Dezember 1992

  • 06.12.92

    Der Naturbegriff ist der Bann, unter dem die Natur steht.
    Natur und Welt sind die durchs Herrendenken vermittelten Säkularisationsgestalten des Himmels und der Erde.
    Wird nicht in dem Verfassungsgerichtsverfahren über die Frage der Indikationsregelung im Falle der Abtreibung über die Gültigkeit des Satzes entschieden „Fiat justitia, pereat mundus“? Ein Verfassungsgericht, das sich um die moralische Verfassung der Republik nicht mehr schert, trägt bei zu ihrem Untergang. Es wäre zweifellos auch für einen Verfassungrichter eine lohnende Frage, ob nicht die Aufhebung der strafmildernden Wirkung von Trunkenheit zur Lösung des Problems der Gewalt in dieser Gesellschaft ganz erheblich beitragen könnte. Aber ein Recht, in dem Trunkenheit strafmildernd und Denken strafverschärfend sich auswirkt, paßt zu einem Abtreibungsrecht, das noch den Uterus der Frau dem Gewaltmonopol des Staates unterwirft. Die Wut, mit der die raf verfolgt wurde (und immer noch verfolgt wird), sind aus den Taten der raf allein nicht mehr abzuleiten – dann müßte angesichts der derzeitigen Pogrome in Deutschland ähnlich verfahren werden -; begründet war sie vor allem als Reaktion auf die politische Kritik, deren Diskriminierung das vorrangige Ziel war.
    Welches Übermaß an Gewalt notwendig ist, um den staatlichen Eigentumsschutz (nach außen und nach innen) heute noch zu gewährleisten, kennzeichnet den Zustand der Welt aufs genaueste. Und rechte Gewalt ist deshalb rechtlich so schwer zu fassen, weil es keine realen Eigentumsrechte tangiert (wieviel Asylanten wiegt ein Opfer der raf auf?).
    Wie hängen Geld und Schrift mit dem Ursprung des Privateigentums (dem Ursprung der staatlichen Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern) zusammen, und wie tief greifen sie in die mit dieser gesellschaftlichen Verfassung verbundenen Gestalt der Vernunft ein?
    In Hegels Philosophie ist der Weltbegriffs bereits vorausgesetzt und sein Ursprung (wie der von Raum und Zeit in der kantischen Philosophie) ins Unerkennbare verschoben.
    Welche Bedeutung haben die Zweierkonsonanten phi, psi, chi, xi im Griechischen; steht ihr Ursprung in Zusammenhang mit der Einführung der Vokale in die Schrift und dem Verschwinden des Digamma (F) und des Aspiranten (H)? Gibt es ausßerdem einen Zusammenhang mit der Benennung der Kreiszahl Pi?
    Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Vokalen und den Planeten? Und ist nicht der Name JHWHs eine Vokalfolge?
    Wie wäre es mit dem Titel: Läuse im Pelz?
    Beruhen nicht Scham, Entzündung, Fieber, Hitze auf einer Hemmung des Angesichts?
    Steckt da nicht eine ebenso ungeheuerliche wie fatale Konsequenz drin, wenn bei den Velikovsky-Anhängern jetzt dem Venus-Konkretismus jetzt eine historische Verschwörungstheorie („Karl der Fiktive“) folgt?
    Liegt das Barbaren-Hebräer-Problem nicht noch eine Stufe tiefer: Hängen der Schöpfungsgedanke und das Bewußtsein der Fremdheit logisch und inhaltlich zusammen, so daß beide nur gemeinsam bejaht oder verneint werden können?
    Die Fundamentalontologie ist der Strick, mit dem sich die Vernunft in der staatlich verfaßten Gesellschaft von Privateigentümern selbst erdrosselt. An der Fundamentalontologie wäre wie an einem klinischen Objekt zu studieren, was die Sünde wider den Heiligen Geist bedeutet (die Sünde wider den Heiligen Geist ist – in der logischen Folge des Eigentumsdenkens – die Weigerung, die Sünden der Welt auf sich zu nehmen).
    Zu Heideggers In-der-Welt-Sein: Das Paradigma Innen-Außen läßt sich von der Vorherrschaft des Außen (und der Selbstzerstörung des Innen) nicht mehr trennen. Der Gedanke an ein gegen das Außen sich behauptendes Innen ist durch die Geschichte der Naturwissenschaften obsolet geworden.
    Die Erde ist der dritte Planet; zwischen ihr und der Sonne sind auf der Erdseite der Mond, auf der Sonnenseite Merkur und Venus, außerhalb sind Mars, Jupiter und Saturn.

