Ist nicht die Bundesbank auch eine Marktordnungsstelle, und hat nicht die Verwaltung des Getreidemarktes auch Bankfunktionen?
War nicht die Rehabilitierung der Nazis nach dem Krieg, ihre Rückkehr in Ämter und Funktionen, ein Teil der politisch-ökonomischen Kontinuität, die durch den „Zusammenbruch“ 1945 nur scheinbar unterbrochen worden ist? Und wenn es keine Inflationskatastrophe wie nach dem ersten Weltkrieg gegeben hat, sondern nur eine Währungsreform, die auch nicht annähernd den Kosten des Krieges angemessen war, dann u.a. auch deshalb, weil die Finanzierung des Krieges über einen Raub erfolgt ist, der nicht zurückgegeben werden brauchte (durch Nutzung ausländischer, jüdischer und dann im Krieg eroberter Vermögen und durch Auspressung der Gefangenen in den KZs, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter).
Eine nationale kopernikanische Geldpolitik (Bundesbank) erzwingt eine ptolemäische Regelung der anderen, insbesondere der Agrar-Märkte in der EG.
Ist die Tiefendimension der Zeit nicht ein Schein, der solange nicht durchschaut wird, wie die Menschen Rechts und Links nicht unterscheiden können.
Christologie und Inertialsystem stützen sich auf verhängnisvolle Weise gegenseitig. Und das creatio-mundi-Konzept ist eine Grundlage und Folge der Opfertheologie.
Der Hinweis auf die Verinnerlichung des Opfers (aus der Dialektik der Aufklärung) hängt mit, was Rosenzweig die Verdrängung des Todes nennt, zusammen. Hier hilft nur noch die Erinnerung an Getsemane und an das Wort „Wachet und betet“.
Was mich an unseren Theologen so irritiert, ist der dogmatische Gebrauch der Wissenschaft. Es ist ein durchaus fachidiotischer Gebrauch („Heute wissen wir …“), der nicht zufällig an die gleichsam kolonialistische Form der Beziehung zur Vergangenheit erinnert, die das Christentum seit seinem Ursprung charakterisiert. Die Kirchen haben seit je Vergangenes nur überwunden.
Rühren die Antinomien der reinen Vernunft nicht daher, daß man die Dinge sowohl als Objekt (Natur) wie auch als Begriff (Welt) fassen kann, ohne daß der Bruch sich auflösen ließe. Ist nicht die Materie das durchs Inertialsystem vermittelte Anderssein der Dinge?
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ trifft den Kern der Kritik des Weltbegriffs, seine abschließende Funktion, seine Macht, die Dinge ins Vergangene zu projizieren. Das Ganze ist das Vergangene, und weder die Welt noch die Dinge sind heil („Heil Hitler“ oder der falsche Messianismus).
Heideggers „Vorlaufen in den Tod“ ist insofern konsequent, als sein Begriff des In-der-Welt-Seins genau das impliziert: Die Welt weiht alles dem Tod. Und Heidegger setzt die Ehre des Daseins darein, daß es (in der „Entschlossenheit“) diesen Tod bewußt auf sich nimmt . Aber damit hängt es auch zusammen, daß die Eigentlichkeit bei Heidegger sich durch nichts inhaltlich von der Uneigentlichkeit unterscheidet, nur durch das Bewußtsein. Das Verhängnis liegt allein darin, daß dieses Bewußtsein durch seinen affirmativen Charakter uneigentlich bleibt. Eigentlich ist das Bewußtsein nur für sich, der Versuch, es auch für andere zu werden, ist die Quelle der faschistischen Gewalt. Heidegger steht in der Tradition der christlichen Subjekt- und Leidensmystik, aber er erliegt dem Genuß dieses Leidens, dem Schein seiner privilegierenden Kraft (Grund der Eigentlichkeit).
Unterscheiden sich Physik und Naturphilosophie nicht wie Zeugung und Geburt (vgl. den prophetisch-apokalyptischen Gebrauch des Begriffs der Hurerei)?
März 1993
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05.03.93
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04.03.93
Die abscheulichen Feigen, die vor Schlechtigkeit nicht gegessen werden können (Jer 2917).
Waren nicht die Mythen lokale Mythen auch deshalb, weil mit dem Realitätsprinzip, das sie rechtfertigen sollen, der Partikularismus, am Ende der Nationalismus, bereits mitgesetzt war? Das transzendentale Subjekt der kantischen Philosophie ist ein endliches Subjekt, seine Hypostasierung der Staat. War nicht die augustinische civitas dei eine konstitutive Bedingung seines theologischen Realitätsverständnisses (des „ad literam“, Grund des Fundamentalismus)? Abgesichert wurde dieses Realitätsverständnis (die philosophische Tradition, die darin sich behauptete) durchs Dogma: Trinitätslehre und Opfertheologie.
Zur Beziehung der Allegorese zum Naturbegriff sh. Burkert: Antike Mysterien, S. 67. (Sh. auch Ch. Schäublin: Untersuchungen zur Methode und Herkunft antiochenischen Exegese, Köln 1974.) Erhellen sich Allegorie, Mythos und Natur gegenseitig, entspringt nicht der Naturbegriff in der allegorischen Mythenauslegung (S. 68)?
Die „Höhle“ stellt den Kosmos dar, überwölbt vom Tierkreis des Himmels; die sieben Planeten finden sich, die die sieben Grade der Einweihung beherrschen; das zentrale Stieropfer erscheint in kosmischem Rahmen, zwischen der untergehenden Mondgöttin und dem aufgehenden Sonnengott (S. 70, zum Mithraskult).
Der Hegelsche Naturbegriff wird von Hegel selber an zwei Stellen kenntlich gemacht:
– wenn er bemerkt, die Natur könne den Begriff nicht halten, und
– wenn er die Außenbeziehungen der Staaten, insbesondere den Krieg, als Naturzustand bestimmt.
Der Begriff als Kristallisationskern des Weltbegriffs ist eine bloß formale Bestimmung auch in dem Sinne, daß er die Ursprungsdifferenzen verwischt. Die Identität des Begriffs verdankt sich dem Gewaltmonopol des Staates, und sie gilt nicht über die Grenzen der staatlichen Ordnung hinaus. Deshalb ist der Nationalismus nur dann vermeidbar, wenn es gelingt, die Naturwissenschaften durch Reflexion aufzulösen.
Hat nicht Tertullian, durch Übertragung der griechischen Sprache der Theologie ins Lateinische, als erster den kosmologischen Weltbegriff mit dem juristischen in eins gesetzt? Die Welt ist seitdem die von Gesetzen beherrschte, nach dem Eigentumsprinzip organisierte Welt.
Gegen Habermas: Ohne die Idee, daß bei Errichtung der richtigen Gesellschaft auch die Natur sich ändert, ist die Idee einer richtigen Gesellschaft nicht zu halten. Auch die gesellschaftskritische Anwendung der kantischen Vernunftkritik wird nicht mehr zu halten sein, wenn man den Versuch aufgibt, ihre wissenschaftskritische Anwendung mit aufzunehmen.
Kann man sich im Garten Getsemane eine Kuschelecke einrichten (Bendorfer Euphorie), gilt dafür nicht das Bild der schlafenden Apostel? – Wachet und betet. -
03.03.93
Zur Unterscheidung von Unreinem von Greueln: Und ihr kamt hin und habt mein Land unrein gemacht, und mein Erbteil habt ihr zum Greuel gemacht. (Jer 27)
Das Naturproblem läßt sich erst lösen, wenn das Geldproblem gelöst ist, das Syndrom der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen (Zusammenhang des Schuldenproblems mit dem des Gewaltmonopols des Staates).
Enthält nicht die astrologische Kosmologie ein mythologisches Gesellschaftskonzept?
Die Tiere und die Subjektivierung, Individualisierung und Verinnerlichung des Lichts (Blut als verinnerlichte Scham). Hat sich in der Geschichte der Aufklärung das Licht gebildet, aus dessen Subjektivierung, Individualisierung und Verinnerlichung der Same und der Kristallisationskern des apokalyptischen Tieres entstanden ist? Und spiegelt sich nicht in dem Verhältnis der agrarischen zur städtischen Gesellschaft die Schöpfungsgeschichte der Pflanzen- und Tierwelt? Gehören die Tieropfer zu den Ursprüngen des städtischen Lebens? Sind nicht die Tempel Abbilder der Sternenwelt, in denen sich der Übergang von der agrarischen zur städtischen Existenz widerspiegelt? Ist nicht mit dem Ursprung der Philosophie und des Weltbegriffs der Nationalismus mitgesetzt, das Absolute als ein Partikulares, das, wenn es zum Absoluten werden will, imperialistische Züge annimmt? Wäre nicht in diesem Kontext des Zahl des Tieres zu ermitteln?
Was Adorno die restlose Säkularisierung der theologischen Gehalte genannt hat, wäre das nicht heute als die Befreiung der Theologie vom Verfolgungswahn, vom verdinglichenden Denken, vom Weltbegriff zu bestimmen?
Ist nicht im Kontext des astrologischen Kosmologieverständnisses die Ischtar, Astarte, Venus das genau Bild der Hurerei? Und gewinnt nicht von hierher die Velikovskysche Venus-Katastrophe das genauere Korrelat in einer gesellschaftlichen Naturkatastrophe?
Wenn Maria Magdalena in der gesamten Kirchengeschichte als die große Sünderin, als Prostituierte gesehen worden ist, ist darin nicht ein Hinweis auf die perhorreszierte Ischtar/Venus enthalten? Sind die sieben unreinen Geister Planetengeister? Und ist nicht das historische Korrelat der Venus-Katastrophe der Ursprung der Sexualmoral, ihre Trennung von der Herrschaftskritik? Und welche Bewandtnis hat dann, wenn Jesus in den Evangelien als Freund der Zöllner und Dirnen erscheint, und das vor dem Hintergrund des Wortes von den neunundneunzig Gerechten und dem einen Sünder?
Gehören nicht die Zöllner-Geschichten in den gleichen Zusammenhang wie das Wort „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“ und die Geschichte von der Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel?
„Maria aber bewahrte all diese Worte in ihrem Herzen.“
Nur wer die Tradition auf dem eigenen Rücken weiter zu befördern vermag, hilft, daß das Wort nicht leer zu ihm zurückkommt.
Heideggers Fundamentalontologie ist das Protokoll des ontologischen Erstickungstodes.
Orion und Siebengestirn: Hat das Siebengestirn etwas mit den sieben Planeten (und den sieben unreinen Geistern) zu tun?
Gründet nicht die Unfähigkeit, oder auch der Unwille, das Gewaltmonopol des Staates auch gegen Rechts anzuwenden, in dem Gefühl, daß beide sehr viel mehr mit einander zu tun haben, als die Vertreter des Staates nach außen bekunden dürfen; sind sie nicht Teil der verdrängten und unaufgearbeiteten eigenen rechten Vergangenheit? -
02.03.93
Der Weltzustand fördert heute eher das kurzfristige Drauflos-Wirtschaften, das Nach-uns-die-Sintflut, als die langfristige Vorsorge. Aber ist nicht die Beziehung des Kurzfristigen zum Langfristigen vertrackter als in Hans Jonas‘ Begriff der Verantwortung erscheint? Handelt es sich hier nicht – ähnlich wie in der Antinomie der reinen Vernunft – um ein objektives Dilemma, dessen Wurzeln wahrscheinlich in der subjektiven Form der Anschauung, in der orthogonalen Struktur des Raumes, liegt (ein objektives Dilemma, dessen Wurzeln heute in der unaufgeklärten Beziehung von Ökonomie und Technologie zu suchen wäre). Steuern wir auf einen Zustand hin, in dem jede Alternative nur noch falsch ist?
Sind die drei Leugnungen nicht zu beziehen auf
– das Urschisma, die Trennung vom Judentum (die Magd des Hohepriesters),
– die Geschichte der Häresien und den Islam (die Magd des Hohepriesters mit den Umstehenden) und
– die Aufklärung (die Umstehenden)?
Ist nicht die Geschichte der drei Leugnungen die Geschichte des fortschreitenden Falls?
War das homousia die erste Leugnung, die Vergesellschaftung der Buße und der Eucharistie die zweite; müßte dann nicht die dritte Leugnung sich auf das Syndrom von Rechtfertigung und Bekenntnis beziehen?
Nach Karl Thieme war Hitler nicht der Antichrist, sondern die Generalprobe, heißt das: die reale (und die letzte?) Warnung vor der Selbstverfluchung?
Ist der Objektbegriff (Quellpunkt des Nominalismus) nicht das schwarze Loch, in das die Sprache hereingezogen wird wie in die astronomischen „schwarzen Löcher“ das Licht?
Walter Burkert weist am Ende des zweiten Kapitels seiner „Antiken Mysterien“ darauf hin, daß erst das Judentum und das Christentum sich zum Weltlauf distanzierende Gemeinschaften gründen, das Christentum als „Bekenntnisgemeinschaften“, die z.T. eine sehr lange Lebensdauer hatten. Die heidnischen Gemeinschaften, insbesondere auch die Mysterienkulte, haben als Kern die Riten, die das ansonsten normale Leben der Bürger begleiten.
Wäre nicht das Motiv der „Enttäuschung der Parusieerwartung“ genauer zu bestimmen als das Prinzip der Verinnerlichung des Opfers?
Ist der Regenbogen nach der Sintflut nicht das Realsymbol der Stabilisierung der Tiefendimension des Raumes (der Dreidimensionalität)? Vergleiche hierzu Goethes Farbenlehre, sein Verständnis der Farben als Verhältnis von Licht und Finsternis (als „Taten und Leiden des Lichts“).
Zusammenhang von
– Regenbogen und Tiefendimension des Raumes,
– Farben als Taten und Leiden des Lichts und
– Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit:
In welcher Beziehung steht die Lorentz-Transformation, stehen die Differenzen bei der Anwendung dieser Gleichungen auf die Bewegungsrichtung und auf die Gegenrichtung, zur Tiefendimension, und in welcher Beziehung stehen beide zur Orthogonalität des Raumes? Ist der Regenbogen und sind die Farben nicht ein Ausdruck der Gewalt, die die unreflektierte Anwendung des Raumes auf die Dinge diesen antut?
Ist nicht die Dreidimensionalität des Raumes und mit ihr das Inertialsystem ein Konstrukt, das nur zusammen mit der Vorstellung einer endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Licht sich konstituieren ließ?
Ist nicht die moderne Aufklärung die Selbstaufklärung der Finsternis über dem Abgrund: das Wasser, über dem der Geist Gottes schwebt (sind nicht der Geist über den Wassern und die Finsternis überm Abgrund durch Umkehr auf einander bezogen?).
Lev 11: Welche Bewandtnis hat es hier mit der Unterscheidung des Unreinen von den Greueln (Buber; das Makligen von dem Scheuel)? Erinnern die Greuel nicht an das (Propheten- und) Jesus-Wort von den Greueln am heiligen Ort? Worauf bezieht sich die Vision des Petrus (Apg 109ff): nur auf Unreines, oder auch auf Greuel (in der Schale, die aussah wie ein großes Leinentuch, das an den vier Ecken gehalten wurde, waren „alle möglichen Viefüßler, Kriechtiere der Erde und Vögel des Himmels“)? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Aufhebung der Reinheitsgebote und der Beziehung des Christentums zur „Welt“?
Trifft unsere Unterscheidung von Parabel (Gleichnis) und Ereignis den wirklichen Sachverhalt? Sind nicht auch Ereignisse, und diese auf z.T. sehr eindringlichere Weise Parabeln? Und hängt dieses Problem nicht mit dem Chronologie-Problem, mit seiner Beziehung zum prophetischen Charakter wirklicher theologischer Erkenntnis, zusammen? (Vgl. die beiden Lazarus-Geschichten, Maria Magdalena und die sieben unreinen Geister, die Petrus-Geschichten.)
Gründet die Todesangst in der Angst, den messianischen Auftrag, der an jeden ergeht, nicht erfüllt zu haben? Ist nicht jeder Tod ein Weltuntergang? -
01.03.93
Nochmal zu den „Spitzen“ (Dornen und Disteln, Form des Raumes, sh. 28.02.93): Liegt hier nicht der Schlüssel zum Ursprung des Weltbegriffs (Projektion und Herrschaft: Barbaren, Natur, Materie; Gemeinheit, Recht und Grenzen der Beweisbarkeit), zum Verständnis der Zivilisationsschwelle?
Der Raum subsumiert die Zukunft unter die Vergangenheit und verdrängt die reale Vergangenheit: er zerstört die Erinnerung und desensibilisiert die Erfahrung. Grund und Ausdruck davon ist die Reversibilität aller Richtungen im Raum. Basis der Vorstellung der homogenen Zeit und Grund der Entsinnlichung der Natur. Er begründet das Trägheitsprinzip und vertreibt das Subjekt aus Natur und Welt, zerstört mit der Erfahrung des andern den Grund der Selbsterfahrung. Die philosophische Kritik des Anthropomorphismus, die von der Theologie übernommen wurde, und die die Erfahrungsunfähigkeit besiegelt, ist darin begründet. – Zusammenhang mit der dogmatischen Tradition im Christentum, insbesondere mit der Opfertheologie: Geopfert wird die Selbsterfahrung.
Gottesmörder, Hostienfrevel und Ritualmordlegende, jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung: An der Geschichte dieser projektiven Verkörperungen des antisemitischen Vorurteils läßt sich die Geschichte des Ursprungs und der Funktion der Theologie hinter dem Rücken Gottes und des Trägheitsprinzips ablesen (die Geschichte der drei Leugnungen). Sie lassen sich begreifen als Folgegestalten der Projektion im Kontext der Dogmenentwicklung (Opfertheologie), des scholastischen Objektrealismus (Universalienstreit) und der paranoiden Selbstverfluchung (Unfähigkeit zur Welt- und Herrschaftskritik: zur Aufklärung der Aufklärung). Ist der Faschismus die dritte Leugnung?
Ist die paranoide Form des Antisemitismus nicht der Schatten des im Bekenntnisprinzip und in der Rechtfertigungslehre sich verkörpernden Herrendenkens?
Steckt nicht in jeder Leugnung ein Stück präventiver Identifikation mit dem Aggressor, und ist die größte Gefahr heute nicht die der Paranoia (der Unfähigkeit zur Arglosigkeit)? Genau das, was die Kirche selbst als Erlösung verstanden hat, treibt die Leute heute aus der Kirche heraus. Das leisten heute die säkularen Instanzen besser, letztlich der Säkularisationsprozeß selber, der mit der kirchlichen Theologie begonnen hat. Der Exkulpationstrieb, den die Kirche erzeugt hat, wendet sich heute gegen die Kirche: weil niemand mehr die Schuld, die der Kirche zugewachsen ist, tragen kann.
Wenn das Bekenntnis die verdinglichte, instrumentalisierte und entfremdete Gestalt der Nachfolge ist, dann wäre die Kritik der Bekenntnislogik die erste Voraussetzung für die Freilegung des Nachfolgegebots. Wichtig die Beziehung zur Zeit: Zusammenhang mit einem Schöpfungsbegriff, der durch das Konzept der creatio mundi nur verstellt worden ist. Der Anfang ist nicht im Anfang, er wird am Ende sein.
Ist nicht die physikalische Idee einer Herstellung des Vakuums die der Herstellung der reinen Vergangenheit, deren Deckbild der Raum als die Form der Gleichzeitigkeit ist. Für die Naturwissenschaften sind die Dinge immer noch mit Zukünftigem „beschmutzt“.
Märchen beginnen mit dem „Es war einmal“, Sagen zitieren vergangene Zeiten. Sagen lehren den Stolz auf vergangene Herrlichkeit, Märchen die Trauer über vergangenes Glück. Das Märchen ist völlig frei von jeder heroischen Attitüde. Im Märchen wird der dumme Teufel von der ganz unheroischen List der Kleinen und Schwachen besiegt, und selbst des Teufels Großmutter hilft noch bei der Übertölpelung des Teufels.
Heute ist der Himmel leer: Inbegriff der (seit Kopernikus) vergangenen Zukunft.
Wird durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht das Moment des Gesehenwerdens in das Licht mit hereingenommen: Quellpunkt des Angesichts? Und ist es ganz illusionär, darin die beiden Augen des Rosenzweigschen Antlitzes zu erblicken?
Blut als verinnerlichte Scham: Es darf nicht nur kein Blut vergossen, nach der Tradition der Schrift darf auch kein Blut getrunken oder gegessen werden. Das Rot des Bluts ist das verinnerlichte Chlorophyll: darin steckt die gleiche Beziehung zum Licht, die in der Scham aufs Gesehenwerden, auf die Erkenntnis, nackt zu sein, sich bezieht. Pflanzen haben das Licht außer sich, Tiere haben es verinnerlicht. Stecken hier nicht die Verständnisgründe für das Symbol des Schwerts, für die Geschichte von der vom Blutfluß befallenen Frau, fürs Schwarzmondtabu?
Bezieht sich die Geschichte vom Binden und Lösen (auch in Hiob 3811) nicht auf die Macht der Vergangenheit? Und steckt nicht noch in den Anachronismen der Schrift ein Fingerzeig, ein Hinweis?
Wäre die Physik die Wahrheit über die Dinge, dann säßen die Menschen von Natur aus im Gefängnis. Aber ist nicht der Objektbegriff in der Tat der Schlüssel, der das Gefängnis der Subjektivität verschließt und die Subjektivität immer mehr zu einer Form der Isolationshaft macht?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie