf freien Fuß gesetzt)
    . „Angriff auf Wohncontainer von Ausländern in der Pfalz“
    . „Runde Tische gegen Gewalt angeregt“ (die kleinste Überschrift der Seite mit einem Bericht über Aktionen und Demonstrationen gegen Ausländerfeindschaft)
    . „Fahrt durch deutsche Nacht“ (Bericht über das Verhalten von Bahn- und Polizeibeamten gegenüber türkischen Reisenden)
    . „Nur Darlehen an Flüchtlinge“ (Bayern hat Forderungen zur Asylpraxis nochmals verschärft, u.a. gefordert, Leistungen an Asylbewerber nur noch als Darlehen zu gewähren)
    . „Telefonkette für Ausländer“ (Aktion der Stahlarbeiter von Hoesch in Dortmund)
    . „Mahnminuten in Bremen“ (Bericht über eine Aktion der IG Metall und der Metallarbeitgeber in Bremen)
    . „Viele Juden wollen auswandern“ (Mitteilung der Jewish Agency)
    . „Traurige Bilanz deutscher Entwicklungshilfe“ (Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung über Entwicklungspolitik war beherrscht von den ausländerfeindliche Vorfällen in der BRD)
    – S. 17: „Die nächste „taz“-Krise kommt bestimmt“ – Hämischer Bericht über das „schwindsüchtige Blatt“ (Achtung: Ist Schwindsucht nicht ansteckend?). „Wo sonst wird hartnäckig, wochenlang mit der Hatz auf die Ausländer auf der ersten Seite aufgemacht, der Terror nicht kleiner, nur weil er „alltäglich“ wird (eine Hatz ist sicherlich etwas anderes als beispielsweise ein Pogrom, mit dem der wochenlange Terror nach Meinung der FR nicht verglichen werden darf H.H.)? … Wo, wer, wann gegen Ausländerfeinde demonstriert, bedrohte Unterkünfte von Asylbewerbern schützt – in der „taz“ kann man es erfahren.“
    Ich meine, jetzt reicht’s.
    Mit meinem moralischen Urteil erhebe ich Anspruch auf das Verfügungsrecht über den anderen (Grund der Wertethik, der Beziehung von Wert und und instrumentalisiertem Sein, Zusammenhang mit Marx‘ Begriff der Ware). Jegliche Sorge gründet in diesem urteilsmoralischen Kontext. Und durch das Recht macht der Staat diesen Besitzanspruch über den Strafvollzug gegen jeden „Straftäter“ (welcher Begriff das Objekt des Strafvollzugs zu ihrem Subjekt macht: Straftäter kann sprachlich nur der Strafende sein, das Objekt der Strafe nur, wenn es sich selbst bestraft) geltend. Jeder Zaun, mit dem ich mein Eigentum zu schützen trachte, und jede Grenze, mit der der Staat die Ausländerflut eindämmt, gleicht den Gittern der Gefängnisse (hier liegt die aktuelle Bedeutung des Paradigmas Innen/Außen).
    Welche grammatischen Formen und Strukturen werden mit der Formalisierung der Logik ausgeklammert? Am auffälligsten ist die hypothetische Beziehung, die Beziehung von Grund und Folge. Wie hängt diese Beziehung mit den Kasus zusammen, insbesondere mit der Funktion von Genitiv und Dativ (es bleiben nur die identisch gesetzten Nominativ und Akkusativ)? Auch fehlen Entsprechungen zu den Konjugationen (Konjunktiv, Futur und Vergangenheit), während Indikativ und Imperativ ununterscheidbar werden wie bei den Kasus Nominativ und Akkusativ. Und nicht zuletzt sind die Beziehungen der Personalpronomina zur formalisierten Logik unbestimmbar. Insgesamt ist die Affinität zur deutschen „Ausländersprache“ (dem Ausländer-AcI) unverkennbar. Der ganze Bereich dessen, was man den strukturellen Ausdruck der human relations in der Sprache nennen könnte, fällt aus. Frage: Läßt sich die formalisierte Logik mit den Mitteln der formalisierten Logik noch beschreiben? Liegt hier nicht der Grund für den sprachlichen Zustand so vieler Software-Handbücher? Und ist das, was nicht innerhalb der formalisierten Logik reflektiert werden kann, damit aus der Welt? Genauer: Wird nicht die instrumentalisierende Wirkung durch die Formalisierung der Reflexion entzogen, aber eben damit stabilisiert, der Kritik entzogen?
    Mit der Konstituierung der Instrumentalisierung begründet der Objektivationsprozeß die Sorge, Folge der Einbeziehung der Moral (als Ursteilsmoral) in den Herrschaftszusammenhang (Verdinglichung und Personalisierung). Analyse des aus dem Landserjargon in die allgemeine Sprache übernommenen Begriffs „Besorgen“ (etwas b., aber auch „es jdm. b.“: „Wem du’s heut noch kannst besorgen, den verprügle nicht erst morgen“ – „Was fixierst du mich?“ – Zusammenhang mit dem Antlitz des Hundes).
    Wenn Augustinus in die Idee des seligen Lebens den Anblick des Leidens der Verdammten mit hereinnimmt, so bedarf es nur einer (mit der Funktion des Weltbegriffs verbundenen) geringfügigen Verschiebung, um dieses Konzept der Wahrheit zuzuführen: Es gibt kein seliges Leben ohne die Erinnerung (und nicht „ohne den Anblick“) des Leidens (Erinnerung des vergangenen Leidens der Andern und der eigenen vergangenen Schuld). Die Verschiebung der (zeitlichen) Erinnerung in den (räumlichen) Anblick wurde ermöglicht durch die Übersetzung des Auf-sich-Nehmens der Schuld in seine Hinwegnahme: durch die falsche Exkulpierung, die der Rezeption des Weltbegriffs sich verdankt.
    Die Kritik der Zweckursachen, der causae finales, ist ein Teil Kritik des Begriffsrealismus (Ursprung des Nominalismus), Tilgung der Spuren der benennenden Kraft der Sprache im Begriff. Der letzte Rest der Begriffsrealismus ist der Begriff des Seins; seine verandernde Kraft rührt her aus diesem Ursprung. Die Frage nach dem Sinn von Sein, die sowohl die Bedeutungsanalyse als auch den existentiellen Ton (ob das Sein überhaupt einen Sinn hat) bezeichnet, reflektiert in diesem Bruch den von Objekt und Begriff, der vom Begriff des Seins nicht zu trennen ist, sie ist eine immanente Konsequenz der Urteilsform.
    Das Sündenvergeben und die Austreibung der Dämonen gehören zusammen und bilden (und antizipieren) gemeinsam die Idee der Erlösung. Wobei die Dämonenaustreibung, der Kampf gegen die Archonten, die verbleibende, die schwierigste Aufgabe ist.
    Läßt sich nicht an dem englischen „become“ und seinem Verhältnis zum deutschen „bekommen“ der ganze Unterschied zwischen der englischen und der deutschen Sprache demonstrieren? Das „bekommen“, der Erwerb, die Inbesitznahme, verhält sich zum „become“, dem Werden, im Englischen wie das Sein (das sich aus dem Possessivpronomen herleitet) zum to be (in dem sich das Präfix be- reflektiert): dem englischen „become“ würde das deutsche Hervorkommen, Erscheinen, entsprechen; das deutsche „bekommen“ ist auch ein Ins-Sein-Kommen, aber dieses Sein wird es erst durch seine Beziehung zu Mir (Repräsentant des absoluten Subjekts des deutschen Idealismus). Bei Hegel wird der Bildungsprozeß des Begriffs zu einem Aneignungsprozeß des Absoluten, das Sich in allem wiederfindet.
    Wie verhält sich das bei anderen englischen Verben, die das Präfix be- enthalten (z.B. „believe“)?
    Das Brandopfer ist ein Gott angenehmer Geruch. Dazu würde die Baadersche Charakterisierung der Hegelschen Philosophie als Auto da Fe der bisherigen Philosophie vorzüglich passen. Wird so das Opfer Abels (das Gott dem Opfer Kains vorzieht) verständlich? Nämlich durch sein Verhältnis zu Adams Namengebung der Tiere und durch die Äquivalenz des Brandopfers mit den Gebeten der Heiligen (die ebenfalls als ein Gott angenehmer Geruch bezeichnet werden). In diesem Zusammenhang gewinnt der Satz Reinhold Schneiders „Allein den Betern kann es noch gelingen …“ seine ungeheure Bedeutung.
    Wäre es nicht an Zeit, endlich einmal über die Sinnlichkeit Gottes zu schreiben, über sein Riechen, Sehen, Schmecken, Hören. Ist nicht die Lehre, daß Gott Geist ist, jedenfalls in der Fassung, in der sie heute (durch den Zusammenhang von Welt und Geist) verstanden wird, einer der Gründe für die sich ausbreitende Xenophobie und die allgemeine Hilfslosigkeit dagegen. Wenn Gott Geist ist, dann sind die ihn gegenwärtig repräsentierenden Fremden Gespenster, die es zu vertreiben gilt, um die Welt zu retten. Die Fremden in Jericho waren die Boten Josues, die in Sodom waren die Boten JHWHs (und in Gibea?).
    Welche Bewandnis hat es mit dem Verschwinden der Konsonanten F (W) und H (H), und ihren Ersatz durch Phi und Chi (auch Psi?), als die Griechen die Vokale einführten? Und was drückt sich in der Geschichte der Schrift und des Alphabets, der Richtungen der Schrift (von rechts nach links, von links nach rechts, von oben nach unten) aus? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem „Sitzen zur Rechten des Vaters“ und dem Wechsel der „Offenbarung“ von der hebräischen zur griechischen Schrift?

  • 25.11.92

    Haben die sieben Siegel der Apokalypse etwas mit dem historischen Ursprung und der Funktion des Siegels zu tun (Signum der Person, des Eigentums, des Befehls und Auftrags, des Erlasses)?
    Die Beziehung von Person und Eigentum (Grund des Siegels) ist eine genitivische Beziehung; was bedeutet der Begriff Genitiv?
    Mordgründe: Vatermord (Freud), Brudermord (Bibel), Tyrannenmord (Herrenmord), Raubmord (Mord des Eigentümers), Sexualmord (Vergewaltigung).
    Gibt es eine von der Zwangs- und Schuldlogik (Anklage) abweichende Logik der Befreiung (Verteidigung)? Und sollten nicht endlich die, die darin geübt sind, Anwälte des Staates heißen? Macht nicht das Institut des Staatsanwalts den Staat zu einer paranoischen Institution?
    Nochmal gesinnt und gesonnen: Ist nicht der Ursprung der Gesinnung die Nationalgesinnung (als transzendentallogischer Grund und als Absicherung des moralischen Urteils)? Und liegt nicht die unterschiedliche Behandlung rechter und linker Straftaten darin, daß Gesinnung (wie auch die Gemeinheit, in der sie wurzelt) kein Straftatbestand ist? Gleichwohl fiel es Staatsanwälten nicht schwer, Begriffe wie „anschlagsrelevante Themen“ (die in der Regel sich auf Fragen der politischen Moral bezogen) zur Grundlage von Ermittlungen zu machen, und über Rechtskonstruktionen wie „terroristische Vereinigung“, „Befürwortung von Gewalt“ u.ä. Gesinnungen strafrechtlich zu verfolgen, während erhebliche logische Verrenkungen notwendig waren, um die Übernahme der Ermittlungen im Falle Mölln durch die Bundesanwaltschaft zu begründen. Wie kommt es, daß der Begriff der Gesinnung zwar die Gemeinheit schützt, nicht aber die politische Moral? Blendet nicht gerade der Begriff der Gesinnung das Entscheidende aus, und liegt der Grund hierfür nicht in dem Zusammenhang von Gesinnung und Gemeinheit?
    Die Asylanten-Diskussion und die rechtsterroristischen Anschläge haben sich wechselseitig begründet und verstärkt. Jetzt schlägt es um – und das war lange schon erkennbar – auch auf andere „Ausländer“, und wahrscheinlich in erster Linie auf Türken; wäre es da nicht endlich an der Zeit, die zutiefst zweideutige und inhumane Situation der „Ausländer“ in diesem Lande dadurch zu beenden, daß das Verfahren der Einbürgerung erleichtert und insbesondere die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft eröffnet wird. Das unterschwellig diskriminierende Wort von „unseren ausländischen Mitbürgern“ („unseren jüdischen Mitbürgern“) sollte uns langsam im Halse stecken bleiben.
    Wie wäre es mit der Überlegung, all jenen, die Straftaten gegen Ausländer begehen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu entziehen. Die Begründung dürfte nach der Vergangenheit, die hier wieder hochkommt, keine großen Schwierigkeiten bereiten. Vielleicht, wenn sie schließlich selber Ausländer sind, rotten sie sich dann gegenseitig aus. So könnte das Wort „Wir sind ein ausländerfreundliches Volk“ vielleicht doch noch wahrwerden.
    In den Weltuntergang, dessen Zeugen wir und unsere Eltern seit einem Jahrhundert sind. ist auch die Theologie mit hereingerissen worden. Die beiden Fluchtwege: der Fundamentalismus und ein theologischer Liberalismus, der die Trümmerstätte als Steinbruch benutzt, führen nicht ins Freie.
    Schuld ist das lähmende Bewußtsein, Objekt des Urteils anderer zu sein.
    Verweist das Wort „und sitzet zur Rechten des Vaters“ auf die Bindung der Rechten des Vaters durch den Sohn: auf das Aufhalten der Barmherzigkeit, die seitdem im Exil ist, auf die Herrschaft der richtenden Gewalt, auf den Punkt, auf den die der Kirche verheißene Lösungsvollmacht sich bezieht (den Krieg zwischen JHWH und Amalek von Generation zu Generation – vgl. Ex 78ff)? Erst seine Wiederkunft wird das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht bringen.

  • 24.11.92

    Was hat es zu bedeuten, wenn bei der Erschaffung des Menschen „Sein Bild“ vom „Bilde Gottes“ noch unterschieden wird? (Entspricht die Unterscheidung der von genitivus subjectivus und objectivus?) Liegt in dieser Differenz nicht der Grund für das unlösbar gewordene Problem der Theologie: die heute unüberbrückbare Kluft zwischen dem Im Angesicht (Sein Bild) und dem Hinter dem Rücken (im Bilde Gottes), symbolisiert in den sieben unreinen Geistern?
    Im Verlauf des Säkularisationsprozesses sind alle religiösen Geheimnisse zu finsteren Geheimnissen der Herrschaft geworden, wie heute überhaupt die Mysterien der Politik die der Religion verdrängt haben. Haben sie nicht etwas mit der Finsternis über dem Abgrund (über „Urwirbels Antlitz“ – Buber) zu tun? Sind nicht alle Geheimnisse vom Sog des Abgrunds überwältigt?
    Der Objektivationsprozeß bedient sich der Mächte des Totenreichs (wie Saul bei der Hexe von Endor).
    Das „Herr vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ ist die genaueste Anwendung dessen, was der Täufer die „Übernahme der Sünden Welt“ genannt hat (Grund der Macht der Sündenvergebung und der Austreibung der Dämonen).
    Die Sünden der Welt, das sind: die entfremdeten Mächte des Privateigentums, des Eigeninteresses und des Rechts, die unser Leben beherrschen, und die damit verknüpfte verandernde Kraft des Seins.
    Die Verbindung von Wasser und Feuer im Namen des Himmels (im Hebräischen): ist das nicht ein Hinweis auf die Verbindung, die Einheit, das Sich-Durchdringen von Vergangenheit und Zukunft im Realsymbol des Himmels? Die kopernikanische Wende hat das Vergangenheitsmoment zur „Tiefenzeit“ totalisiert, die Zukunft neutralisiert und verdrängt. Der Himmel ist unter der Prämisse der Homogenität der Zeit zum Bild des Totenreichs geworden.
    Die Geschichte produziert Vergangenheit, die sie in dem gleichen Maße, in dem sie sie unerledigt zurückläßt, vor sich her schiebt.
    Sünde und Schuld verhalten sich wie Objekt und Begriff; die Sünde ist die Tat, die Schuld das Prädikat, der Begriff. Aber nur unterm Weltbegriff sind beide unlösbar verbunden, Grund der Logik.
    Der Acker, aus dem Adam genommen ist, von dem er seinen Namen hat und der um seinetwillen verflucht ist, ist nicht einfach, wie die Städter meinen, die alles zubetonieren, Dreck, sondern die Erde, die die Pflanzen und Tiere hervorgebracht hat.

  • 23.11.92

    Die Geschichte des Mythos ist die Geschichte des Ursprungs des Weltbegriffs, die der Kunst Teil der Geschichte des Naturbegriffs (der Differenz des Natur- und Weltbegriffs): Der Naturbegriff bezeichnet – wie das Inertialsystem, an das er gebunden ist – den doppelten Zielpunkt eines unerfüllbaren Programms (der Objektbegriff hat wie die ebenfalls aus dem Naturbegriff gespeiste Utopie kein gegenständliches Korrelat). Die Kunst unterscheidet sich vom Mythos durch die Philosophie, durch den Weltbegriff, die Trennung von Objekt und Begriff, durch sie ins Bewußtsein der Menschen sich eingesenkt hat; durch die Verinnerlichung des Schicksals und dessen konsequenteste Ausgestaltung: ein Christentum, das seine Wahrheit durch das Eintreten der Philosophie bis heute verfehlt hat.

  • 22.11.92

    Das Horn ist ein Symbol der Macht. Hängt es damit zusammen, daß Opfertiere gehörnte Tiere sind?
    Den Sünden der Welt korrespondiert die Schuld der Natur: Neigen wir deshalb dazu, auch in der Theologie von der „Schuld der Welt“ zu sprechen, gleichsam eine falsche Fährte zu legen? Mit den Sünden der Welt sind wir als Subjekte angesprochen, mit der Schuld der Welt nur als Objekte, die einem Schicksal unterworfen sind: der Begriff Schuld der Welt macht die aktiven Sünden der Welt zum bloß passiv erlittenen Schicksal.
    Ist nicht der theologische Begriff des Übernatürlichen abgeleitet von dem der Metaphysik, gleichsam nur von der Logik transponiert ins Magische.
    Heißt nicht im Griechischen, was wir heute Begriff nennen, Logos? D.h. war nicht die Philosophie in ihrem Ursprung grammatisch-logisch determinierte Sprachphilosophie? Ist nicht die Verdinglichung des logos zum Begriff der Beginn des Objektivationsprozesses?
    Wie hat sich die Philosophie durch Übersetzung der Vätertheologie, des Dogmas, von der griechischen in die lateinische Sprache verändert? Wie verhält sich beispielsweise persona zu prosopon und hypostasis?
    Demagogie ist heute keine besondere Art des Umgangs mit der Sprache mehr, sondern ein Ingrediens der Institution der Öffentlichkeit. Die Interpretation der „Fakten“ – und es gibt keine Fakten ohne das Bedürfnis nach Interpretation – ist zu einer reinen Machtfrage geworden: Heute ernennt die Regierung nicht mehr nur ihre Beamten, sondern auch die Begriffe, mit denen die Dinge benannt werden, so als wären sie Titel, denen man die Dinge per Gesetz zuordnen könnte. Die Gewalt steckt in der Sprache, und über die Sprache ist sie zu einem Teil, wenn nicht zur Grundlage der Kommunikation geworden. Das macht die Habermassche Kommunikationstheorie, insbesondere den Konsensbegriff, der auf die Legitimierung der Erpressung hinausläuft, so problematisch.
    Hat das In-die-Ferse-Stechen etwas mit der Lähmung zu tun (als Ersatz fürs Einsperren)? Und wie verhält sich der Hinweis auf die Ferse im Fluch über die Schlange zu den Flügelschuhen des Hermes? Jakob der Fersenhalter ist zugleich Jakob der Betrüger, der erste, der von der List Gebrauch macht. Entspringt hier die später ins Bewußtsein eingebaute Automatik der List der Vernunft? Weshalb wurden den Frauen in China die Füße verstümmelt, und weshalb tragen die Frauen im „zivilisierten“ Europa Stöckelschuhe? Und weshalb ist es im Fluch über die Schlange der Nachkomme der Frau, und nicht der des Mannes (der Erbe, der Stammhalter)? Gründet hier (im vaterlosen Nachkommen) das Symbol der Jungfrauengeburt: Die Jungfrau wird einen Sohn gebären, und sein Name wird sein Immanuel, Gott mit uns?
    Ist das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit der Stich in die Ferse?
    Parvus error in principio magnus est in fine. Ist nicht dieser kleine Fehler im Ursprung der Theologie, die Rezeption des Weltbegriffs, der Ursprung und nicht die Folge der Parusieverzögerung?
    Die Astrologie ist am Ende dadurch „überwunden“ worden, daß das Subjekt in der Astronomie sich selbst an die Stelle dieser Schicksalsmächte setzt (Verinnerlichung von Herrschaft: von Saturn und Jupiter bis zu Venus und Merkur sind die Planetenmächte, die paulinischen Archonten, ins Subjekt eingewandert).
    Das aufgedeckte Antlitz ist das Gegenteil der Nacktheit (und wird nur unterm Zeichen des Antichrist als solche erfahren: im Antlitz des Hundes).
    Wut ist der verweltlichte Zorn, die Person das traumatisierte Antlitz und seitdem beleidigungsfähig, Quelle der Wut.
    Der Weltbegriff erzeugt den Schein eines angst- und schuldfreien Lebens. Aber dieser Schein ist wirksam nur auf der Herrenseite (der „Sonnenseite“) der Welt. Ihm entsprechen auf der Objektseite die Angst- und Schuldkomplexe, die nicht mehr aufgelöst, nur noch – mit den bekannten Folgen – verdrängt werden können.
    Zum Problem der benennenden Kraft der Sprache: Benjamins Bemerkungen über das Gestische bei Kafka und die metaphorische Stelle in dem Kraus-Essay mit heranziehen.
    Jede Naturphilosophie verfällt ihrem Objekt insoweit, als sie zwangsläufig verkennt, daß das metaphorische Element das eigentliche Erkenntnismedium ist, das man verfehlt, wenn man es wörtlich nimmt. Sobald sie die Natur „ad literam“ (wie Augustinus die Genesis) nimmt, verstrickt sie sich in die Logik der Verdinglichung, verfällt sie ihrem Bann.
    Ist nicht die Kirche ein verwesender Leichnam, gleichsam ein Lazarus, der „schon riecht“. Aber dann wurde er doch von Jesus zum Leben erweckt.

  • 21.11.92

    Mt 79f: Oder ist jemand unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?
    Inwieweit hängt das Naturschöne mit der Metaphorik und wie hängen beide mit der benennenden Kraft des Sprache zusammen?
    Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand, wohl aber die Abtreibung.
    Die Beziehung der Schöpfungslehre auf den Weltbegriff hat die Theologie insgesamt verdorben.
    Hegels Satz, daß die Idee die Natur frei aus sich entläßt, ist insofern wahr, als der Naturbegriff in der Tat ein freies Produkt des Weltbegriffs ist. Nur was die Idee frei aus sich entläßt, ist der Begriff der Natur, der dann (aufgrund seines Ursprungs) mit dem Widerspruch behaftet ist, daß er den Begriff nicht halten kann (weil er sich als Korrelat des Begriffs definiert). Daran zerbricht die Hegelsche Philosophie.
    Den Warnhinweis, den Kant vor die double-bind-Falle des Idealismus gesetzt hat, haben alle Kant-Interpreten bis heute übersehen.
    Die als zeitunabhängig vorgestellte Reversibilität der Richtungen im Raum ist der Grund für die Neutralisierung (und Zerstörung) des Angesichts und für die Trennung von Natur und Welt. Der kantische Ausdruck, wonach die Begriffe Natur und Welt gelegentlich ineinander laufen, drückt diesen Sachverhalt aufs genaueste aus. Rechts und Links nicht unterscheiden können, das heißt genau, im Bann dieser beiden Begriffe verbleiben.
    Drewermanns nun wirklich skandalöse Bemerkung zum Matthäus-Evangelium, wonach hier die Zerstörung des Tempels in Jerusalem als Strafe für den Tod des Gottessohnes dargestellt werde, hängt hiermit zusammen.
    Zum Antlitz des Hundes: Auch Drewermann scheint den Anblick von außen nicht zu ertragen.
    Der Antisemitismus verrät die Fremden, die Ketzerfeindschaft die Armen, die Frauenfeindschaft das parakletische Denken (die Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in dieser, noch in der zukünftigen Welt vergeben werden kann). Bezieht sich das Wort vom Lösen nicht auf diese Sünde? Und ist nicht das Wort von der Sünde wider den Heiligen Geist der konkrete Hinweis auf den Teil der Erlösung, der nicht bei Gott, sondern bei den Menschen liegt: daß Gott nicht wider die Freiheit der Menschen handelt, und daß die Welt (als Objektivation der Unfreiheit) genau die Grenze seines Handelns bezeichnet?
    Der Logos ist in der Tat das Licht, das in die Welt gekommen ist, aber die Welt hat es nicht begriffen (Joh 14ff): weil sie es als Welt nicht begreifen kann.
    Gibt es einen Zusammenhang zwischen Midas, dem alles unter seinen Händen zu Gold wird, und der daran verhungert, und dem Gordion, der den Knoten geknüpft hat, an dessen Lösung die Herrschaft über Asien gebunden ist?
    Die Sünde der Welt auf sich nehmen, heißt auch: den mythischen Wurzeln der Welt (ihrer Geburt aus der Idolatrie) nachgehen, die heute fällige Erinnerungsarbeit leisten.
    Nochmals zur Geschichte vom Sündenfall: Reflektiert sich das Weibliche im Neutrum nicht anders als das Männliche, und steckt darin der aufzulösende Knoten?
    Ob wir nur diese eine Welt haben, mag, nachdem der Multiplikator in den Weltbegriff mit eingebaut, davon nicht zu lösen ist, dahingestellt bleiben; aber es gibt gibt keinen begründbaren Zweifel daran, daß es nur diese eine Geschichte gibt. Und in diese Geschichte ist diese Welt verflochten.
    Der Ursprung des Weltbegriffs und der des modernen Naturbegriffs bezeichnen Wendepunkte in der Geschichte, und in beiden Ursprungsgeschichte steht die Astronomie Pate.
    Ist nicht der Glaube durch den Kontext des Weltzustandes, in den er heute gerückt ist, (und durch die Sprache, die diesen Weltzustand definiert) nur noch Vermessenheit?

  • 19.11.92

    In Hegels Philosophie vereinigt sich die Klugheit der Schlange mit der Geschichte der drei Leugnungen. Ihr fehlt einzig die Arglosigkeit, um wahr zu sein.
    Hans-Jochen Vogel übersieht, daß Engholm und Rau nur die Konsequenzen aus seinem eigenen politischen Konzept, das auch keins war und nur bis zur Häme reichte, ziehen: sie ziehen den Schmusekurs vor. Sie möchten eine Art der Versöhnung, ein Glück im Winkel, eine Politik des allseitigen Wohlgefallens. Aber so produzieren sie selber die Schallmauern, in die sie eingesperrt sind, und die eigentlich Gummiwände sind, deren Ausdehnung die CDU seit je so bestimmt hat, so daß die Drecksarbeit von der SPD (als „Ehrensache“) übernommen wurde. Die SPD hat als ehrlicher Heizer immer dann Feuer nachgelegt, wenn der konservative Zug in Gefahr geriet, ins Stocken zu geraten.
    Mit der Diffamierung der Kritik an den Godesberger Beschlüssen, sie sei „bösartig“, appelliert Engholm an das Bild des unschuldigen Opfers, in dem er sich gern präsentieren möchte. Dieses Bild mag die Grundlage von (allerdings nicht unbedenklichen) Erlösungskonzepten sein, es ist keine Grundlage für eine eigene inhaltliche Politik. Mit der Geste des Beleidigtseins kann man sich in der Familienbande gegenseitig erpressen, aber man sollte dieses Spielchen aus der Politik heraushalten: Es liegt zu nahe an der Paranoia (die nach der Barschel-Affäre vielleicht in der Tat eine Gefahr Engholms ist); und Verschwörungstheorien sind dann nicht fern.
    Das Bild vom Zug, der auf einen Abgrund zurast, wird immer deutlicher. Die, die heute skandieren: „Wir sind doitsch, wir sind doitsch“, antizipieren den Jubel über den Urknall, der in Wahrheit ein Endknall ist (wie die ganze Physik im Entscheidenden die Zeitrichtungen verwechselt, und die Korrektur dieser Verwechslung durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bis heute nicht begreift), und der der besorgten Heideggerschen Frage: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“, einmal die empirische Grundlage zu verschaffen in der Lage wäre. Es fragt sich dann nur: für wen? Denn man mag es wenden wie man will: Die Selbstzerstörung der Welt wird keine Zuschauer haben (hier endet das Unbeteiligtsein des Zuschauers); aber vielleicht ist gerade das für die gewitzten Urheber (für die Politikerkaste und ihre Claqueure in den Medien und in Wissenschaft und Philosophie) der entscheidende Trost: Es wird keinen Kläger (kein Ausland, keine Geschichte, keine Welt, die dann noch ihr Urteil fällen könnte) mehr geben. So wird das letzte politische Verbrechen unwiderlegbar (und Auschwitz war nur die nicht ganz gelungene Generalprobe).
    Die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele korrespondiert der Vorstellung von der Ewigkeit der Materie; sie ist insoweit eine Gespensterlehre, und der christliche Himmel, das Jenseits über den Wolken, ist nie einer gewesen.
    Das Eingedenken ist etwas anderes als der seis positive, seis negative Totenkult (die Mausoleen des real existierenden Sozialismus oder das Schänden der Gräber durch die Rechten).
    Die Wehen und die Schmerzen der Geburt, die im Fluch über Eva genannt werden, beziehen sich auf den an die Schlange gerichteten Fluch: „Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.“ Dieser Zusammenhang scheint dem zu korrespondieren, der zwischen der Schlange und Adam im Bilde des Staubs benannt wird.
    Robert von Ranke-Graves weist gelegentlich darauf hin (Die weisse Göttin, S. 417ff), daß der Fisch ein Realsymbol der Auferstehung sei. Das könnte ein Licht darauf werfen, daß neben Himmel und Erde und dem Menschen nur die großen Seeungeheuer, die Fische und die Vögel im strengen Sinne erschaffen sind. Mit der Schöpfung ist auch die Auferstehung erschaffen; das trennt die Schöpfung von der Natur (der Fisch als realsymbolische Präsenz des Rätsels der Auferstehung).
    Ist nicht die Vorstellung, daß die Welt im Bilde der Natur die Menschen überlebt, ein Stück patriarchalische Paranoia? Ein Stück jener Paranoia, die mit dem Objektbegriff und mit der monadologischen Isolationshaft, in die sich das patriarchalische Denken selber versetzt, essentiell verknüpft ist.
    Der Weltbegriff leugnet die Schöpfung: das bereschit, den Anfang und den Himmel und die Erde; der Natubegriff leugnet die Auferstehung: den fünften Schöpfungstag.

  • 18.11.92

    Wenn das Wort „Gottesmörder“ (lt. FR, 17.11.92: „Die Juden sind nicht insgesamt als Gottesmörder schuldig geworden“) im neuen Katechismus steht, so wäre das (nach Auschwitz) die Formel der Selbstverfluchung der Kirche. Dagegen steht in jedem Falle das „Denn sie wissen nicht, was sie tun“: Das Nichtwissen schließt den Mordvorwurf aus. Erst wir wissen, was wir tun, wenn wir uns dem Nachfolgegebot entziehen, durch unserer Mitschuld an den Sünden der Welt diesen Tod mitverursachen.
    Der Schlüssel zum Verständnis des Dogmas ist Rosenzweigs Wort von der „verandernden Kraft des Seins“: Die apodiktische Form des Dogmas ist seine Leugnung.
    Der Weltbegriff leugnet die Schöpfung; und das Dogma, daß Gott die Welt aus Nichts erschaffen habe, ist eine double-bind-Falle.
    Die Wissenschaft heute ist nicht der brütende Geist über den Wassern, sondern die Finsternis über dem Abgrund. Und dieser Abgrund ist das ungelöste Rätsel der Vergangenheit (das Inertialsystem, das die Natur zur Natur macht, indem sie ihr das Fell der Vergangenheit über die Ohren zieht). Das Lösen wäre die Befreiung des Vergangenen aus der Vergangenheit. Deshalb gehört zu den Voraussetzungen der Auferstehung der Abstieg zur Hölle.
    Hängt das, was Rosenzweig das Prophetische an der Philosophie nennt, mit dem Projektiven in der Philosophie zusammen, das allein durch Umkehr auf die Wahrheit sich beziehen läßt?
    Im Zusammenhang von Projektivem und Umkehr wird das Moment der Selbstverfluchung erkennbar, das in der kirchlichen Verurteilung der Abtreibung enthalten ist: in der projektiven Verschiebung des Urteils, das eigentlich auf die Abtreibung der Wahrheit in der gegenwärtigen Gestalt der kirchlichen Theologie und des kirchlichen Lehramts sich bezieht (Konsequenz der Unfähigkeit, sich aus dem Schuldzusammenhang mit der Geschichte der Philosophie zu befreien). Diese Abtreibung ist das Gegenteil der messianischen Wehen, aber eben darin darauf bezogen. „Richtet nicht, …“
    Die Geschichte der Sexualmoral ist ein Indikator der Welt- und Herrschaftsgeschichte.
    Das Angesicht kommt vom Ansehen, das Antlitz: darin steckt das „Ant-„, das Gegen, und das „-litz“, das „Letzte“? Sind das Angesicht und das Antlitz das A und das O (und erst im Deutschen getrennt)? Das A (als Klage) und das O (als anhebender Vokativ)?
    Maria Magdalena ist in der christlichen Gestalt ihrer Erinnerung selber die Erinnerung an das unbekehrte Christentum.
    Welche andere Verdoppelungen gibt es außer den barbaroi und dem tartaros?
    Marx hat den Hegel nur insoweit vom Kopf auf die Füße gestellt, als der die Weltgeschichte durch die Naturgeschichte ersetzte. Aber genau dadurch ist er im Banne des Weltbegriffs geblieben.
    Der gordische Knoten war mit dem Orakelspruch verknüpft, daß, wer ihn löst, die Herrschaft über Asien gewinnen werde. Alexander hat den Knoten nicht gelöst, sondern durchschlagen. Und was ist danach aus der Herrschaft über Asien geworden? Ist das Durchschlagen dieses Knotens nicht der schärfste mythische Ausdruck des Ursprungs des Weltbegriffs, mit dem der Mythos überwunden wurde?
    Hat nicht Reinhold Schneider doch mehr gewußt, als er schrieb:
    – Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häupten aufzuhalten … – Dieses Schwert ob unsern Häupten, ist das nicht das kreisende Flammenschwert des Kerubs vor dem Paradies, das Planetensystem?
    – … und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen – Diese richtenden Gewalten, das sind die Grundlagen des kopernikanischen Systems, die mit dem kopernikanischen System gesetzten Grundlagen des Systems: das Inertialsystem.
    Ist nicht das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit der Anfang der Umwandlung des Schwertes in Pflugscharen? Dann wird der Löwe mit dem Kalb, der Wolf mit dem Lamm und das Kind mit der Natter sein.
    Zum Begriff des Drachenfutters: Ist nicht die Eucharistie in der Form, in der sie heute genossen wird, zum Drachenfutter geworden? (Begriff der Öffentlichkeit, die Medien, die verandernde Kraft des Seins, Begriff der Masse und die Instrumentalisierung der Öffentlichkeit durch die in den Weltbegriff eingebaute Empörungsautomatik: Nicht die sexuelle, sondern die Urteilslust ist das Objekt der Sexualmoral und das Medium, über das die Erbsünde sich fortpflanzt; und nicht der Phallus, sondern die Zunge ist das gefährlichste Organ; der Weltenbrand und das Feuer vom Himmel.)

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