  • 04.12.92

    Nicht nur die Formen der Anschauung, sondern die Kategorien selber definieren die Bedingungen des Gegenstandes, d.h. sie definieren die Bedingungen des Objektivationsprozesses, und insofern sind sie apriori und sagen über die Gegenstände selber eigentlich nichts aus. Den formalen Gesamtrahmen bestimmen die Begriffe Welt und Natur.
    Ist die Feste, die die oberen von den unteren Wassern trennt, und die dann Himmel genannt wird (und die Namen des Himmels und des Wassers sind Dualis-Formen, die mit dem Ne-Utrum beseitigt werden), nicht das Prisma, das uns den Tag und die Nacht unterschiedlich erscheinen läßt, und zu dessen Erkenntnis vielleicht die genauere Betrachtung der Sonnenuntergänge hilfreich sein könnte? Vollendet sich die Unterscheidung von Tag und Nacht (am ersten Tag) durch die Erschaffung der Feste, des Himmels, am zweiten Tag? Und was haben die Sterne am Himmel mit dem Sand am Meere zu tun? Und wie hängt das mit der Scham zusammen (und deren Beziehung zu Wärme und Kälte)? Sind die Wasser oberhalb und unterhalb die Welt und die Natur?

  • 03.12.92

    „Der Glaube, den ein Mensch nach außen hin bekennt, kann keinesfalls sein wahrer Glaube sein.“ (Scholem: Erlösung durch Sünde, S. 60) Problem des „nach außen hin“, des Begriffs der Öffentlichkeit, des Rechts und der Beweislogik (Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand), Kritik der Naurwissenschaften, Dialektik der Aufklärung (Begriff Produkt der Verinnerlichung des Schicksals, Konstruktion der Idee des Schicksals), die „verandernde Kraft des Seins“ (Rosenzweig), Adornos Atheismus.
    Aber: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
    In Illustrationen zur Prähistorie werden die „Steinzeitmenschen“ generell mit Tierfellen bekleidet dargestellt. Ist das nicht ein Relikt unverstandener Bibellektüre? Was es wirklich mit den „Röcken aus Fellen“, die Gott „machte“ und Adam und Eva nach dem Sündenfall gab, um ihre Blöße zu bedecken (Gen 321), auf sich hat, ist – wie mir scheint – völlig offen. Kann es nicht sein, daß es mit den Fellen, die die Feigenblätter ersetzen, eine ganz andere Bewandnis hat: daß nämlich gleichsam die Feigenblätter zu Fellen mutieren und dann aus den Fellen, von außen nach innen, sich das apokalyptische Tier bildet?
    Unterscheidet auch die Bibel zwischen Häuten und Fellen (haben Schweine und Pferde Felle; aber Hunde und Katzen, d.h. Raubtiere haben Felle)? Aus Häuten werden Lederwaren hergestellt. Häute assoziieren die Vorstellung der Nacktheit. Ist die Unterscheidung von Häuten und Fellen kompatibel zu der von Hufen und Pfoten? Gibt es Tiere mit Pfoten, die auch Hörner haben? Schafe und Ziegen haben Fell, Hufe und Hörner.
    Wie hängen Scham und Kälte mit einander zusammen? Das Fell bedeckt nicht nur die Blöße, sondern schützt auch vor der Kälte. Sind Wärme und Kälte nicht auch Attribute des Blicks (und somit auf die Scham bezogen)? Ist nicht die Scham auch ein Frieren (und die Kälte eine Art neutralisierter Scham)? Und ist die Hitze, das Fieber, die Entzündung, eine Art Schamreaktion (ich werde rot und mich überläuft’s heiß)?
    Die merkwürdigen Phänomene wie Horn und Schwanz: Der Schwanz ist ein Teil des Fells, die Hörner hängen mit den Krallen Fuß- und Zehennägeln, den Hufen, sowie mit den Haaren zusammen. Welches Tier hat außer dem Elefanten und dem Eber noch Stoßzähne? Ist das Horn des Nashorns ein Stoßzahn?
    Ist das Widderhorn eines der ersten Blasinstrumente? War die Vorstellung vom gehörnten Moses nur eine Fehlübersetzung? Kommen die Schnäbel der Vögel vom Zahn oder vom Horn?
    Gibt es eine Beziehung zwischen der Hörnerbildung bei Säugetieren und den korrespondierenden Erscheinungen bei Insekten, bei Käfern?
    Die Evolutionstheorie wäre unter diesem Aspekt einmal zu untersuchen.
    Haben sich die Tiere durch Sintflut und das Überleben in der Arche verändert? Verweist darauf nicht u.a. das erst nach der Sintflut ergangene veränderte Nahrungsgebot, das auch das Fleischessen erlaubt? Hängt das alles wiederum zusammen mit dem Weinanbau und der Bildung des Regenbogens? Weist die Sintflutgeschichte nicht prophetisch voraus auf den Ursprung der Philosophie (Thales: Alles ist Wasser)? Und verweist die Sintflutgeschichte nicht auch auf das realmythische Wesen der Tiere (Ver-körperungen der der Natur selber immanenten mythischen Kräfte)? Und hängt dieses realmythische Wesen der Tiere nicht zusammen mit dem apokalyptischen Realsymbol des Tieres und dem prophetischen Bild des Tierfriedens (der Löwe mit dem Kalb, der Wolf mit dem Lamm. die Natter mit dem Kind)? Sind nicht die Engelwesen, insbesondere in der Merkaba-Vision des Hesekiel, aber auch die paulinischen Archonten, außer auf die Planeten auch auf die Tierwelt bezogen? Und was hat es dann zu bedeuten, wenn neben dem (Erzmärtyrer) Stephanos neben Prochoros, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaos, einem Proselyten aus Antiochia, auch ein Philippos (der in Samaria aus vielen Besessenen unreine Geister vertrieb, Simon den Zauberer bekehrte, dann dem Eunuchen aus Äthiopien die Schrift auslegte und ihn taufte, und zuletzt mit seinen vier Töchtern, die Prophetinnen waren, in Caesaraea lebte) zu den Sieben gehörte? Wer sind Prochoros, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaos (was bedeuten diese Namen, haben die Nikoaliten aus der Geh.Off. etwas mit diesem Nikolaos zu tun)?
    Wurde mit der Wahl und Einsetzung der Sieben, insbesondere mit dem Martyrium des Stephanos, der den Himmel offen und Jesus zur Rechten Gottes sah, die Parusie ad kalendas graecas verschoben? Und liegt nicht hier der Grund für die Berufung des Paulus (ist die Kirche die Fortsetzung der Diakonie, und nicht des Apostolats: Nach den Taufen des Philippos in Samaria kommen Petrus und Johannes und „legten ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist“)?
    Merkwürdige Geschichte mit den Kleidern: Beim Tode Jesu haben die Soldaten seine Kleider unter sich aufgeteilt; beim Tod des Stephanos legten die falschen Zeugen vor der durch sie eröffneten Steinigung ihre Kleider dem Saulus zu Füßen.
    Zur Farbe der Materie: Nachts sind alle Katzen grau.
    Mit den Ne-Utrum wird die Sprache von den Wurzeln ihrer benennenden Kraft abgeschnitten.
    In welchen Sprachen wird „eu“ wie „oi“ ausgesprochen? Oder: Seit wann heißt Zeus Zois und deutsch doitsch? Und hieß es nicht im Lateinischen tatsächlich ne-utrum, ähnlich wie de-us?
    Ist die Lehre von der Auferstehung der Toten ein Teil der Lehre von der Versöhnung, oder ist die Lehre der Versöhnung ein Teil der Lehre von der Auferstehung der Toten? Die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten gründet in der Intention, daß der Kampf derer, die gegen das Unrecht und die schlechten Verhältnisse angekämpft haben, mit ihrem Tod nicht zu Ende sein darf. Die vergangenen Hoffnungen sind mit dem Tod derer, die für sie gestorben sind, nicht abgegolten.
    „… wie ein leuchtender Stern zwischen den Wolken“ (Sir 1613)
    Sind nicht die Medien nach ihrer Professionalisierung zu Verkörperungen des falschen Zeugnisses geworden? BILD und HEUTE sind Beweise dafür, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist.

  • 02.12.92

    „Unbekannt verzogen“: Das Vergehen des Umzugs wurde vor den zuständigen Behörden nicht „bekannt“; so bleibt sie schuldig.
    Heideggers Fundamentalontologie ist Objektphilosophie, die das Konstitutionsproblem durchstreicht. Begriffe wie „Dasein“ und „Existenz“, man mag sie wenden wie man will, sind Kategorien der transzendentalen Logik, d.h. transzendental ableitbar und keine letzte Gegebenheiten.
    Wie ergeht es einem Richter nach dem Urteil? Omne animal post coitum triste.
    Wenn die Copula (das Urteil) etwas mit der Kopulation zu tun hat, dann ist das unreflektierte Dogma eine Verkörperung der Unzucht (und jede Verurteilung, wie in konzentriertester Gestalt dann auch die Fundamentalontologie, eine Vergewaltigung). Ex negativo wäre hieraus das Problem der Keuschheit der Sprache zu entwickeln: das Ideal der erkennenden, der theologischen Sprache. Und die drei evangelischen Räte, die im Kontext der verdinglichten mönchischen Weltverneinung selber verdinglicht worden sind: Armut, Gehorsam und Keuschheit, werden überhaupt erst begriffen, wenn man in ihnen Momente der Sprachreflexion, ihre Beziehung zum Problem der benennenden Kraft der Sprache, erkennt.
    Wie dem Weltbegriff in den drei Offenbarungsreligionen die Lehre von der Schöpfung entgegensteht, so dem durch den Weltbegriff vermittelten Naturbegriff die Lehre von der Auferstehung der Toten. Die Welt nagelt die Dinge auf ihr Anderssein fest; dagegen hilft nur parakletisches Denken.
    Ist die Wahrheit „beweisbar“; was heißt „beweisen“? Wie und in welcher Richtung wird die juristische (und wissenschaftliche) Wahrheitsfindung eingeschränkt durch die Beweisforderung? (Aus Gründen der Beweislogik ist Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand: Hängt hiermit, d.h. mit Systemgründen, und nicht mit Gründen der persönlichen Gesinnung, das Problem der unterschiedlichen rechtlichen Bewertung politischer Delikte danach, ob sie aus der rechten oder der linken Szene kommen, zusammen? Indizien: Bekennerschreiben und Grabschändungen.) Vergleiche hierzu die Bedeutung und die Geschichte des Zeugen und das Problem des perfekten Verbrechens.

  • 01.12.92

    Die Hegelsche Philosophie wird erst dann ganz begriffen, wenn man in ihr das Moment der selbstzerstörerischen Selbstreferenz erkennt, mit der Welt als Subjekt und dem Weltgericht als Substanz; das Absolute erweist sich als ein durch das Gericht sich konstituierendes und erhaltendes Absolutes. Dieses Absolute ist die reine Inkarnation dessen, was die Prophetie den Taumelkelch, den Kelch Seines Zorns nannte.
    Nicht die Überlebenden (die Geschichte, das Ausland oder die Welt), die Toten werden uns richten.
    Es ist die Schuld der Väter, die die Sünden der Mutter als reine schuldbeladene Materie objektiviert und damit unaufhebbar macht.
    Die Sünden der Welt auf sich nehmen, heißt die Hoffnung aus der trüben Mischung von Herrschafts- und Eigeninteressen herauslösen.
    Im Gegensatz zur verdinglichenden Gewalt des Lachens hat das Weinen eine lösende Kraft.
    Wir sind in einem sehr viel tieferen und weit schlimmeren Sinne Hegelianer als wir es wissen: Das Ich ist herabgesunkenes Kulturgut, eine Emanation des Hegelschen Absoluten, und so benimmt es sich auch. Die Natur, die die Idee als das Absolute frei aus sich entläßt, ist die fremdenfeindliche Mordlust, Erbe der christlichen Opfertheologie, als deren bewußtlose Projektionsfolie der moderne Naturbegriff sich erweist. Natur ist Xenophobie.
    Gegen Baader: Die Hegelsche Philosophie ist nicht das Auto da Fe der bisherigen Philosophie, sondern nur der errichtete Scheiterhaufen, der auf den zündenden Funken wartet.
    Das Ne-Utrum ist die Leugnung der Differenz zwischen den oberen und den unteren Wassern. Deshalb steht am Anfang der Philosophie der Satz „Alles ist Wasser“. Hier konstituiert sich das „Alles“, ohne das es die Philosophie nicht gegeben hätte.
    Die Geschichte der Philosophie und ihre Potenzierung in der Geschichte der naturwissenschaftlichen Aufklärung ist in dem gleichen Maße, in dem sie die Geschichte des Erkenntnisprozesses ist, auch die eines universalen Verdrängungsprozesses. Eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Gesamtprozeß spielt die christliche Theologie.
    Ist nicht Hegels Wort vom Aberglauben des Verstandes ebenso ambivalent wie das von der falschen Zärtlichkeit für die Welt?
    Benjamins Wort, daß die Theologie heute klein und häßlich sei und sich nicht dürfe blicken lassen, ist inzwischen vom Fortschritt überholt. Die Theologie ist zum Opfer des Weltgerichts geworden, und diese Abtreibung und Zerstückelung der Theologie wird von der Kirche nach draußen projiziert und (als Sünde der Abtreibung) an den Frauen verfolgt.
    Die Philosophie ist das Flechten von Schurzen aus Feigenblättern, das aber mit der gleichzeitig sich beschleunigenden Entblößung nicht Schritt halten kann. Die Geschichte des Feigenblatts endet in der Hegelschen (oder auch der Heideggerschen) Philosophie, der vollendeten Entblößung. Philosophie ist der vergebliche Versuch, die Blöße zu bedecken, die sie selber produziert. Sie ist Teil der Geschichte der Exkulpationsrituale. Die Welt ist eine Fortentwicklung des Feigenblatts.
    Diskussion des Zeitbegriffs, der Vorstellung der homogenen Zeit, an der Hegel richtig das Moment des Sollens bemerkt, des – wie Baader es nannte – tantalischen Strebens, sich an das grundsätzlich unerreichbare Ende der Zeitreihe zu setzen. Indem ich mich der Zeit bediene, sie instrumentalisiere, unterwerfe ich mich ihr. Das verhext die gesamte Chronologie, sowohl die der Menschheits- als auch die der Naturgeschichte. In den Verstrickungen des logischen Aberglaubens des Verstandes hat sich das Subjekt verfangen. Das Heideggersche Geschick des Seins ist die späte Rache der mit dem Ursprung des Begriffs verinnerlichten Schicksalsidee.
    Wenn es zum Herrendenken keine Alternative gibt, ist der Aufruhr der Rechten unvermeidbar. Und wenn es nur den auf Selbstexkulpation, nicht auf Gerechtigkeit abgerichteten Rechtsstaatspositivismus gibt, dann ist der Staat gegen rechts hilflos.
    Das Zölibat ist der zwangslogisch in der Rezeption des Weltbegriffs begründete und insoweit durchaus konsequente Versuch, die Übernahme der Sünden der Welt, den Kern einer theologisch verstandenen Keuschheit und in dem Sinne das Zentrum des Christentums, durch eine neutralisierte und biologisch verdinglichte Keuschheit zu ersetzen. Seine Zwangslogik ist die der säkularisierten Projektions- und Entschuldungsmechanismen. Deshalb ist das Zölibat die schlimmste Verletzung des Keuschheitsgebots.
    Auch die Sexualmoral ist Produkt der Neutralisierung. Das Ne-Utrum, das darin enthalten ist, setzt die Verdrängung des politischen Sinns der Sexualmoral voraus und stabilisiert sie.
    Die Unzucht des Seins: Die Kopula heißt nicht umsonst Kopula: die Vergewaltigung der Erkenntnis durch die Urteilsform. Welt ist ein obszöner Begriff, und die vergewaltigte Schöpfung heißt Natur.
    Wenn die Sonne im Westen untergeht, zieht sie einen roten Vorhang vom Osten her über den azurnen Himmel, hinter dem sich die Finsternis öffnet, in der die Sterne erscheinen.

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie